Plötzlicher Gefühlstod, Teil 1

Christina/ November 11, 2019/ Philosophisches

Stefanie Stahl bringt zusammen mit der Brigitte-Redaktion ein „Psychotainment“-Magazin namens „Brigitte Leben“ an den Start. Das Magazin soll psychologische (Alltags-)Probleme für den Laien verständlich, nachvollziehbar und lösbar machen. Und klar, Erfolgsautorin Stahl stellt mit ihrem guten Namen und ihrem Bekanntheitsgrad sicher, dass die Leute zugreifen werden. Aber: Sind populärwissenchaftliche psychologische Erklärungen wirklich hilfreich, die aus vermarktungsgründen einer Komplexitätsreduktion und damit einer Verallgemeinerung unterliegen? Hilft es, Symptome anzugehen statt Ursachen? Aus Interesse habe ich mich einmal näher mit Inhalten von Stahls Themenkreis und Denkansätzen auf YouTube beschäftigt. Ein Begriff in Ihren Ausführungen ließ mich aufhorchen: der plötzliche Gefühlstod. Welche Geschichte steckt dahinter? Die anstrengende Beziehung mit einem passiv-aggressiven Mann. Genau der Typ Mann, der Stahl durch seine Bindungsstörung seinerzeit dazu veranlasst hatte, ihr erstes Buch zu schreiben: So bin ich eben!

Zwei Persönlichkeitsstile, die ihre Spuren hinterlassen

Vermutlich handelt es sich hier um ein Thema, mit dem die ein oder andere von euch auch schon in Berührung gekommen ist. Ich lade euch an dieser Stelle ein, zwei Persönlichkeitsstile kennzulernen: den „Verspielten Widerständler“ (passiv-aggressiv) und den „Kreativen Tagträumer“ (schizoid). Das klingt für euch vielleicht im ersten Moment nach zwei hippen Begriffen aus dem Sinus-Milieu-Jargon? Tatsache ist: Die Persönlichkeitsstile sind weder „hipp“ noch lustig.

Warum eine Beziehung mit einem Mann, der diese Persönlichkeitsstile in sich vereinigt, sehr verletzend sein kann und warum diese nach Robert Betz für den Partner „Arschengel“ sein können, davon werde ich hier in mehreren (fortlaufenden) Artikeln berichten. Ferner werde ich davon erzählen welche Spielchen, diese Menschen gerne spielen, u.a. das Spiel „Alkoholiker“ von Eric Berne. Typische Verhaltensweisen des passiven Widerstands sind: trödeln, sich verweigern, zumachen, schweigen, abtauchen, Dinge vergessen.

Gedankenlosigkeit

Eins aber vorab, wenn ihr schon eure Erfahrungen mit diesem Typ Mann gemacht habt oder vielleicht noch in einer solchen Beziehung seid und hofft, alles wendet sich zum besten, so kommt hier die bittere Wahrheit: Menschen mit diesen Persönlichkeitsstilen empfinden keine Empathie für anderen Menschen, d.h. sie können sich in ihr Gegenüber nicht hineinversetzen. Darin ist sich die wissenschaftliche Literatur einig – und das kommt höchst selten vor. „Und er ist gewiss kein Monster“, heißt es in einem Artikel, „sondern schlicht und ergreifend unfähig, sich in seine Partnerin einzufühlen“. Um es philosophisch mit den Worten Hannah Arendts auf den Punkt zu bringen, fühlt es sich an, als handle es sich einfach nur um Gedankenlosigkeit, den Unwillen, sich je vorzustellen, was mit dem anderen ist.

Symptome und Ursachen

Wie eingangs bereits beschrieben bleibt immer noch die Frage nach den Ursachen. Und die sind sehr individuell, sozusagen einzigartig. Denn da geht es an das Eingemachte, das Familiensystem und die ganz eigene persönliche Erfahrung: das Lebensskript. Und an dieser Stelle bin ich unendlich dankbar, dass ich vor einiger Zeit mit der Methode der Transaktionsanalyse in Berührung gekommen bin. Hier habe ich euch unten die interessantesten Bücher in einer Literturliste zusammengestellt.

Kein Männer-Bashing

Und noch eine Sache und das ist mir wichtig: Hier geht es nicht darum, Verhaltensweisen zu verteufeln oder Männer an den Pranger zu stellen. Es geht darum, was kann ich aus meiner Erfahrung lernen, was kann ich an andere weitergeben? Warum macht es Sinn, sich mit dem eigenen Lebensskript zu beschäftigen?

Also, freut euch auf Teil zwei.

Videos:

Transaktionsanalyse (TA)-Literatur:

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