LWL Glashütte Gernheim

Christina/ Oktober 9, 2022/ Kultur

Obwohl es ein Gegenstand des täglichen Lebens ist, wusste ich bisher doch wenig über die mühevolle Herstellung von Glas. Ein Besuch der LWL Glashütte Gernheim kann dies ändern. Neben der Schauproduktion von Glas im schönen Kegelturm, kann ich mich im Museum eingängig über die Herstellung und Verwendung des durchsichtigen Stoffes informieren. Der Besuch der Einrichtung ist eine sehr interessante Erfahrung für mich. Ich stelle mir vor, wie hart der Job des Glasbläsers damals gewesen sein muss. Abgesehen davon, dass es kaum Sicherheitsvorkehrungen gab, haben die Bläser noch in jungen Jahren Probleme mit ihren Lungen und Wangen gekommen. Eingefallene Wangen waren oft das Markenzeichen dieser Arbeiter. Aber nicht nur für die Männer war die Arbeit in der Glashütte hart, auch Frauen und Kinder hatten kein leichtes Leben. Wieder einmal fällt mir auf, was für ein bequemes Leben wir heutzutage haben. Wissen wir das zu schätzen?

Blasen, formen, schneiden
Wir starten unseren Rundgang durch die Glashütte Gernheim im historischen Kugelturm. Das schlanke, freistehende Gebäude ist bereits von weitem zu sehen. Es ist ein beeindruckendes Bauwerk, das gerade renoviert wird. Im Vorraum zur Glasbläserei bewundern wir einige selbst erstellte Kunstwerke aus dem durchsichtigen Stoff. Ein Stückchen weiter erfahren wir einiges über den Herstellungsprozess: sei es in Form von Trinkgläsern oder Knöpfen. Ich kann mir vorstellen, dass die Arbeit am 1.600 Grad heißen Ofen alles andere als angenehm ist.

Im nächsten Raum geht es zur Schauproduktion. Zwei Damen werden vom Personal angeleitet. Wir nehmen auf einer der Holzbänke Platz und schauen zu, wie die Damen schwitzen und versuchen aus der heißen Masse einen Gegenstand zu formen. Sobald das erhitzte Glas aus dem Ofen kommt, muss es sofort geblasen und geformt werden. Kühlt es zu schnell ab, so ist das Bearbeiten des erhitzten Materials nicht mehr möglich. Der Herstellungsprozess sind wirklich nicht leicht aus. Immer wieder muss das Material in den Ofen gehalten werden. Es wird geblasen und geformt. Es wird auch geschnitten. Dann fällt ein Teil von der Zange. Plumps. So wandert es wieder in den Ofen, um nochmals bearbeitet zu werden.

Die Bierkneipe: Vorsicht Suchtgefahr!
Von der Glashütte geht es zum ehemaligen Gutshaus, indem die Besitzer der Glashütte residierten. Hier wird schnell deutlich in welchem Luxus die Betreiber der Glashütte im Gegensatz zu ihren Arbeitern gelebt haben.

Zuletzt gehen wir in das Museum. Auf drei Etagen wird hier noch einmal eindrücklich dargestellt, wie sich einerseits die Produktion von Glas entwickelt hat und auf der anderen Seite dessen Nutzung. Neben Schnaps-, Wein- und Bierflaschen sind es Szenen aus Kneipen oder Versammlungen, die den Aufstieg des Alkohols und dessen Bedeutung zeigen. Bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts wird in der Zeitung eindringlich vor den Gefahren und Folgen des Seelentrösters gewarnt.

Leider drängt die Zeit ein wenig, denn wir wollen noch ein wenig dem Weserradweg folgen. Den Besuch der Glashütte Gernheim kann ich aber nur empfehlen.

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