Ora et labora
Was hat der Besuch des Klosters Walkenried im Harz mit dem Nahen Osten zu tun? Richtig, die Gesschichte der Klöster begann im Nahen Osten. Genauer gesagt in Ägypten (Antoniuskloster) und in Palästina. Die ersten Klöster sind im 4. Jahrhundert aus Einsiedlerkolonien hervorgegangen. Das von 361 bis 363 in Ägypten errichtete Antoniuskloster (Antonius dem Großen gewidmet) wird als das älteste christliche Kloster der Welt angesehen.
Die christliche Klostergeschichte begann also im Nahen Osten. Die ersten „westlichen“ Klöster wurden dann in 500 n.Chr. zunächst in Frankreich gebaut. Beim Kloster Walkenried handelt es sich um ein Kloster des Zisterzienser-Ordens. 1098 wurde das „Headquarter“ der Zisterzienser im burgundischen Citeaux gegründet. Von hier aus verbreitet sich der neue Orden der „Weißen Mönche“ – ihre Ordenstracht ist im Gegensatz zu den schwarzen Kutten der Benediktiner weiß – in einem schnellen Tempo über ganz Europa. „Markenzeichen“ dieses Ordens ist der Anspruch aus eigener wirtschaftlicher Kraft zu leben. Dafür bestand der Ordens aus „adligen“ und „bäuerlichen“ Mönchen. Die bäuerlichen Mönche, die sogenannten Laienbrüder, waren dabei die Arbeiter, die für die Bestellung der Güter sorgten. Nach zwei Jahrhunderten der Prosperität wird das Kloster im 15. Jahrhundert von einer wirtschaftlichen Krise und Baueraufständen erfasst; Ende des 16. Jahrhunderts verschwindet das Kloster zunächst in der Bedeutungslosigkeit.
Die Ruine der ehemaligen gotischen Klosterkirche, der doppelschiffige Kreuzgang, die Klausur und der ehemalige Kapitelsaal können heute noch besichtigt werden. Es lohnt sich, einer der ca. 1 stündigen Führungen mitzumachen.
Besonders gut hat mir dieses Gedicht am Eingang zum ehemaligen Kapitelsaal, der heute als Kirche genutzt wird, gefallen:
Etwas sagt:
Du schaffst es nicht mehr
vielleicht schaffst Du es nie
obwohl
Du
nichts merken willst
irgendwo
in Deiner Ohnmacht
klebst Du
hängst Du
schweigst Du Dich fest
wirf ab …
Ich bin da
spürst Du es nicht
komm jetzt –
Du kommst –
und kommst an
(Sr. Christamaria Schröter, Bleib der Wolke nah).
http://www.petrabettermann.de/gedichte-texte/
Vom Kloster Walkenried ging es dann über den Eselstreiberweg, die Bremer Klippe und Helenruh entlang des Kaiserwegs zu Fuß nach Braunlage.