Wie vielfältig Europa ist und gleichzeitig wie klischeebehaftet, ist mir mal wieder im Urlaub aufgefallen. Auf meiner Südosteuropa-Entdeckungstour ging es diesmal nach Albanien und in den Kosovo. Absichtlich hatte ich mich vorher weder per Reiseführer noch über das Internet informiert – ich wollte mich einfach überraschen lassen. Und das ist den Albanern und Kosovaren gründlich gelungen. Angefangen mit unserem Reiseführer Robert, der so perfekt und akzentlos deutsch spricht, dass alle ihn für einen Deutschen gehalten haben.
Dabei hatte alles auf dem Hinflug so klischeehaft angefangen. Unser Flieger von Frankfurt nach Tirana startete mit einer Stunde Verspätung, weil wir noch eine Person, die offensichtlich abgeschoben wurde, mitnehmen sollten. So nah hatte ich das noch nie erlebt.
Die 14-tägige Wanderrundreise hat uns zunächst vom Tirana Flughafen Mutter Theresa (mir war gar nicht bewusst, dass Mutter Theresa Albanerin war) ins schöne Shkodra geführt. Die Stadt hat mir nicht nur städtebaulich sehr gut gefallen. Besonders schön fand ich, was da abends auf den Straßen los war. Neben dem Jazz-Festival, das gerade stattfand, war wirklich jede Kneipe, Bar und Restaurant bestens mit gut gelaunten Leuten in Partystimmung gefüllt. Wie gerne hätte ich da mitgefeiert. Ein Spirit, der mir definitiv in Deutschland oftmals fehlt. Von überall her hörte ich Musik, teilweise mit Live-D-J’s.
Am nächsten Tag ging es dann durch die Drin-Schlucht zunächst nach Fierze und von dort zur Grenze in den Kosovo nach Prizren. Am sechsten Tag der Reise ging es wieder zurück nach Albanien, diesmal in das malerische Valbona-Tal, das ich allen Bergfetischisten nur heiß empfehlen kann. Selbst der Hammondorgel-unterstützte Gesang in der einzigen Kneipe in Thethi war zwar nicht schön, aber originell. Irgendwie waren da auch ziemlich wenig Frauen auf der Straße, dafür gab es viel Autobewegung.
Unsere albanischen Wandertage, über den Valbona-Pass, auf den Berg Rosi, den Pass Qafa e Pejes, zum Kaprea-Tal und schließlich zum Pass von Thore waren alle wunderschön, wenn auch anstrengend.
Wieder in der Stadt und diesmal zunächst in Kruja, hat mir der Basar unheimlich gut gefallen. Zum Schluss durften wir dann noch ein wenig von der Hauptstadt Tirana kennenlernen.
Mir hat die Reise insgesamt sehr gut gefallen und ich kann mir gut vorstellen, nochmals zurückzukehren, um noch mehr von Albanien kennenzulernen als nur den Norden des Landes.
Mir ist natürlich bewusst, dass ich nur einen kleinen Teil beider Länder kennengelernt habe und das auch noch aus einer sehr privilegierten Perspektive. Wir hatten sehr schöne Hotels, tolle Restaurants, wurden rumkutschiert und haben Dinge als selbstverständlich erlebt, die dem Durschnittsalbaner vermutlich versagt bleiben. Ich habe zudem sehr nette, hilfsbereite und gastfreundliche Menschen erlebt, die sich darüber freuen, dass Fremde ihr Land bereisen und sich für die Kultur und die Menschen zumindest ein wenig interessieren.
An der Anzahl der ausländischen Reisegruppen, die ich vornehmlich in den Städten gesehen habe, lässt sich ablesen, dass Albanien „in Mode“ zu kommen scheint. Ich hoffe, dass die Touristen ähnlich positive Erfahrungen machen wie ich und dass sie diese positiven Eindrücke auch mit nach Hause nehmen und dort verbreiten.