Frauen im Widerstand: gestern und heute
Frauen im Widerstand gegen Diktaturen, Unterdrückung und Unrecht, das hat es immer wieder gegeben. Da sind zum Beispiel die couragierten Suffragetten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die für ihre Rechte kämpfen. Dann die mutigen Frauen in der NS-Zeit, die sich gegen die Diktatur wehren. Sei es als politische Häftlinge im KZ-Ravensbrück oder als Romanheldin Charly in den Gereon Rath Krimis von Volker Kutscher. Und schließlich in jüngster Zeit, die tapferen Frauen im Iran, die gegen ihre Unterdrückung demonstrieren. Zu keiner Zeit werden diese Konflikte seitens des Staats friedlich gelöst. Dieser Widerstand hat seinen Preis: Brutale Gewalt und Einschüchterungen sind oftmals die Antwort der Gegenseite. Reaktionen, die Spuren hinterlassen. Über Generationen hinweg.
Frauen im Widerstand
„Frauen im Widerstand. Deutsche politische Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück: Geschichte und Nachgeschichte“, so heißt die Ausstellung, die bis vor Kurzem im Städtischen Museum in Braunschweig zu sehen war. Auch im 80. Jahr nach Hitlers Machtergreifung sind die Ereignisse aus dieser Zeit und die damit verbundenen Schicksale vieler Menschen einfach unbegreiflich.
Im Zentrum der Schau stehen die Lebensläufe von acht politisch aktiven Frauen, die im KZ Ravensbrück inhaftiert waren. Erschreckend sind dabei nicht nur die erschütternden Berichte über die Lebensbedingungen im Lager. Auch die Tatsache, dass diese außergewöhnlichen Frauen von ihren Parteigenossen keine Unterstützung erfuhren, stimmt nachdenklich. So berichtet Rita Sprengel, eine dieser Frauen, dass „ich geradezu das Entsetzen spürte, mit dem mich die Männer, die ich vertreten sollte, anstarrten.“
Es sind aber insbesondere die Nachgeschichten der Frauen, die das Grauen gerade überlegt haben. Entweder weil sie nach der Befreiung von Soldaten der Roten Armee vergewaltigt werden oder ihnen die Entschädigung für das Erlittene vom deutschen Staat verweigert wird, u.a. weil sie immer noch Mitglied der kommunistischen Partei sind. Nicht selten ist der Selbstmord hier der letzte Ausweg. In diesem Zusammenhang hat mich besonders das Schicksal von Orli Wald (1914-1962) bewegt. Wald hat die KZs Ausschwitz und Ravensbrück mit schweren körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen überlebt. Nach der Befreiung Anfang Mai 1945 wird Sie von Soldaten der Roten Armee vergewaltigt. In den 1950er Jahren muss sie zudem wiederholt Leugnungen der Haftfolgen von Entschädigungsämtern in der Bundesrepublik Deutschland erleben. 1955 heißt es sogar, dass ihre psychischen Beeinträchtigungen „rein anlagenbedingt seien“ und nicht etwa durch die Haft ausgelöst. Zynischer geht es in meinen Augen nicht.
Mancher Überlebenden gelingt es dennoch im Anschluss an das KZ ein halbwegs „normales“ Leben zu führen. Hier denke ich zum Beispiel an Martha Fuchs, die später Braunschweigs erste Oberbürgermeisterin wird. Eine fast übermenschliche Leistung, die höchsten Respekt verdient.
Das Berlin von 1936
Ein anderes, wenn auch fiktives Beispiel, ist Charlotte („Charly“) Rath aus der „Gereon Rath“-Krimi-Reihe von Volker Kutscher. Vielen bekannt unter dem TV-Serientitel „Babylon Berlin“, beschreibt der Autor in seinem mittlerweile neun Romanen, den langsamen aber sicheren Aufstieg der Nationalsozialisten. Hier wird dem Leser klar und deutlich vermittelt, wie tiefgreifend und radikal sich Deutschland in der Zeit verändert und wie allumfassend die Eingriffe des Staatsapparats in das Leben jedes Einzelnen sind.
Charly, Gereon Raths Frau, zieht früh ihre Konsequenzen und bricht ihre Ausbildung zur Kommissarin ab. Zunächst versucht sie sich als Rechtsreferendarin. Als ihr dieser Weg als Frau verwehrt wird, kommt sie bei einem ehemaligen Kollegen unter, der sich mit einem Detektivbüro selbständig gemacht hat. Auch er wurde von den Nazis aus dem Polizeidienst gedrängt. Zusammen helfen Sie Deutschen, die das Land aus verschiedenen Gründen verlassen müssen. Beide arbeiten unter Lebensgefahr. Zuletzt wird Charly selbst zur Kundin.
Holy Spider
Holy Spider ist ein hochspannender Kriminalfilm, der im Iran spielt. Der Film läuft z.Zt. in deutschen Kinos und zeichnet die Geschichte des „Spinnenmörders““ nach, der zu Beginn der 2000er-Jahre 16 Prostituierte umbringt. Auch hier sind es nicht nur die Morde selbst, die dem Zuschauer den Atem stocken lassen. Es ist auch die gesellschaftliche Reaktion auf die grausamen Taten. Sowohl Saeeds (so heißt der Mörder) Frau als auch die Polizei sind von der Rechtmäßigkeit der Tötungsdelikte überzeugt. Schließlich seien es nur Prostituierte gewesen, die ermordet wurden. Nach Saeeds religiösem Verständnis sei es geradezu seine Pflicht, die Straßen von Maschhad vom „Dreck“ zu befreien. Mit welcher Inbrunst sich die Ehefrau für einen Frauenmörder einsetzt, das ist schon schwer auszuhalten, geschweige denn zu begreifen. Letztendlich ist es eine Journalistin, die unter dem Einsatz ihres eigenen Lebens, den religiösen Fanatiker zur Strecke bringt. Ein Film, der aus dem vermittelten Frauenbild heraus die aktuellen Protestmärsche im Iran noch einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.