Und es gibt sie doch: Arabische Karrierefrauen

Christina/ November 17, 2009/ Kultur

Das vielzitierte Bild der unterdrückten arabischen Frau, die nur vollverschleiert bis zur Unkenntlichkeit, an den Händen schwarze Handschuhe tragend, das Haus verlässt wird von den westlichen Medien gerne kultiviert.

Dabei bedarf es wenig Mühe herauszufinden, dass es Karrierefrauen auch in der arabischen Welt gibt. Ein Artikel des Online-Portals „Qantara“ brachte mich auf eine Idee. Der Bericht entstand zur Wahl der ersten weiblichen Bürgermeisterin von Marrakesch. So machte ich mich auf die Suche nach weiteren weiblichen Erfolgsstories im Mittleren und Nahen Osten.

Die Bürgermeisterinnen-Wahl fand bereits im letzten Sommer statt. Die südmarokanische Stadt steht nun unter der Leitung der 33-jährigen Fatima Azzahra al-Mansouri. Die Wahl wird besonders von der weiblichen Bevölkerung als positives Zeichen gewertet. Trotzdem ist die politische Landschaft in erster Linie von Männern und Nepotismus geprägt.

Damit scheinen sich die Probleme der marokkanischen Frauen kaum merklich von denen ihrer deutschen Mitstreiterinnen zu unterscheiden: undurchdringliche Männerseilschaften im Job, die Schwierigkeit Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen, gepaart mit dem Druck gesellschaftlicher Erwartungen. In ländlicheren Gegenden können auch noch religiöse Vorstellungen eine Rolle spielen.

So wird auch Frau al-Mansouri sicherlich beweisen müssen, dass sie mehr zu bewegen vermag, als mancher Mann. Dabei ist die frischgebackene Bürgermeisterin nicht einmal die erste ihrer Art in Marokko. Bereits 2003 wurde Asmae Chaabi Bürgermeisterin des beliebten Badeortes Essaouira an der Atlantikküste. Damit war sie die erste Ratsherrin ihres Landes.

Pilotinnen , Moderatorinnen und Architektinnen – von weiblichen Erfolgsgeschichten

Was einige Leser hier überraschen dürfte: Arabische Frauen sind auch an anderer Stelle erfolgreich. Fluggesellschaften z.B. beschäftigen seit Jahren Pilotinnen. Die Jordanierin Tagrheed Akasheh war bereits Mitte der achtziger Jahre für die Fluggesellschaft Royal Jordanien als Pilotin tätig. Später wurde sie sogar zu deren Chefpilotin ernannt. In Saudi-Arabien machte 2004 die damals 27-jährige Hanadi Sakarija Hindi von sich reden, als sie in 2004 die Akkreditierung zur Pilotin für das Königreich erlangte. Unterstützt und gefördert wurde sie in ihren Bestrebungen von keinem geringeren als dem Neffen des Königs Fahd, Prinz Walid bin Talal. Zitiert wurde der Prinz damals mit den Worten „ein großer Schritt in Richtung von mehr Beschäftigung für Frauen und aktiverer Partizipation an der saudischen Gesellschaft.“

In den Medien als Aushängeschild

Frauen in den Medien scheinen ein gemeinsames Schicksal zu teilen: Oft sind sie Lockvögel für Werbekunden oder Konsumenten. Aber auch Moderatorinnen machen sie sich zunehmend einen Namen. Vorreiter sind große Medienhäuser wie „Dubai TV“und „Al-Arabiya“. Mehr und realistischere Informationen über das Alltagsleben von Frauen in Europa und der arabischen Welt könnten sicherlich dazu beitragen, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen.

Eine Männerbastion schwankt

Das Ereignis wurde von der Presse fast wie eine Sensation behandelt: In Istanbul entstand in diesem Jahr die erste Moschee für die eine weibliche Designerin verantwortlich zeichnet. Zeynep Fadillioglu, so der Name der Frau, führt diesen Umstand darauf zurück, dass „Istanbul immer sehr fortschrittlich war.“ In „ihrer“ Moschee, so hofft Frau Fadillioglu, müssen Frauen dann nicht mehr durch die Hintertür kommen.

Trotz aller Kritik aus dem Westen, gibt es positive Zeichen aus der arabischen Welt. Ein zweiter Blick hinter den Schleier scheint oft lohnenswert zu sein.

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