Denis Stuart Rose: Der konservierte Tod

Christina/ Mai 1, 2023/ Kultur

Kunst zum Nachdenken und nicht nur zum Konsumieren, das verbinde ich mit den Ausstellungen des Braunschweiger Künstlers Denis Stuart Rose. Und da ich mich gerne meines eigenen Verstandes bediene, sind die Arbeiten dieses Kulturschaffenden genau das richtige für mich. Die Schauen sind wohltuende Abwechslungen in Zeiten des Informations- und Bilderrausches. Vom 29. April bis zum 20. Mai. 2023 zeigt Denis Stuart Rose seine Werke mit dem Titel „Der konservierte Tod„im Braunschweiger einRaum5-7. Diese Ausstellung versteht er als Weiterführung des in 2000 begonnen Zyklus „Braunschweiger Totentanz“.

Keine Ausstellung für kunstverständige Damen
Wir stehen an diesem kühlen und regnerischen Abend im Handelsweg, direkt vor dem einRaum5-7. Hier soll in ein paar Minuten die Vernissage zur Ausstellung „Der konservierte Tod“ eröffnet werden. Noch sind die Vorhänge des kleinen Raums geschlossen. Pünktlich um 19 Uhr betreten die ersten Gäste die Künstlerwerkstatt. Gefühlte fünf Minuten später verlässt ein sehr gut gekleidetes älteres Ehepaar wieder den kleinen Kunstraum. Die Gesichtsausdrücke wirken irritiert, wenn nicht sogar etwas indigniert. Schnell wird deutlich, dies ist keine Ausstellung für kunstverständige Damen und Herren, die gerne vor Ort mit ihrem Wissen glänzen während der Champagner lustig in ihrem Glas perlt und bewundernde Augen an ihren Lippen hängen.

Nein, dies ist eine Ausstellung mit Exponaten, die die Grausamkeit der Welt widerspiegeln. Die Fratze des Unangenehmen starrt das Publikum direkt aus toten Stahlaugen an. Die fünf Behälter, die an Einweckgläser erinnern, machen es schnell deutlich: hier geht es förmlich um das Eingemachte. Etwas konservieren kann auch bedeuten, totes Gewebe oder Organe in einer Flüssigkeit aufzubewahren. Im Fall von Stuart Rose handelt es sich um Öl. Die Substanz verhindert, dass die Objekte mit Luft in Berührung kommen, sodass sie nicht so schnell vergehen. Diese Kunstgegenstände haben mahnenden Charakter. Die ausgestellten Skizzen als Teil der Ausstellung zeigen, wie der Künstler seine Eindrücke historischer Ereignisse oder literarischer Erzählung verarbeitet und umgesetzt hat.

Was geschah mit Wolfgang Grams?
Das kann der ungeklärte Tod von Wolfgang Grams in Bad Kleinen sein, der einsame Tod dreier Gringos in der mexikanischen Wüste oder die unaussprechlichen Grausamkeiten des Naziregimes im Dritten Reich. Dabei ist Stuart Rose niemand, der seinem Publikum mit dem erhobenen Zeigefinger den Abend verderben will.

Vielmehr regen die gezeigten Stücke dazu an, sich selbst Fragen zu stellen: „Was geschah wirklich mit Wolfgang Grams„? „Zu welchen Grausamkeiten sind Menschen in der Lage, wenn diese Macht über andere haben?“ Und wie verhält es sich mit der Erzählung „Im Busch im Mexiko“ bei dem drei Amerikaner ihr Leben lassen? Klingt ein wenig nach verkehrter Welt, denn sind es nicht vielmehr die mexikanischen Einwanderer, die in der amerikanischen Wüste ihr Leben lassen? Wie dem auch sei, die Geier kreisen schon …

Im Busch in Mexiko

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