Das Zwitterschloss in Liebenburg
Es muss nicht immer Harz sein. Auch im nördlichen Vorland gibt es schöne und teilweise unbekannte Ecken zu entdecken. So zum Beispiel das Zwitterschloss in Liebenburg. Für Stempeljäger beinhaltet die Wandertour zudem gleich drei Stationen: den Schröderstollen, die ehemalige Bockwindmühle Liebenburg und die Schlosskirche auf dem Burgberg. Die Tour ist mit insgesamt 15 km und einer größtenteils flachen Strecke gut zu bewältigen.
Hüttengaudi im Harzvorland
Wir steuern zunächst die Bushaltestelle „Schule am Scloss“ am Ortsausgang von Liebenburg an und landen auf dem Parkplatz des Waldcafés „Hüttenzauber„. Damit ist schon einmal die Versorgung nach der Wanderung gesichert. Das fängt ja gut an. Die Wegbeschreibung zur Tour „Station 4. und 5. Rundwanderung Schröderstollen und ehem. Bockwindmühle Liebenburg“ habe ich mir im Wanderportal „outdooractive.com“ heruntergeladen. Warum die Strecke mit dem Schwierigkeitsgrad „schwer“ gelabelt ist, hat sich uns nicht erschlossen. Vielleicht ist damit die Streckenlänge gemeint. Technisch oder konditionell gibt es u.E. keine großen Anforderungen.
Wir wandern zunächst durch einen kleinen Park und gelangen dann auf die Hauptstraße in Liebenburg. Dort fällt uns die schöne Domäne auf, die sich in einem ehemaligen Rittergut mit wechselhafter Geschichte befindet. Da wir der Wanderbeschreibung an der Straße nicht folgen wollen, fragen wir bei Einheimischen nach einer Alternative und wir haben Glück. Eine freundliche ältere Dame empfiehlt uns den Feldweg nach Groß Döhren, der sich dann auch als sehr schön herausstellt.
Im Ort selber wird die Beschreibung wieder etwas ungenauer. Wir erreichen Klein Döhren aber ohne Probleme und fragen einfach nochmals nach. Als die befragte Dame ihre Auskunft mit dem Satz: „Ich kenne eigentlich nur einen Stollen“ beginnt, geht bei mir sofort die Fantasie durch und ich beende den Satz in Gedanken „… und das ist der Christstollen an Weihnachten.“ Zum Glück betreibt die Frau keine Telepathie, sodass wir nach der Erläuterung den Weg zum Stollengelände schnell finden. An dieser Stelle heimse ich den ersten Stempel ein. Am Schröderstollen gibt es auch einen schönen geologischen Pfad, den müssen wir aber ein anderes Mal begehen, denn wir wollen weiter nach Neuenkirchen.
Mühlenland ist abgebrannt
Wieder geht ees über einen schönen Feldweg, der im Rückblick die Sicht auf Groß Döhren freigibt. Kurz vor Neuenkirchen fragen wir zwei Radfahrer nach dem weiteren Wegverlauf zur ehemaligen Bockwindmühle. „Zur Bockwindmühle?“, heißt es da erstaunt. „Die ist doch abgebrannt, die gibt es nicht mehr.“ Ja, das hatten wir bereits gelesen, wir müssen aber trotzdem in die Richtung. Schließlich überqueren wir die Schafbaden-Brücke, gehen nach rechts und biegen nach kurzer Zeit linker Hand in einen weiteren Feldweg ein, der uns direkt nach Liebenburg zurückführt. Das ehemalige Mühlengelände ist uns allerdings nicht aufgefallen.
Schwarze Brühe in altbackenem Geschirr
Als wir unseren Ausgangspunkt erreichen freuen wir uns auf einen Kaffee. Im „Hüttenzauber“ ist es proppenvoll, dennoch ergattern wir ein schattiges Außenplätzchen im Garten. Ich bestelle eine Tasse Kaffee (hier muss es draußen also kein Kännchen sein) und bin erstaunt, als die Lieferung auf meinem Tisch eintrifft. Es ist nicht so sehr, das etwas altbackene Geschirr, das mich irritiert. Nein, vielmehr ist es die halbvolle Tasse (hatte ich einen Espresso bestellt?) mit der lauwarmen, schwarzen Brühe (so dünn ist der Kaffee), die mir serviert wird. Das ist echt schade, weil das Waldcafé von außen wirklich einen guten Eindruck macht und das Personal sehr freundlich ist. Mein Tipp: Es gibt da zwischenzeitlich schon sehr gute Industriekaffeemaschinen, die einen prima Café Crème produzieren.
Das Zwitterschloss von Liebenburg
Wir zahlen auch gleich, weil wir noch auf den Burgberg wollen. Es locken sowohl die Schlosskirche von Liebenburg als auch der Hausmannsturm. Oben auf der Anhöhe werden wir von den Bässen der Jugendlichen empfangen. Das scheint hier ein beliebter „Hang-out“ zu sein, auch wenn die Akustik übersteuert ist. Zum Schloss gehört ein Skulpturenpark. Die ausgestellten Kunstwerke haben sich uns in ihrer Bedeutung nicht erschlossen. Ich schicke ein Handyfoto an eine kunstverständige Freundin mit der Frage: „Ist das Kunst?“ Ihre Antwort: „…oder kann das weg?“
„Was ist das jetzt eigentlich, Tofu oder Wurst?“, mag man sich beim Anblick des Schlosses fragen, das eher wie eine Kirche wirkt. Und tatsächlich, das Gebäude beherbergt beides: Im Westteil der Anlage befindet sich eine katholische Barockkirche, im Ostflügel war viele Jahre das Amtsgericht untergebracht.
Heimat neu entdecken!
Wir wollen noch auf den Bergfried und die Aussicht vom Hausmannsturm genießen. Vom Turm haben wir einen hervorragenden Blick auf den Brocken und sein Vorland. Die Abendsonne taucht die Landschaft in ein herrliches Licht und lässt sowohl die Felder als uch die Häuser der Umgebung leuchten.