Algarve: Kulturelle Schätze

Christina/ Juni 10, 2023/ Kultur

Ich bin nicht das erste Mal in Portugal. Wohl aber an der Algarve. Dass dieser schöne Flecken Erde die zweite Heimat der Engländer ist, war mir so nicht bewusst. Albufeira ist also das britische Pendant zum Ballermann auf Mallorca. Trotz der Partymeilen in Lagos, Carvoeiro und Albufeira, lässt sich auch Kultur in den Küstenorten entdecken. Wer daran interessiert ist, sollte dies tagsüber tun. Denn abends sind die Orte fest in der Hand der Party People.

Ankunft in Lagos
Bei der Ankunft in Faro am Donnerstagabend wundern wir uns noch über den leeren Flughafen. Hier ist wohl noch keine Saison. Dieser Eindruck ändert sich schnell als wir unser Hotel in Lagos erreichen. Sowohl im Foyer des Hotels als auch am Pool wird dem Alkohol schon fröhlich zugesprochen. Noch bin ich etwas irritiert, bald aber kommt Licht ins Dunkel. Zwei Stunden nach unser Ankunft machen wir uns in Richtung Innenstadt auf. Wir wollen zu Abend essen. In der Fußgängerzone herrscht das pralle Leben. An jeder Ecke hört man Livemusik, mal mit Gesang, mal ohne. Mit Mühe können wir noch einen Tisch im Freien ergattern. Schnell wird klar, der ein oder andere bereitet sich auf seinen Kneipen- und Diskoabend vor. Nach dem Essen machen wir noch einen Streifzug durch die Altstadt. Wir verstehen, dass wir tagsüber wiederkommen müssen – der Abend gehört den Partygängern.

Die Innenstadt von Lagos entdecken wir erst am dritten Tag. Da kommen wir frühzeitig von einer Wanderung zurück und haben noch Zeit an der Festung vorbeizuschauen, der Santa Maria Kirche und dem ehemaligen Sklavenmarkt. Vielmehr ist kaum möglich, da schon wieder überall die Musik aus den Gassen dröhnt. Wir retten uns ins Centro Ciência Viva de Lagos und entdecken nebenan eine nette Bar, die einen schönen Blick über den Hafen eröffnet und ruhig ist. Hier lassen wir den Tag ausklingen. Als wir ins Hotel zurückkehren und gerade vom Duschen kommen, hören wir auf unserem Balkon jede Menge Lärm. Engländer mittleren Alters sitzen an einem Tisch um den Pool herum. Literweise wird Bier konsumiert und nach einer Weile schubst man sich gegenseitig vollständig bekleidet in den Pool. Jetzt ist auch klar, warum sich gegenüber vom Hotel strategisch günstig zwei Pubs niedergelassen haben. Hier werden samstags Fußballspiele gezeigt. Logisch, dass sich hier die englischen Fußballanhänger zuhause fühlen und den Barbesitzer zu einem reichen Mann werden lassen.

Carvoeiro und Albufeira
Den Höhepunkt der Partykultur erleben wir eindeutig in Albufeira. Carvoeiro streifen wir auf einer Wanderung mittags. Auch hier ist die Fußgängerzone in Strandnähe voll besetzt. Es ist fast unmöglich noch einen Tisch zu ergattern. Als wir schließlich doch noch ein Plätzchen finden, bittet man uns sogleich, doch ein Stückchen weiter zu rücken – wir würden die Sicht versperren. An dem Tag wandern wir durch die sieben hängenden Täler bis zum Praia da Marinha. Dort werden wir abgeholt und nach Albufeira gebracht. Auch hier wollen wir zu Abend essen – am liebsten in der Altstadt. Als wir dort ankommen ist es noch relativ ruhig. Nervig sind die „Anwerber“ vor den Restaurants, die mich nicht einmal in Ruhe die Speisekarte studieren lassen.

Wir verlassen den Innenstadtbereich und entdecken ein griechisches Restaurant. Wir landen im „Os Gregos„, ein Volltreffer. Vater und Tochter geben hier wirklich ihr Bestes: gute griechische Küche zu vernünftigen Preisen mit gut gelaunten Inhabern. Mein Wolfsbarsch ist wirklich gut und wird extra für mich filetiert (in Portugal wird Fisch meistens im Ganzen serviert). Sehr zufrieden verlassen wir diese kleine Oase wieder und machen uns auf den Heimweg. Naja, leichter gesagt als getan. Mittlerweile haben die Partygäste die Innenstadt in Beschlag genommen. Wir wissen gar nicht so recht, wo wir zuerst hinschauen sollen: zum Puppenspieler, zu den Karaoke-Sängern oder zu den zahlreichen Live-Auftritten, die sich mit ihrer Kakophonie gegenseitig übertreffen? Uns ist völlig schleierhaft, wie man in diesem Lärm Essen kann, vor allen Dingen mit kleinen Kindern?!

Egal, wir haben mittlerweile nämlich ein ganz anderes Problem. Wie finden wir zurück ins Hotel? Wir irren durch die dichtgedrängten Massen und die Gassen. Mist, hier sieht alles gleich aus. Wo sind wir noch hergekommen? Wir sind kurz davor, eine Polizeistreife anzusprechen, als ich ein Geschäft erkenne, dass wir auf dem Hinweg passiert haben. Huh, der Puls geht langsam zurück. Na, das ist gerade noch einmal gut gegangen.

Gemütlichkeit in Faro
Am fünften Tag kommen wir in Faro an. Jetzt heißt es durchatmen. Auch, wenn hier gefühlt alle zwei Minuten ein Flieger über die Stadt geht und der Wind hier wirklich stramm ist, ist es hier angenehm ruhig. Weit und breit sind keine saufenden Engländer in Sicht. Hier haben wir endlich die Chance, der portugiesischen Kultur etwas auf den Zahn zu fühlen. In der Touristinfo geben wir uns einer Fado-Session hin. Die Touristeninformation befindet sich in einem historischen Gebäude, einer ehemaligen Kapelle. Auf dem Glockenturm befindet sich ein riesiges Storchennest. Zwei weitere thronen eine Stufe tiefer. Als wir am nächsten Tag an einer Free Walking Tour teilnehmen, sehen wir immer wieder Storchennester auf Kirchen und erfahren, dass diese geschützt sind.

Ausklang in Tavira
Die Küstenstadt Tavira ist unsere letzte Station. Unsere Wanderung führt von Fuzeta über das Naturschutzgebiet Ria Formosa und den Strand von Barril zur Insel Tavira. Von hier nehmen wir die Fähre zum Ort Tavira. Nach der langen Wanderung in der knalligen Sonne, machen wir uns erstmal im Hotel frisch. Zum Sonnenuntergang unternehme ich noch einen Spaziergang durch die Altstadt. Das lohnt sich wirklich. In die warme Abendsonne getaucht, wirkt der Ort wirklich sehr malerisch. Ich komme am städtischen Museum vorbei, passiere die ehemalige Festung, entdecke das „Fado com Historia“ und gehe schließlich über die Brücke des Flusses Gilão und gelange so in das Restaurant- und Kneipenviertel der Stadt. Hier befinden sich viele schöne Gebäude, die einen Besuch lohnen. Bei Sonnenuntergang trete ich den Rückweg ins Hotel an. Ich stelle fest: Jenseits der Partytums haben die Orte an der Algarve einiges zu bieten.

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