T.C. Boyles Blue Skies

Christina/ November 28, 2023/ Kultur

„Blue Skies“ heißt der neue apokalyptische Roman des Kultautors T.C. Boyle. Der Plot hat es
in sich. Das Buch ist einerseits eine tragisch-komische Familiengeschichte und andererseits
ein Umweltthriller, von dem man hofft, dass sich das Szenario niemals bewahrheitet. Das
Anfangs so vollkommene und behütete Leben des Geschwisterpaars Cat(herine) und Cooper
entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einem veritablen Alptraum und lässt die Erzählung
zum Page-turner werden. Zum Schluss jedoch schlägt Boyle versöhnlichere Töne an und
entlässt sein Publikum mit einem Hoffnungsschimmer.

Willie I und Willie II
Obwohl Cat und Cooper sich gut verstehen, könnten die Lebensstile der beiden nicht
unterschiedlicher sein. Cat zieht mit ihrem Verlobten Todd von Kalifornien nach Florida. Der
„Barcadi-Botschafter“ hat von seiner verstorbenen Mutter dort ein Haus direkt am Meer
geerbt. Das Hipster-Pärchen pflegt einen anspruchsvollen Lifestyle. Während Todd für seine
Parties durch die Welt jettet, entdeckt die vernachlässigte und gelangweilte Cat das
Influencer-Leben für sich. Um sich zu inszenieren und von der Flut der Social-Media-
Werbetreibenden zu unterscheiden, legt sich die junge Frau zunächst ein Tier der
besonderen Art zu und kurze Zeit danach ein zweites. Aus einer Laune heraus nennt sie die
beiden Willie I und Willie II, was umgangssprachlich nichts anderes bedeutet als „Pimmel“.
Als Cat schwanger wird und gegen den Willen ihres Mannes Zwillinge auf die Welt bringt,
nimmt das Schicksal seinen Lauf. Dabei spielen sowohl Willie II als auch die Wetterextreme
in Florida eine entscheidende Rolle. Ganz zu schweigen vom überheblichen Todd und seinen
Alkohol-Exzessen.

Ein Blutsauger bringt das Verderben
An der Westküste dagegen hat sich Cooper mit seiner Freundin der Rettung des Planeten
verschrieben. Seine Mutter hat er bereits erfolgreich infiltriert: Zum Essen gibt es anstelle
von Fleisch Insektenburger, selbst gezüchtet, versteht sich. Das anhaltend trockene Wetter
spielt der Züchterin jedoch übel mit, immer wieder sterben ihre Schützlinge ab. Als Cooper
dann auch noch auf einer seiner Feldforschungen von einem Blutsauger befallen wird, hat
das ungeahnte Folgen. So nimmt auch das Schicksal in Kalifornien eine schlimme Wendung
und aus dem einst erfolgsverwöhnten Geschwisterpaar werden zwei Loser, getrieben von
ihrem Schicksal.

Verbrannte Erde
Die Blue Skies unter denen beide aufgewachsen sind können ihr Versprechen nicht halten.
Während es in Florida dauerregnet, verdorrt in Kalifornien die Erde. Auf der einen Seite wird
gegen die Wassermassen gekämpft, die entweder alles mit sich reißen oder verfaulen lassen.
Auf der anderen Seite kämpfen die Menschen gegen die Feuerstürme an, nichts als
verbrannter Erde bleibt zurück.

Auf dem Höhepunkt der Geschichte, wenn der atemlose Leser schon alles verloren glaubt,
zieht Boyle die literarische Notbremse und setzt ein Zeichen der Hoffnung. Das Ende der
Erzählung ist dennoch offen. Zurück bleibt beim Publikum das ungute Gefühl, dass Boyles
Dystopie gar nicht so weit entfernt ist von dem, was wir teilweise bereits in
Nachrichtensendungen zu sehen bekommen. Nur gut, dass Boyle sein Schreckensszenario
mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor versehen hat.

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