Wandern in Nord-Sardinien

Christina/ Mai 18, 2024/ Alltagsgeschichten, Kultur

Wandern auf Sardinien ist auch ohne GPS, gute Ausschilderung und auf eigene Faust möglich. Zumindest dort im Norden, wo wir unsere Zelte aufgeschlagen haben. Es braucht nur etwas Abenteuerlust und los geht’s. Einzig auf die Jahreszeit sollte man achten. Wanderungen im Sommer, bei über 40 Grad auf schattenlosen Wegen, das stelle ich mir lieber nicht vor. Vorab: In der Touristeninfo von Santa Teresa di Gallura gibt es keine Wanderkarte. Die Wandervorschläge aus den gängingen Wanderführern setzen einen Mietwagen voraus. Da Capo Testa aber gleich bei uns um die Ecke ist, fällt der Einstieg nicht schwer.

Torre di Longonsardo
An der Küste Sardiniens liegt der Torre di Longonsardo. Gleich nach unserer Ankunft in der Residence Cristal Blu in Santa Teresa di Gallura ziehen wir los. Das Apartmenthaus ist recht zentral gelegen. Bis zum Turm sind es ca. 10 Minuten. Auf dem Weg dorthin entdecken wir linker Hand den Rena Bianca, den Strand des Ortes. Der Blick von hier oben ist schon einmal vielversprechend. Der Turm stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist an diesem Tag geschlossen. Hinter dem Turm allerdings, gibt es schmale Pfade. Auf diesen lassen sich nicht nur herrliche Ausblicke auf das türkisblaue, klare Wasser erheischen. Es ist auch möglich, durch die blühenden Wiesen an der Küste zu laufen. Ein toller Einstieg, der Lust auf mehr macht. Nachdem wir uns am späten Nachmittag in der Touristeninformation mit Material und Informationen eingedeckt haben, machen wir noch eine Spaziergang am Hafen von Santa Teresa. Hier fahren die Fähren nach Bonifacio auf Korsika ab. Zwei Fährgesellschaften stehen zur Auswahl: Moby Lines und Ichinusa.

Parco Punta Contessa
Für den nächsten Tag haben wir uns das Naturschutzgebiet Capo Testa vorgenommen. Das Areal liegt vier Kilometer westlich von Santa Teresa. Vom Ort fährt ein Bus zum Reservat. Diesen wollen wir eigentlich nehmen. Allerdings, da wir nicht wissen von wo dieser genau losfährt, verpassen wir das Verkehrsmittel. Nun, da wir nicht untätig eine Stunde am Busbahnhof verbringen wollen, beschließen wir die „paar Meter“ zu Fuß zurückzulegen. Die Dame in der Touristeninfo hatte uns gesagt, dass es dorthin einen schönen Naturpfad gebe. Irgendwas mit Contessa hatte sie gesagt. Wir laufen ein kurzes Stück auf der Autostraße „Via Capo Testa“ bis wir rechter Hand den Eingang zum Parco Punta Contessa entdecken. Na, das klingt doch gut. Zwar gibt es hier weit und breit keine Ausschilderung. Aber nachdem wir auf eine Anhöhe den Leuchtturm von Capo Testa entdeckt haben, ist die Wegrichtung im Grund genommen eindeutig. Zunächst wandern wir auf einem recht breiten Weg und haben Capo Testa und die Küste fest im Blick. Nach einer Weile jedoch geht es auf kleinen Pfad durch die dichte Macchia weiter. Der Trail ist aber immer noch gut zu erkennen, nur mit der Orientierung wird es schwieriger, weil die Küste nicht mehr zu sehen ist.

Eldorado für Breitrandschildkröten
Auf unserem Weg begegnen wir immer wieder Breitrandschildkröten, die entweder gerade beim Mittagesssen sind oder sich sonnen wollen. Meistens schauen sie uns etwas irritiert an und schleichen sich dann ins Unterholz. An einer Stelle wäre ich beinahe auf so ein Reptil getreten. Durch die Farbe ihres Panzers sind sie so gut getarnt, dass ich das arme Tier fast übersehen hätte. Vor Schreck entgleitet mir ein kurzer Aufschrei. Nachdem wir uns tapfer durch das Buschwerk geschlagen haben, erreichen wir schließlich den Strand. Von hier aus sehen wir den Sanddamm, der auf die Halbinsel führt. Nur noch kurz über eine paar Steine hüpfen, dann sind wir da. An dieser Stelle wird es noch einmal ein wenig anstrengend, da die Granitbrocken recht hoch sind. Nach insgesamt zwei Stunden ist es jedoch geschafft. Insgesamt hat mir die Wanderung sehr gut gefallen. Der Weg ist wunderschön und die Ausblicke sowohl auf die Küste als auch auf Capo Testa sind fantastisch. Nun wollen wir aber zum Leuchtturm, der den nördlichsten Punkt der Insel markiert. Wir folgen weiter der einzigen Autostraße auf Capo Testa und sprechen zwei Deutsche an, die mit einem Wohnmobil vor Ort sind. Wir erfahren, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Gleichzeitig dürfen wir auch noch unsere Wasservorräte auffüllen.

Auf Irrwegen zum Faro di Capo Testa
Linker Hand geht ein Weg ab. Den nehmen wir. Vermutlch würde er ins Valle Luna führen. Nach kurzer Zeit geht aber ein weiterer Weg rechts ab und der ist sogar ausgeschildert. Hier soll es zum Leuchtturm gehen. Der kommt sogleich auch in unser Blickfeld. Er sieht auch schon zum Greifen nahe aus, wenn, ja wenn da nicht noch das dichte Buschwerk mal wieder zwischen uns wäre. Da zwei andere Wanderer hinter uns sind, die ähnlich unentschieden wirken, lassen wir diese erstmal vorgehen. Mal schauen, wie die auf die Hauptstraße kommen. Schlussendlich folgen wir den beiden einfach und landen nochmals auf einem unübersichtlichen Wegenetz, das sowohl zur Cala Spinosa, zum Leuchtturm als auch zum antico Semafaro di Capo Testa führt. Es geht stetig rauf und runter. Die Wege sind mit viel Kletterei verbunden. Da wir schon ein paar Kilometer in den Beinen haben freuen wir uns auf eine Pause und ein kühles Getränk. Von weitem haben wir die schöne Terrasse der Sea Lounge am Cala Spinosa entdeckt. Leider ist das Restaurant noch geschlossen, sodass wir auf die Paninoteca Groove on the Rocks ausweichen. Hier ist bereits der Bär los und wir erhaschen nur mit Mühe zwei Stühle. Jetzt muss erstmal ein Radler her. Herrlich, wie das kühl-herbe Getränke unsere durstigen Kehlen hinunterläuft. Dazu der Blick auf das Meer und die bizarren Granitfelsen. Ein Traum.

Für den Rückweg wollen wir eigentlich den Bus nehmen. Da wir auf diesen allerdings eine halbe Stunde in der Sonne warten müssten, schlendern wir langsam zurück zum Sanddamm. Wieder auf der Via Capo Testa sehen wir, dass es parallel zur Straße einen Naturpfad gibt, der uns recht schnell wieder zurück nach Santa Teresa führt. Insgesamt eine sehr schöne Wandertour, die ich nur empfehlen kann.

Punta Falcone ist nich ohne
Einen Tag später wollen wir ein Stück in die andere Richtung, also nach Osten, wandern. Vom Hundestrand bei Port Quadro soll es zum Punto Falcone gehen. Der Kreis soll sich dann über den Ort La Ficaccia schließen. Leider läuft das Ganze aber nicht so wie geplant. Vom Hafen in Santa Teresa wandern wir zunächst nach Porto Quadro, was nicht mehr als eine Feriensiedlung ist. Von dort geht es weiter zu dem besagten Hundestrand. Dann ist leider Schluss. Der weitere Weg ist beim besten Willen nicht zu erkennen. Es soll ja im Uhrzeigersinn gelaufen werden. Da ist aber eine Mauer und hinter dieser sind auch keine Wege. Wieder landen wir im dichten Buschwerk von Sardinien. Eine Ausschilderung gibt es wie gesagt nicht und zum Fragen ist auch keiner da. Also gehen wir zurück zur Straße und kommen schließlich zum Punta Falcone Resort, das uns wie eine Fata Morgana erscheint.

Wir setzen uns auf die Terrasse des Hotels. Zunächst will man uns nichts bringen, weil wir keine Gäste sind. Nachdem die Servicekraft aber merkt, dass wir zu Fuß unterwegs sind, geht es dann doch. Unsere Rettung. Nach der Stärkung mit Nüssen und Panaché geht es uns gleich viel besser. Wir sammeln nochmals neuen Mut und machen einen zweiten Versuch, den Wanderweg nach Punta Falcone zu finden. Am Strand treffen wir auf zwei Damen, eine davon kommt von der Insel. Sie macht uns allerdings wenig Hoffnung. Es hätte früher mal einen Weg dorthin gegeben, der sei aber nicht mehr zu finden. Schade. Wir ziehen es vor, lieber wieder nach Santa Teresa zurückzugehen, bevor wir uns weiter in der dichten Macchia verirren.

In diesem Urlaub unternehmem wir noch zwei weitere Wanderungen: Eine an der Küste von Bonifacio und eine auf dem Archipel La Maddalena.

Sardinien

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