Oil – Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters
Die Ölfliege, beheimatet in Kalifornien, ist das einzige Lebewesen, das direkt im Öl leben kann und auch dort ihre Eier legt. Ein übergroßes Bild dieses Insekts bildet den Abschluss der Ausstellung „Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters„, die derzeit im Kunstmuseum Wolfsburg gezeigt wird. Die Ausstellung ist noch bis zum 9.Januar 2022 zu sehen. An diesem Mittwoch habe ich die Show im Rahmen des Angebots „Art4All“ zusammen mit einer Führung besucht. Mein Fazit: Eine interessante Ausstellung, bei der sowohl der Aufbau der Schau als auch viele Objekte nicht selbsterklärend sind. Es macht also Sinn, die Begleitbroschüre mit sich zu führen.
Manneken Pis in Öl
Die Führung startet mit einem Prolog und einer Installation, die mich an Manneken Pis aber eben in Öl erinnert. Das Kunstwerk ist wirklich beeindruckend. Gestaltet aus Öldosen verschiedener Marken scheint der Ölstrahl nicht nach unten sondern nach oben zu fließen. Natürlich ist das eine optische Täuschung, die aber verblüffend echt wirkt.
Durch das „Kabinett der Ambivalenzen“ geht es in den „Ölspiegel“, das zweite für mich sehr beeindruckende Ausstellungsstück. Der Ölspiegel auf Wasser ist so zäh und glatt, dass sich alles darin spiegelt. Sofort muss ich an die Fernsehbilder von gekenterten Frachtern denken, die einen Ölteppich hinterlassen und damit alles um sich herum töten, außen eben die Ölfliegen.
Fluch und Segen
Fluch und Segen, Errungenschaften und Vernichtung, schnell wird deutlich, welchen Fortschritt das schwarze Gold vornehmlich dem Westen gebracht hat. Technischer Fortschritt durch Öl, das woanders, vorrangig in den sogenannten Entwicklungsländern gewonnen wird. Die gesellschaftliche Entwicklung hat dann auch oftmals bei uns und nicht vor Ort stattgefunden, wo sich entweder die amerikanischen oder britischen Ölgesellschaften oder diktatorische Machthaber das Geld eingesteckt haben. Kritische Werke nigerianischer, indonesischer und venezuelanischer Künstler verdeutlichen dies.
Aber auch in der westlichen Welt ist nicht alles Gold, was glänzt. Der Bereich „Homo Plasticus“ illustriert die Schattenseiten sehr schön. Dies zum Beispiel anhand eines Kunstobjektes, das aus Plastikmüll besteht, den der Künstler am Rheinufer in Düsseldorf eingesammelt hat.
Kartenmaterial
Interessant finde ich zudem das Kartenmaterial im Abschnitt „Mapping“. Hier wird sowohl auf wissenschaftliche als auch auf propagandistische Weise gezeigt, wo Öl gefördert wird oder zum Einsatz kommt. Als „Pioniertaten für den Sozialismus“ werden da Errungenschaften exemplarisch betitelt. Darüber mag man heute lächeln, aber waren wir nicht alle stolz auf die Produkte, die mithilfe des schwarzen Goldes unseren Fortschritt beflügelt haben?
Überrascht hat mich, wie viel Ölvorkommen es allein in Niedersachsen gibt bzw. gegeben hat.
Und dann am Ausgang der Ausstellung begegnen wir ihr in einer überlebensgroßen Darstellung: der Ölfliege. Dem Insekt, das auch das zu Neige gehende Erdölzeitalzer bestens überleben wird.