Deutscher Mühlentag 2022

Christina/ Juni 15, 2022/ Alltagsgeschichten, Kultur

Wir haben Pfingstmontag und damit Deutschen Mühlentag. Wir wollen ein paar der technischen Meisterwerke erkunden, die wir noch nicht kennen. Ich informiere mich im Internet und wähle die Mühle Liesebach in Räbke aus. Dann fällt mir noch die Wassermühle in Klein Quenstedt auf. Und wenn wir schon einmal in der Nähe von Halberstadt sind, verbinden wir das Ganze mit einer schönen Radtour, die uns zur Rothen Mühle bei Wernigerode führt. Nur das Wetter spielt nicht so richtig mit: es ist warm, aber wechselhaft. Zweimal müssen wir vor Schauern fliehen.

Liesebachmühle in Räbke
Wir starten in Räbke. Auf der Armen Reihe parken wir etwas weiter hinten. Es scheint schon recht voll zu sein. Als wir das Gelände erreichen sind wir allerdings überrascht. Der Hof der Mühle ist gerammelt voll. In der Mitte sind Bierbänke mit Zeltdach aufgebaut. Drumherum gibt es diverse Fressbuden: neben Bratwurst und Kuchen scheint das Holzofenbrot der Renner zu sein. Es ist kaum ein Durchkommen bis zum Eingang der Mühle. Nach all der Zeit des Abstands und des Maskentragens fühlt sich das alles doch ein wenig komisch an.

Wir kommen gerade rechtzeitig zur nächsten Mühlenführung an. Das Bauwerk hat drei Etagen. Die Mühle Liesebach wurde 1236 errichtet. 1905 kaufte Franz Liesebach die Mühle, die er bis 1955 in Betrieb hatte. Pro Tag wurden hier bis zu 3 Tonnen Mehl hergestellt. Der Förderverein Mühle Liesebach e. V. erweckte die Mühle wieder zum Leben. Seither wird sie von der Schunter angetrieben.

Im Erdgeschoss ist der Andrang noch gut zu ertragen. Im ersten Stock wird es schon gedrängter. Im zweiten Stock ist es uns dann schließlich zu kuschelig, so dass wir uns wieder in den Hof begeben. Auch hier ist an den Kauf einer Bratwurst nicht zu denken. Wir steigen wieder ins Auto und fahren weiter in Richtung Halberstadt. Während der Himmel im Braunschweiger Land fast strahlend blau war, ziehen jetzt am Horizont dunkle Wolken auf. Wir fahren doch hoffentlich nicht in den Regen hinein?

Entlang der Holtemme
Wir erreichen Klein Quenstedt und erleben hier dasselbe Bild wie in Räbke. Das Gelände ist hoffnungslos überfüllt. Allerdings geht es hier mit der Bratwurst schneller. Gerne hätten wir uns noch einer Führung angeschlossen, aber bis 14:30 Uhr ist alles ausgebucht. Also ziehen wir weiter. In Halberstadt parken wir das Auto und fahren mit dem Rad weiter. Die Tour führt uns entlang der Holtemme. Bereits kurz nach dem Start frischt der Wind kräftig auf. Da kommen wir am Gut Mahndorf vorbei. Das Hofcafé sieht schon sehr einladend aus – leider sind alle Sitzplätze belegt. Wir drehen eine Runde über das Gelände und fahren schließlich weiter. Wir fahren einen Feldweg entlang und erleben plötzlich unser lilafarbenes Wunder:Ja, sind wir hier denn in Südfrankreich? Zwei Felder mit lilafarbenen Blumen soweit das Auge reicht liegen vor uns. Sofort denken wir an die Lavendelblüte in der Provence. Tatsächlich handelt es sich hier „nur“ um Bienenweide. Aber egal, mit ein bisschen Fantasie ist das hier Aix en Provence für uns. Während wir noch verträumt an unseren Frankreichurlaub denken, fängt es an zu regnen. Wir stellen uns unter ein paar Bäume. Es ist zum Glück nur ein kurzer Schauer.

Wir radeln gemütlich weiter und erreichen Derenburg. Hier lockt die Schloßvilla. Allerdings ist hier überhaupt nichts los, im Gegensatz zu den anderen Attraktionen. Wir entscheiden uns dafür, erstmal weiterzufahren. Da entdecken wir linker Hand die Harzer Glasmanufaktur. Da gehen wir mal rein. Gut das ist jetzt nicht so ganz unser Geschmack. Wir schauen uns trotzdem einmal um und brechen dann nach Minsleben auf.

Pitschnass in die Rothe Mühle
Vorbei am Museumshof Ernst Koch geht es weiter entlang der Holtemme in Richtung der Rothen Mühle. Plötzlich verläuft der Radweg durch einen Fluss. Was ist das denn? Von oben lässt sich nicht so richtig abschätzen, wie tief das Wasser ist. Also, Anlauf nehmen und durchfahren. Ja Pustekuchen. Das Wasser spritzt schön hoch, die Schuhe sind durchnässt, die Fahrradhose ist nass. Mist! Die Stimmung erlebt nicht gerade ihren Höhepunkt.

Draußen im Garten vor der Rothen Mühle ist die Hölle los. Aus den Lautsprechern dröhnt fiese Schlagermusik, Aperol Spritz gibt es auch nicht. Ich ziehe mich auf der Toilette erstmal um, damit meine Hose ein wenig in der Sonne trocknet. Mit Kaffee und Bier setzen wir uns an einen ruhigen Tisch mit Blick auf das Wasser und den Garten. Ach das kurze Sonnenbad tut gut. Dann machen sich allerdings wieder erste schwarze Wolken am Horizont bemerkbar. Wir treten den Rückweg an und strampeln was das Zeug hält. Bei einem Blick zurück sehe ich, dass es hinter uns bereits regnet.
Mit letzter Kraft erreichen wir Haldensleben. Jetzt tröpfelt es schon leicht. Als wir schließlich das Auto erreichen fängt es richtig an zu gießen. Da haben wir wirklich Glück gehabt.

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