Spring Vibes – Pop meets Klassik
Dieses Wochenende steht im Zeichen der klassischen Musik. Am Freitagabend treten im Roten Saal zwei ukrainische Künstler auf. Angekündigt sind sowohl Klavierkonzerte von Chopin als auch deutsche und italienische Lieder. Gesammelt wird für den guten Zweck. Am Samstagabend ist wieder Showtime bei den Schlaraffen. Hier erwarten uns „Spring Vibes“ mit der deutsch-schwedischen Opernsängerin Mariella Karle und dem Pianisten Thomas Bode. Man möge es uns verzeihen, aber das zweite Konzert hat uns besser gefallen.
Scho’pins Scherze
Oftmals ist es nicht so einfach im Roten Saal einen guten Platz zu ergattern. An diesem späten Freitagnachmittag jedoch bleibt der Raum halbleer. Vielleicht liegt es an der frühen Uhrzeit. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der Aufsteller vor dem Gebäude Scherze von Schopin ankündigt. So manchen mag von dem chinesisch klingenden Namen abgeschreckt sein. Schließlich ist die Spionage-Tätigkeit eines deutschen Ehepaar zuletzt so Manchem sauer aufgestoßen. Nun Spaß beiseite, die Scherzi des polnischen Komponisten Frédéric Chopin schlagen einen wilden und dämonischen Ton an. Zudem sollen sie sehr schwer zu spielen sein. Nun mit Prof. Dr. Anton Genkin scheint man keinen Unbekannten gefunden zu haben. Mit großer Verve und – soweit ich das beurteilen kann – großem künstlerischen Verständnis bringt Genkin die dramatischen Stücke auf die Bühne. Und spätestens hier wird deutlich, was ich doch für ein Laie bin. So habe ich tatsächlich bei Scherzi an Scherze gedacht. Aber halt, Schumann scheint es ja ähnlich ergangen zu sein.
Gemischte Gefühle
Aber ja, die langen und düster klingenden Klavierstücke sind keine leichte Kost an diesem frühen Abend. Dagegen schlagen die Lieder, gesungen von Nadiya Terza, einen sehr viel höheren Ton an. Die junge auffallend hübsche Frau kündigt alle Musikstücke sowohl in deutscher als auch in ukrainischer Sprache an. So hoch ihre Gesangeskunst vielleicht auch sein mag, die versprochene gemütliche und warme Atmosphäre des Konzerts will sich nicht einstellen. So mancher Ton klingt sehr schrill in meinen Ohren und die Performance wirkt doch sehr steif. Es ist verständlich, dass Terza aufgeregt ist. Man sieht es an ihrer verkrampften Körperhaltung, die sich auf das Publikum überträgt. Am Ende des Konzerts scheinen mir die Gefühle gespalten zu sein. Während einige Zuschauer um eine Zugabe bitten, haben andere bereits den Saal verlassen.
When Pop meets Classic
Nur einen Tag später steht das nächste Konzert an. Wir sind wieder einmal im Haus der Schlaraffen. Mit „Spring Vibes“ soll der Frühling begrüßt werden. Der Lenz hat in diesem Jahr recht lange auf sich warten lassen. Jetzt steht er vor der Tür. Und spätestens nach diesem Konzert muss er sich zeigen. Bereits im ersten Lied „April“ des italienischen Komponisten Francesco Paolo Tosti wird das Stimmvolumen von Karle deutlich. Es ist nicht nur die warme und wohl klingende Stimme der Sängerin, die diesen Abend zu einem Erlebnis macht. Nein, es ist die Kombination aus ihrer äußerst sympathischen Erscheinung und ihrem bescheidenes Auftreten, die das Publikum für sie einnimmt. Thomas Bode am Klavier macht ebenso einen sehr soliden Eindruck. Die beiden scheinen gut miteinander zu harmonieren. ZudÜem gibt es zu dem Musikstück eine kleine Einführung, meist in Form einer Übersetzung des Textes.
L’Amour est un oiseau rebelle
Neben klassischen Arien, wie Nessun Dorma aus der Oper „Turandot“ oder die allseits beliebte Habanera aus „Carmen„, streuen die beiden immer wieder Titel aus dem Genre der Pop Musik ein. Künstlerinnen und Künstler wie Alicia Keys, Elvis, ABBA und auch Pink sind vertreten. Als Hausherr Thomas Ostwald das Duo nach gut zwei Stunden Gesangeskunst abmoderieren will, werden die Rufe nach einer Zugabe immer lauter. Karle fragt das Publikum, ob sie noch ein Stück von Verdi oder lieber von Disney singen soll. Klar die Antwort kann nur lauten: beides!
Furioses Finale
Beim Klassiker „Libiamo ne’lieti callici“ von Verdi gibt es dann kein Halten mehr. Die Begeisterung hat definitiv ihren Höhepunkt erreicht. Bravo Mariella, bravo Thomas, bravo an das Haus der Schlaraffen. Wir hoffen alle, dass es nach der Sommerpause im Herbst weitere Veranstaltungen dieses Kalibers gibt.