Corona-Tagebuch: Schloss Oelber am weißen Wege

Christina/ März 1, 2021/ Alltagsgeschichten

Was ist das Schönste in dieser sonst so trüben Zeit? Richtig, die Entdeckung von etwas Neuem, etwas Unerwartetem, das mich von Beginn an fasziniert, meine Fantasie in Gang setzt und meine ganze Aufmerksamkeit fordert. So eine Entdeckung durfte ich gestern machen. Die Rede ist vom Schloss Oelber am weißen Wege. Völlig unerwartet steht diese Schönheit plötzlich vor uns. Auch, wenn wir ihr leider nicht nahe kommen können, sind wir völlig gebannt, von der Ästhetik des Baus, der von Weitem wie eine mittelalterliche Anlage wirkt. Es fehlen nur noch die Ritter und die Burgfräuleins, dann wäre die Szenerie perfekt. Es schmerzt mich fast körperlich, diese Kleinod nicht erkunden zu dürfen. Aber vielleicht ein anderes Mal, post-Corona.

Die Wanderroute
An diesem Sonntag sind wir mal wieder in heimatlichen Gefilden unterwegs. Es geht nach Salzgitter, genauer gesagt zur Burgruine Lichtenberg an der wir unsere Wanderung starten. Wir lassen uns von einem Routenvorschlag des Sachsenkriegers inspirieren, gehen die Wegstrecke aber etwas anders.

An der Burgruine Lichtenberg
Der Parkplatz an der Burgruine ist an diesem Sonntagvormittag bereits gut besucht, obwohl das Wetter eher trüb und kalt ist. Wir laufen zunächst den Hügel zur Ruine hoch und schauen uns ein wenig um. Die Burg stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Anlage war damals von einem 12 m breiten Graben umgeben. Die 1,50 Meter dicken Grundmauern der Burg sind heute noch zu erkennen. Ein Wehrturm steht noch, der z.Zt. leider nicht erklommen werden kann. Gestaunt haben wir darüber, dass es seinzeit auf der Burg bereits in einigen Zimmer eine Art Heizung gab, Caminata genannt.

Als wir die Burganlage umrunden entdecken wir den Stempelkasten des Nördlichen Harzvorlandes und haben Glück, dass der Stempel weder beschädigt noch abgerissen ist. Nun ziert die Nummer 19 mein Stempelbuch.

Auf dem Salzgitter Kammweg
Wir verlassen das Burggelände und folgen zunächst der Ausschilderung des Calenberg-Harz-Weges, der uns zum Gaußstein führt. In diesem Gebiet hat der bekannte Mathematiker und Geodät einen Vermessungspfeiler errichten lassen. Sein Tun wird entsprechend mit diesem Gedenkstein gewürdigt.

Der Weg vom Gaußstein verläuft weiter über einen herrlichen Kammpfad des Salzgitter Höhenweges. An der nächsten Kreuzung biegen wir rechts ab und gehen ein Stück bergab in Richtung Oelber am weißen Wege. Wir folgen weiterhin der Ausschilderung des Fernwanderweges. Wir kreuzen einmal die Bundesstraße und wandern dann wieder leicht bergauf.

Der Märzenbecher blüht
Ein Stückchen später entdecken wir die ersten Märzenbecher, die den Waldboden fast teppichartig bedecken. Es ist schön zu sehen, wie die Natur langsam aus ihrem Winterschlaf erwacht und ein Zeichen der Zuversicht setzt. Im Laufe unserer Wanderstrecke kommen wir immer wieder an solchen Märzenbecherteppichen vorbei.

Schloss Oelber am weißen Wege
Wir nähern uns dem Ort Oelber am weißen Wege. Dort angekommen fällt unser Blick in der Ortsmitte sofort auf eine wunderschöne Gutsanlage. Wir tasten uns etwas heran, da sehen wir das große rote mit stilisierten Schwertlilien, eine sogenannte Fleur-de-Lis, verzierte Schild: Privat. Ach Schade. Aber es kommt noch schlimmer. Denn ein paar Meter weiter unten entdecken wir das Schloss Oelber, das wie eine mittelalterliche Burganlage in bestem Zustand auf uns wirkt. Aber, wir haben keine Möglichkeit zu dieser Festung zu gelangen, denn der einzige Zugang besteht über das ehemalige Rittergut, das ja nun leider im Privatbesitz ist.

Ich frage mich, wer wohl der Besitzer dieses herrschaftlichen und beeindruckenden Areals ist. Später finde ich heraus, dass es das Adelsgeschlecht „derer von Cramm“ ist, das zumindest in der Person von Gottfried von Cramm, eine außergewöhnliche Familiengeschichte verfügt. In den 1930er Jahren war von Cramm ein außerordentlich populärer Sportler und weist bis zu seinem Tode im Jahre 1976 eine interessante Lebensgeschichte auf.

Die Zusatzkennzeichnung des Ortes „am weißen Wege“ geht wohl auf ein historisches Kalkabfuhrwerk zurück, auf dessen Transportstraße weiße Kalkspuren den Weg markierten.

Weiter oben im Ort treffen wir zum einen auf den Privatfriedhof derer von Cramm, zum anderen werfen wir einen Blick auf die schöne Schlosskirche St. Annen. Die Innenräume bleiben uns leider verschlossen, dafür betrachten wir aber die schönen Epitaphen an der Außenmauer des steinernen Gebäudes.

Gänse als Wachhunde
Wir verlassen Oelber und gehen bergauf zum Elber Berg. Plötzlich vernehmen wir ein sehr lautes, aufgeregtes und fast aggressiv wirkendes Geschnatter. Drei Gänse kommen mutig auf uns zu. Sie sind sicher hinter einem Elektrozaun versteckt. Als wir näher herantreten wird das Geschnatter umso lauter. Mitunter, so lerne ich später, wurden Gänse auch als Wachhunde eingesetzt. Ein lautes Geschrei können sie auf jeden Fall sehr gut machen.

Am Rasteberg entlang
Es geht am Waldrand des Rasteberg entlang. Da kreuzen drei Rehe unseren Weg. Eines kann ich mit meiner Kamera gerade noch erwischen, bevor es im Wald verschwindet. Rückwärts werfen wir einen letzten Blick auf das schöne Dorf Oelber, rechter Hand haben wir bereits einen Panoramablick auf Baddeckenstedt. Für uns aber geht es in den Wald. Wir befinden uns im Naturschutzgebiet Steinbruch Baddeckenstedt. Nach einiger Zeit erreichen wir den Sportplatz Groß Elber, wo uns ein aufgeregtes Gekläffe empfängt. Das Areal scheint ein beliebter Treffpunkt von Hundebesitzern zu sein, die hier ihre Meute trainieren und ausbilden. Der Lärm ist wirklich unangenehm, sodass wir schnell auf dem „weißen Weg“ weiterziehen.

Dieser Teil der Strecke gefällt uns nicht so gut, da wir uns auf einem breiten Forstweg befinden, der teilweise doch recht matschig ist und wenig Abwechslung bietet. Nach einer ganze Weile erreichen wir das Naturschutzgebiet Tagebau Havelahwiese. Vom Tagebau selbst ist bis auf einen Teich nichts weiter zu sehen. Wir passieren den gleichnamigen Parkplatz und wandern schließlich über Altenhagen zurück zur Burgruine Lichtenberg, wo unser Auto steht.

Der Rundweg hat uns insgesamt gut gefallen, auch wenn der Rückweg aufgrund des Forstweges ein wenig langweilig ist. Während der erste Teil der Strecke über den Calenberg-Harz-Weg gut ausgeschildert ist, empfiehlt es sich für den zweiten Teil einen GPS-Track dabei zu haben.

Das Fazit: Die Highlights dieses Wanderweges liegen definitv am Anfang der Route. Trotzdem sind wir sehr erstaunt, welche Schönheiten Salzgitter zu bieten hat.

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