Weinwandern im kleinsten Anbaugebiet Deutschlands
Unverhofft kommt oft, so auch in der Sächsischen Schweiz. Bei einem abendlichen Spaziergang rund um Pirna werde ich auf die Sächsische Weinstraße und den dazugehörigen Wanderweg aufmerksam. Weinwandern im kleinsten Anbaugebiet Deutschlands, das klingt doch verlockend. Also nutze ich meinen „freien Tag“, um die erste Etappe des Wanderweges auszutesten. Von Pirna geht es über Graupa nach Pillnitz.
„Mit einer Karte wäre es einfacher“
Der Einstieg in den Wanderweg ist leicht gefunden. Markiert wird er durch eine rote Weinrebe. Einen Teil des Weges, nämlich den Burglehnpfad, war ich ja bereits am ersten Tag gegangen. Bis zum Ehrenhain geht alles gut, aber dann? Es fehlt die Ausschilderung. Ich wechsele die Straßenseite und spreche einen älteren Herren an. „Nach Graupa? Nee, das ist hier völlig falsch“, sagt er einsilbig und deutet mit der Hand in die andere Richtung. Hm, da komme ich ja gerade her. Ich gehe die Straße noch ein Stückchen weiter und spreche einen weiteren Herren beim Rasenmähen an. Er bestätigt mir ebenso, dass die Richtung falsch ist. „Haben Sie denn keine Karte dabei? Mit einer Karte wäre es einfacher.“ Ach was, ich habe aber keine. Schließlich erklärt er mir, wie der Weg an der Straße verliefe. Damit ich nicht mehr Zeit verliere, entscheide ich mich dazu, die Landstraße zu nehmen, viel Verkehr ist hier nicht.
Nach ca. 3 km bin ich wieder irgendwie in Pirna-Copitz, allerdings an einer ganz anderen Ecke, nämlich in der Nähe des Segelflughafens. Wieder spreche ich einen Mann an, diesmal aber jüngeren Datums. Jetzt sind es nur noch zwei Kilometer bis Graupa – na bitte, geht doch.
„Für Lust und Freude lebt allein!“
In Graupa erkundige ich mich nach den Richard-Wagner-Stätten. Ein bisschen Kultur muss sein und wo ich schon mal hier bin… Ich erreiche zunächst den Kultur-Pfad, der in verschiedenen Tafeln die Stationen von Wagner’s musikalischem Schaffen erklärt. Am Ende des Pfades komme ich zum Jagdschloss mit der Richard-Wagner-Ausstellung. Dafür habe ich heute keine Zeit, deshalb geht es weiter zum Lohengrinhaus. Ich finde das Gebäude recht unspektakulär, dafür entdecke ich aber etwas anderes: die rote Weinrebe und damit den weiteren Verlauf des Weinwanderweges – yipee. Es geht querfeldein über Oberpoyritz auf die Weinstraße. Dort treffe ich auf den Leithenweg, einen wunderschönen Weinlehrpfad mit fantastischer Aussicht auf die Weinberge und auf Pillnitz bis nach Dresden.
Trunken von der Schönheit
Völlig berauscht von diesem tollen Naturerlebnis erreiche ich Pillnitz. Jetzt geht es in den Schlosspark. Das Schloss selber besichtige ich aber nicht, denn, ich habe noch etwas vor. Es geht nämlich mit dem Bus zurück nach Pillnitz und von dort mit der S-Bahn zum Kurort Rathen. Vor Ort entscheide ich mich spontan dazu, mir noch die Bastei anzuschauen. In der Touristeninformation händigt mir die freundliche Dame einen Flyer mit dem entsprechenden Rundweg aus. Oh, das klingt gut. Der Weg soll 2,5 Stunden dauern. Hm, es ist schon 15 Uhr und ich muss noch mit der Fähre auf die andere Elbseite. Naja, ist noch zu schaffen. Aber, die Fähre ist noch auf der anderen Seite und kommt und kommt nicht. Langsam werde ich nervös, dann geht es nach gut 15 Minuten aber doch los.
Durch die Schwedenlöcher
Der Rundwanderweg führt vom Kurort Rathen zum Amselsee, dann durch die Schwedenlöcher (ca. 850 Stufe!) hinauf zur Bastei. Über die Basteibrücke geht es zur Felsenburg Neurathen und über den Rosenbettfels zurück zum Kurort. Die Tour ist richtig, richtig toll! Allein die Ausblicke von der Bastei sind atemberaubend. Klar, die Runde ist wirklich touristisch und es ist schon einiges los, aber ich bin sehr glücklich, dass ich die Strecke trotzdem gelaufen bin. Es hat sich absolut gelohnt.
Nach gut 1,5 Stunden bin ich wieder an der Fähre. Diesmal geht es schnell auf die andere Seite. Ich nehme die S-Bahn zurück nach Pirna und bin pünktlich zum Abendessen wieder im Hotel. Ein toller Tag!