Vom großen und kleinen Dschihad
Habt Ihr schon vom großen und kleinen Dschihad gehört? Immerhin ergibt die Suche nach den beiden Begriffen bei Google 133.000 Treffer. Seit dem vergangen Dienstag (14.09) oder spätestens dem zweiten Teil am Mittwoch kennt der Deutsche den Unterschied zwischen der großen und der kleinen Anstrengung. In der zweitteiligen Dokumentation „Wohin treibt der Islam“, Teil 1 und Teil 2, nahm sich das ZDF dieses Themas an. Zuweilen blieb jedoch offen, ob der Deutsche mehr über DEN Islam erfahren sollte oder ob es darum ging, den muslimischen Migranten zu zeigen, wie der „Dschihad des Wissens“ aussieht.
Zur rechten Einstimmung werden uns erst einmal wieder die bekannten Bilder des islamischen Terrors präsentiert: Bali, London und Hamburg, als Keimzelle des Terrorismus. „Der Dschihad“, so heißt es eingangs, „ist der Kampf zur Verteidigung des Islams“. Gewalt und Terror? Ach ja, wie war das noch mit den Kreuzrittern und dem Templerorden? Mit flammendem Schwert nach Jerusalem. Klingt ja sehr friedfertig!
Nach der Einleitung begibt sich die Dokumentation auf die Suche nach der „zentralen Autorität der Muslime“. Der Weg führt nach Kairo zur Al-Azhar-Moschee. Es entsteht das Gefühl, dass man so etwas wie den „Papst“ der Muslime finden möchte, um eine Vergleichbarkeit zwischen den Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam herstellen zu können. Lakonisch dann der Kommentar des Sprechers „So etwas wie den Papst findet man an der Al-Azhar nicht“. Was er damit genau meint bleibt allerdings offen. Ebenso nebulös geht es weiter, wenn es heißt „Die Muslime in Europa und der Welt stehen vor einer schweren Wahl: Wohin treibt der Islam?“ Ist es wirklich der so genannte Orient, der sich diese Frage stellt oder ist es eher der Westen? Und ist nicht bereits der Begriff „Orient“, wie Edward Said in seinem bekannten Werk „Orientalism“ schreibt, bereits eine Erfindung des Westens (Said, 1998:8)?
Man ist bemüht, den negativen Beispielen positive gegenüber zu stellen. Es wird ein muslimisches Musterdorf in Indonesien „Padang“ gezeigt, ein paar – nach Meinung der Dokumentations-Schreiber, gut integrierte Muslime wie Cem Özdemir oder Hamideh Mohagheghi. Beklagt wird, dass zum Beispiel in den Golfstaaten die christlichen Gotteshäuser „am Rand der Wüste“ stehen müssen (Beispiel Doha). Aber, ist das mit den Moscheen in Deutschland nicht ähnlich, die oft in den Industriegebieten ein Schattendasein führen? Immerhin, so räumt der Sprecher ein, gibt es wohl inzwischen allein am Golf ein Dutzend christliche Gotteshäuser.
Der zweite Teil der Dokumentation schließt mit einem statistischen Wert. Angeblich denken über 2/3 der Deutschen bei dem Begriff Islam and Gewalt. Ist das verwunderlich, wo uns doch über die Medien gebetsmühlenartig eingetrichtert wird, das der Islam = Dschihad ist und der Dschihad = Tod den Ungläubigen? Ich frage mich, wie sich so mancher Expat im Ausland fühlen würde, wenn in den Zeitungen und im Fernsehen von den Deutschen nichts anderes zu sehen wäre, als Neo-Nazi-Aufmärsche im Osten der Republik. Ob das wohl ein gutes Gefühl wäre?