Wie ich lerne, mich selbst zu lieben – Teil eins
Das sogenannte innere Kind heißt das Buch des Psychologen-Duos Herbold und Sachsse. Der Titel spricht bereits die dahinterliegende Problematik an. Wie immer, wenn ein Fachbegriff Eingang in die Alltagssprache erfährt, dann verlässt dieser oftmals den Pfad der trennscharfen Definition und wird vielfach verfremdet, verwässert und an die Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen angepasst.
Der Fluch der Schutzmauer
Schlicht und ergreifend geht es bei dem Begriff des „Inneren Kindes“ darum, Möglichkeiten für sich zu erschließen, selbstfürsorglicher zu werden und zu bleiben. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Denn oft sind es die Abwehrmechanismen, die wir als (Klein-)Kinder und Jugendliche aufgebaut haben, um uns zu schützen und die es jetzt abzulegen gilt, um ein freies und selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Um einen metaphorischen Vergleich zu finden, fällt mir ein Lied von Sting ein, das „Fortress around your heart“ heißt. Das Lied beschreibt sehr gut diese Schutzmauer um das Herz, die ich als Kind aufgebaut habe und die es jetzt Stück für Stück abzubauen gilt. Und ich meine es so, wie ich es schreibe – nach und nach, Stein für Stein. Und glaubt mir, ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Ich habe meine Schwierigkeiten damit.
Der Begriff des „Inneren Kindes“, um den Bogen zu schließen, kann auf dieser Reise hilfreich sein, je nachdem, so mein Empfinden, ob man ein „Kopf- oder Gefühlsmensch“ ist. Kopfmenschen wie ich es einer bin, werden sich zu Beginn mit den oftmals verniedlichenden Darstellungen in Form eines Stofftiers – meistens ein Bär -, eines kleinen Mädchens oder Jungens schwertun. Das baut zusätzlichen Widerstand auf und lässt einen in die Regression fallen.
Versöhnung mit sich selbst
Was will das Konzept nun? Konkret geht es in diesem Ansatz der Versöhnung mit dem „Inneren Kind“ darum, eine Art Selbsterfahrung zu machen, die uns über das Erlernen von Skills das Gefühl von innerer Beruhigung vermittelt.
Und ja, diese Methode hat auch etwas Spirituelles, das habe ich jetzt für mich erkannt. Damit meine ich nicht esoterisch (ich spiele hier einerseits auf die negative Konnotation des Begriffs an sich an, andererseits auf den florierenden Markt der Selbstheilung, der teilweise die Not der Menschen ausnutzt, auf Hilfe angewiesen zu sein). Aber bis zu dieser Erkenntnis habe ich eine sehr, sehr lange Reise zurückgelegt und sie ist noch nicht beendet. Da ist es wieder, mein Motto: „Life is a journey, not a destination.“
Der Geist in der Flasche
Und wer mich kennt, das kann ich wohl behaupten, wird mich niemals mit Spiritualität in Verbindung bringen. Allerdings, auch das kann ich mit Gewissheit sagen, bleibt die Beschäftigung mit der Theorie auch oftmals Theorie. Das zumindest bei Kopfmenschen wie mir. Denn hier ist das Problem, dass ich wohl vom Kopf her sehr gut in der Lage bin, meine Abwehrmechanismen und deren Herkunft zu verstehen. Allein, ich fühle sie nicht und kann sie deshalb (noch) nicht in positive Energie transformieren. Sie lungern in mir wie der sprichwörtliche Geist in der Flasche, der heraus will. Gefühlsmenschen sehe ich in diesem Zusammenhang im Vorteil, sobald diese, sei es über Literatur oder Therapie, ihre Muster- und Glaubenssätze erkannt haben, können sie diese nach und nach auflösen.
Da sehe ich mich im Nachteil, noch. Denn die Aufgabe ist nicht unlösbar, bedarf aber eines anderen Ansatzes. Ergo- bzw. Gestalttherapie, „Energiekarten“ und Therapieansätze wie „RTT“ (Rapid Transformational Therapy) können dabei sehr hilfreich sein, später dazu mehr. Ich hätte es auch nicht geglaubt, aber bei mir funktioniert das im Zusammenspiel immer besser.
Das Bauchgefühl als Navigator
Die Autoren Herboll/Sachsse zeigen sich sehr skeptisch gegenüber den „Inneren Kind“-Bildern im Sinne von Gefühlen, die aus dem Bauch kommen oder als Sitz der Intution bezeichnet werden. Misstrauisch kann und sollte jeder hier auch sein. Ein gesundes Misstrauen schließlich schützt davor, sich auf Scharlatane einzulassen, die es übrigens in jeder Branche gibt. Gleichzeitig sollte man hier aber auch tatsächlich auf sein Bauchgefühl vertrauen und sehen bzw. fühlen, ob der eingeschlagene Weg, der richtige ist. Da kann ich mich in der Regel auf mich selbst verlassen oder es zumindestens nach und nach lernen.
Mit dieser Einführung möchte ich eine mehrere Artikel umfassende Serie eröffnen, ähnlich, wie ich es beim „Plötzlichen Gefühlstod“ getan habe. Die neue Serie trägt den Namen „Wie ich lerne, mich selbst zu lieben„. Der Titel ist von einem Film inspiriert, den ich vor Kurzem gesehen habe. Der Film heißt: „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein.“ Zwei Sätze aus dem Plot haben mich tief und nachhaltig beeindruckt:
- „Du sollst dich selbst ehren“
- „Es lebe die menschliche Nähe“
Und dann sind es drei Merksätze aus dem Film, die ich nicht oft genug zu mir selbst sagen kann:
- Tue, was dir in den Sinn kommt
- Bekenne dich zu deinen Merkwürdigkeiten
- Lasse Entscheidungen, die dich betreffen, niemals von anderen treffen
In diesem Sinne freue ich mich darauf, meine Erfahrungen und den Weg der Selbstwerdung mit euch zu teilen, denn die Büchse der Pandora ist geöffnet – endlich. Und ich freue mich, wenn ihr mich dabei begleiten wollt.
Mein Ziel ist es nicht nur, mir selbst meine beste Freundin zu sein sondern auch eine anerkannte Fachfrau in Liebesdingen zu werden und damit sind erstmal keine erotischen Abenteuer gemeint.
Ach ja und noch eins. Für heute möchte ich meinem inneren Kritiker folgendes zurufen: „Du hast heute Sendepause!“