Im Hildesheimer Wald: grauer Nebel, Matsch und Apfelkuchen
Mal wieder liegt ein dichtes, eintöniges Grau über der Stadt. Es ist ein dunkler, schwerer Schleier, der sich über alles legt, alles Licht schluckt und auch diesem Tag einen düsteren und tristen Anstrich gibt. Gesellt sich noch leichter Sprühregen dazu, dann ist die Tristesse perfekt. Von dieser Wetterlage hatten wir in letzter Zeit genug, wie ich meine. Da hilft nur eins: ein Wanderziel suchen, rein ins Auto und ab dafür. An diesem Sonntag verschlägt es uns in den Hildesheimer Wald, einem Höhenzug des Innersteberglandes. Tatsächlich ist dies nicht mein erster Besuch im Hildesheimer Wald. Ich war bereits auf dem Tosmarkamm unterwegs und auch das Kloster Marienrode habe ich schon wandernd erkundet. Aber zu meiner Überraschung gibt es noch mehr schöne Ecken auf diesem Höhenzug zu entdecken. Und davon will ich mich heute überzeugen.
Eine Brücke über die warme Beuster
Bisher war mir die kalte und warme Bode im Harzer Bodetal ein Begriff. Von dem Fluss Beuster hatte ich bisher noch nichts gehört. Das sollte sich heute ändern, schließlich wollten wir denselbigen auf einer Holzbrücke überqueren. Wir starten unsere 20 km lange Tour im Stadtteil „Hildesheimer Wald“, in der Nähe des Boschgeländes. Nach einer kurzen Strecke auf Asphalt geht es in den Wald, zunächst auf den Rennstieg. Leider sind die Wege aufgrund von Waldarbeiten von den Caterpillar-Fahrzeugen sehr aufgerissen und matschig. Gefühlt geht es zunächst kreuz und quer durch den Wald, zu sehen gibt es erstmal nichts, außer eben Bäume. Nach einer ganzen Weile, ca. acht Kilometern, erreichen wir die Brücke an der warmen Beuster. Zusammen mit der Überführung, dem Moos und den dichten Blättern auf dem Boden ergibt sich ein erstes stimmungvolles Bild.
Hinter der Brücke geht es kurz bergauf und dann rechter Hand weiter. Wir erblicken einen Wegweiser zum Haus Escherde mit einem Symbol für „Essen & Trinken“, auch als Klosterstübchen bekannt. Hm, klingt verlockend aber leider müssen wir diese Versuchung links liegen lassen. Wir gehen weiter in Richtung Hildesheimer Aussichtsturm. Hier soll es auch eine Waldgaststätte geben. Hoffentlich ist sie geöffnet.
Wo liegt Kötschach-Mauthen?
Zunächst passieren wir eine Bank mit Heiligenverehrung, dann kommen wir an eine Kreuzung, an der sich die Forstgemeinschaft Himmelsthür mit einem Gedenkstein verewigt hat. Etwas irritiert sind wir über die Richtungsschilder, die nach Paris, London, Kopenhagen und Kötschach-Mauthen weisen. Wo bitte liegt denn Kötschach-Mauthen? Ein Blick auf das Google-Universum sagt uns, dass der Ort in Kärnten liegt. Trotzdem verstehen wir den Zusammenhang nicht. Ob Kötschach-Mauthen vielleicht eine Partnerstadt von Himmelsthür ist? Wer weiß. Wiederum ein Stückchen weiter stoßen wir auf einen Gedenkstein der Forstgemeinschaft Sorsum. Auf diesem wurden die Holzvorsteher der letzten 175 Jahre verewigt. Von hier aus ist es nur ein kurzes Stück und dann liegen auch schon der Hildesheimer Aussichtsturm samt Waldgaststätte in unserer Reichweite. Und ja, wir haben Glück, die Gaststätte hat geöffnet. Wir treten vorsichtig ein und da passiert es: wir lernen Gustav kennen und sind sofort verliebt.
Ein Hund namens Gustav
Gustav, das ist der süße und zutrauliche Hund, der zur Gaststätte gehört. Wir lassen uns in dem gemütlichen, schön dekorierten und wohltemperierten Raum nieder. Ach ist das schön, aus dem kuscheligen, warmen Zimmer in die trübe Kälte hinauszublicken. Wir bestellen unsere Getränke und dann kommt er, der wohl beste Apfelkuchen, den ich seit langem mitgegessen habe. Es ist ein wirklich großes Stück, reich belegt mit Apfelscheiben und leckeren Butterstreuseln. Darunter eine Schicht Quark und herrlicher Mürbeteig. Ein Gedicht! Gustav stattet uns immer wieder einen Besuch ab. Als dann noch ein Freund von ihm den Raum betritt, ein Bernhadiner, ist er komplett aus dem Häuschen.
Draußen ist bereits die Sonne untergegangen. Zeit also, die gemütliche Waldgaststätte zu verlassen, denn schließlich müssen wir noch zurück durch den dunklen Wald zu unserem Ausgangspunkt. Und diesen Abstieg hatten wir gar nicht erwartet. Bewaffnet mit Taschenlampe geht es vorsichtig bergab durch das nasse Laub. Nach diesem etwas abenteuerlichen Talweg kommen wir sicher zurück zur Straße noch schwelgend im Apfelkuchenkoma.