Von der Schwangeren Jungfer zur Walpurgisfeier
Einmal im Jahr regieren die Hexen im Harz. Dann ist Walpurgisnacht. Die bekannteste Feier findet jährlich in Thale auf dem Hexentanzplatz statt. In diesem Jahr ist es anders. Der traditionelle Austragungsort ist wegen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen geschlossen. Aber auch in Hohegeiß, Braunlage und Schierke wird heute gefeiert. Eine Wanderung führt uns an diesem Tag nach Zorge. Da bietet sich im Anschluss der Schwenk von der Schwangeren Jungfer zum Walpurgisspektakel in Hohegeiß für einen Abstecher an. Und wie uns die vielen Hexen und Teufel zeigen, wird hier Walpurgis von Groß und Klein ernst genommen. Und schließlich gibt es auf dem Schützenplatz des Bergdorfes auch noch einen Überraschungsgast.
Die Gateway Arch bei Zorge
Der Tag beginnt für uns in Zorge. Der kleine Ort im Südharz begrüßt uns mit Sonnenschein. Vom Parkplatz in der Ortsmitte beginnen wir den Aufstieg zum Glockenturm. Das Gebäude ist ein wirkliches Schmuckstück und zusätzlich haben wir von hier oben einen fantastischen Blick über Zorge. Also, das fängt schon einmal gut an. Von hier aus folgen wir dem Harzer Baudensteig bis hinauf zur Hundertmorgenwiese. Langsam zieht der Frühling ein und die Bäume schlagen in einem frischen Hellgrün aus. Diese Bergwiese wird auch das Allgäu des Harzes genannt und der Blick auf die sanften Hügeln und die ersten Blümchen lässt erahnen warum.
Für uns geht es weiter zur Stiefmutter-Hütte, einer Stempelstelle. Von dort schlagen wir den Weg zur Wendeleiche und der Schwangeren Jungfer ein. Kurz vor der Zankecke (ein offizieller Streittreff?) wandern wir auf einem schmalen Wanderpfad und kommen an einem Baum vorbei, dessen Stamm so gebogen ist, dass er mich an die Gateway Arch in St. Louis erinnert.
Das Schicksal der Schwangeren Jungfer
An der Zankecke, einer Gabelung, biegen wir nach links ab in Richtung Wendeleiche. Wir kommen damit auf den Harzer Grenzweg und wandern entlang ehemaliger DDR-Grenzsteine. Dieser Weg führt uns direkt zur Schwangeren Jungfer. Ein Sühnestein um den sich einige Mythen ranken. Handelt es sich um einen Selbstmord aus Liebe oder doch nur um einen Grenzstein? Wahrscheinlich darf sich hier jeder seine eigene Geschichte ausdenken.
Über das schöne Kunzental geht es zurück nach Zorge. Wie laufen entlang des Kunzenbachs, der uns fröhlich plätschernd begleitet. Wieder am Parkplatz in Zorge brechen wir zur Walpurgisnacht nach Hohegeiß auf.
In Hohegeiß sind die Hexen los
Im Ort ist alles auf Walpurgis ausgerichtet. Überall stehen, hängen oder sitzen Hexen aus Stroh. Selbst auf dem Geißbock, dem Wahrzeichen des Ortes, sitzt eine Schwarzmagierin und lacht. An der Touristeninformation geht es bereits hoch her. Ein Gesangsduo spielt auf, Waffeln werden verkauft und viele Schaulustige haben sich versammelt, teils als Hexe oder Teufel verkleidet. Um 16 Uhr soll der Umzug zum Schützenplatz beginnen.
Als der Zug sich pünktlich in Bewegung setzt, geht der Marsch durch den Ort. Aus den Häusern werden immer wieder Bonbons geworfen, die die Kinder begeistert aufsammeln. Auf dem Schützenplatz ist bereits alles vorbereitet: Es gibt Bratwurst, Stockbrot und diverse Getränke. Der Scheiterhaufen für das Walpurigsfeuer ist bereits aufgeschichtet. Mittlerweile scheint die Sonne unerbittlich vom blauen Himmel, es ist richtig warm geworden.
Ein Stelldichein mit aka blas
Als wir schon zum Auto gehen wollen, kommt uns eine Gruppe von Leuten entgegen, die alle dasselbe Shirt tragen. Was das wohl zu bedeuten hat. Die meisten von Ihnen haben Instrumente in der Hand. Es muss wohl eine Band sein? Wir gehen nochmals zum Austragungsort zurück und tatsächlich es handelt sich um den Überraschungsgast „aka blas“ aus Braunschweig. Die Musiker befinden sich zufällig in der Nähe und beschließen spontan ein Ständchen zu spielen. Die Gruppe beginnt mit einem Madley aus Bon Jovi-Hits. Gut, die Musik ist Geschmacksache. Was uns aber wirklich irritiert ist der Bläser, der mit seinen falschen Tönen richtig aus der Reihe tanzt. Zeit also, den Heimweg anzutreten.
