Lichtparcours 2024

Christina/ September 10, 2024/ Kultur

Es wird wieder früher dunkel. Gerade schien ich mich an die langen Abende gewöhnt zu haben, da sind sie auch schon wieder vorbei. Aber: Somit lässt sich auch der Besuch des diesjährigen Lichtparcours früher planen. An einem sehr lauen (Noch-) Sommertag geht es um 19:30 Uhr im Bürgerpark los. Grade hat die Dämmerung eingesetzt. Es ist bereits schummerig genug, um das erste Objekt namens „Rotlicht“ von Jan Philip Scheibe, am Ende des Münzgrabens zu bewundern. Laut Beschreibung hat der Künstler mit dem Werk dem Rotlichtviertel in der Bruchstraße ein Denkmal gesetzt.

Slow Swan Social Club
Nicht weit davon entfernt, auf dem Teich vor dem Portikus, drehen zwei Kunststoffschwäne ihre Kreise. Sie ergeht ihnen dabei, wie den zwei Königskindern, die nicht zusammenkommen. Der eine ist weiß, der andere ist rosa. Slow Swan Social Club hat Alona Rodeh ihr Kunstwerk genannt. Der Portikus im Hintergrund spielt zu der Tageszeit noch keine Rollen. Noch ist es zu hell für den zarten Lichtstrahl, der die grauen Steine illuminieren soll. Nun, so ästhetisch die beiden Schwanentretbote auch daherkommen, tauschen möchte ich mit ihnen nicht.

Swarm
Wir gehen weiter und treffen auf Bettina Pousttchis Swarm. Zu sehen sind ein paar grüne Ampeln, die ineinander verschachtelt sind. Ein Stück weiter die Oker herunter in Richtung Steigenberger Hotel, schwebt das „rote“ Pendant dazu über dem Wasser. Trotz Erklärung kann ich mit der Arbeit nicht viel anfangen.

Full Moon
Verständlicher scheint mit da der Vollmond (Full Moon) aus recyceltem Plastik zu sein. Das Künstler:innenkollektiv Luzinterruptus hat diesen an einem Kran hängenden Ball geschaffen, der uns wohl auch daran erinnern mag, wie viel Müll jeden Tag entsteht und wo dieser eigentlich verbleibt. Ein Thema, das jeden angeht und vielleicht in der kollektiven Verantwortung liegt, aber (noch) nicht im kollektiven Gedächtnis verankert ist.

Assembly
Wir verlassen den Bürgerpark und machen uns zur Okerinsel auf. Mit Assembly hat die italienische Künstlerin Marinella Senatore ein Werk geschaffen, das nicht nur sehr gut in die jetzige Zeit und an eben diesen exponierten Platz passt. Der Satz: „We rise by lifting others“, stimmt mich nachdenklich. Hier geht es darum, andere ins Licht zu rücken, nicht sich selbst. Eine Aussage, die viel Kraft hat, aber der Individualisierung und der Erhöhung der eigenen Bedeutsamkeit durch die Sozialen Medien, zuwiderläuft. Wir werden besser (e Menschen), indem wir anderen Gutes tun. Ein Satz, der Robert Ingersoll zugeschrieben wird. Gemeint ist, dass unser eigenes Wachstum und unser Erfolg daran gebunden ist, wie wir andere Menschen um uns herum unterstützen. Eine schöne Vorstellung, die ein Ideal bleibt?

Betreten verboten
Grünes Baustellenlicht und ein Zaun stehen für die Installation „Betreten verboten“ des Instituts für Architekturbezogene Kunst der TU Braunschweig. Das Objekt steht symbolisch für die Verknappung von Trinkwasser. Auf mich wirkt es anders. D.h. schon wie eine Sperrzone, aber für mich weckt es Erinnerungen an einen Grenzzaun. Und bei Grenzzäunen denke ich an Menschen, die diesen nicht überwinden dürfen. Und an Lichter, die Grenzen beleuchten – in einer unangenehmen und beschämenden Weise.

Hit&Run Lovers
Zum Schluss des Rundgangs stehen wir vor der Rosentalbrücke. Hit&Run Lovers prangert da in Neonfarben auf der Brückenkonstruktion. Selbstverständlich gibt es auch zu diesem Werk eine Erklärung, aber auch hier gebe ich offen zu, dass ich mit dieser Installation nicht so richtig etwas anfangen kann. Hit&Run Lovers, man möge es mir verzeihen, erinnert mich irgendwie an den Film: „Die Braut, die sich nicht traut“.

Für weitere Kunstwerke reicht meine Energie heute nicht aus. Auch, wenn mir die Erklärung für die Kunstwerke nicht immer einleuchtend erscheinen, so ist der Lichtparcours trotz allem eine sehr schöne Idee. Die Stadt als Open-Air-Kino, Kunst, die mich nach draußen lockt und einen lauen Sommerabend zu einem besonderen Abend macht.

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