Friedrichs Feldzug
Innenminister Friedrich scheint eine Mission für seine Amtszeit zu haben: Der Feldzug gegen die muslimischen nicht-integrierbaren Mitbürger Deutschlands. Bereits zur Übernahme des Ministeramts vor ziemlich genau einem Jahr skandierte er, dass „der Islam historisch nicht zu Deutschland“ gehöre. Damals entgegnete Friedrich eine Äußerung des inzwischen zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff, die dieser am Jahrestag der Deutschen Einheit 2010 gemacht hatte, als Wulff feststellte, dass „der Islam inzwischen auch zu Deutschland“ gehöre.
Bereits früher hatte Friedrich mit Aussagen wie „das Internet dürfe nicht gesetzlos bleiben“ und zuletzt mit seiner Empfehlung an Griechenland aus der Euro-Zone auszutreten, die Menschen in Deutschland in Erstaunen versetzt.
Keine Frage: Innenminister Hans-Peter Friedrich ist etwas speziell. Dass er mit dem Islam auf „Kriegsfuss“ steht wurde bereits Ende März letzten Jahres im Zuge der Islamkonferenz deutlich. Laut einem Artikel, der am 05.03.2011 in Spiegel Online erschien, soll Friedrich gesagt haben, dass zu einer erfolgreichen Integration zwei Dinge gehörten: „Erfolgreiche Integration setzt beides voraus: Wissen um die gesellschaftliche Realität in Deutschland – zu der rund vier Millionen Muslime gehören – und ein klares Bewusstsein für die christlich-abendländische Herkunft unserer Kultur.“ Wie stark die deutsche Bevölkerung in dieser „christlich-abendländischen“ Kultur tatsächlich verhaftet und sich dessen bewusst ist, dürfte ein interessantes empirisches Unterfangen sein.
Kürzlich hat Friedrich ein neues Kapitel seiner Islamophobie aufgeschlagen. In einer von seinem Ministerium in Auftrag gegebenen Studie, will er eine verstärkte Radikalisierung unter jungen Muslimen festgestellt haben. „Stunde der Angstmacher“ titelte Spiegel Online folgerichtig nach Erscheinen des Papiers. Seit Donnerstag ist die Studie auf den Seiten des Bundesministerium des Inneren online verfügbar.
Glücklicherweise sind zahlreiche kritische Stimmen, auch aus politischen Kreisen zu verzeichnen. Differenzierung ist also möglich. Bleibt die Frage, was mit einer solchen Studie bzw. mit der Art, wie sie verkauft wird, gewonnen ist? „Den Islam zeitgemäß interpretieren„, wie das Goethe-Institut titelte, mag eine Möglichkeit zur Annährung sein. Eine andere vielleicht, Mensch und Religion zu trennen: Egal ob Christ, Jude, Muslim oder Hindu. Zunächst ist ein Mensch ein Mensch. Ein Mensch, dessen Würde bekanntlich in unserem Land unantastbar ist.