Wie ich lerne, mich selbst zu lieben – Teil zwei
Heute will ich gleich richtig in die Vollen gehen und mich einem besonders schweren Kapitel auf dem Weg zur Selbstliebe widmen: dem Inneren Kritiker. Dieser unangenehme Zustand, so nenne ich ihn hier mal, wird in der Psychologie als „Ego-State“ bezeichnet. Die Hartnäckigkeit des Inneren Kritikers könnt ihr euch gut und gerne als einen Donald Trump vorstellen, der aus dem Oval Office vertrieben werden soll. Naja, und was das für ein Kampf war, daran erinnert ihr euch bestimmt noch.
Wer ist der Innere Kritiker?
Der Innere Kritiker ist eine Art Selbstschutz, den ihr euch vermutlich als Kind zugelegt habt, um euch vor Strafen, Tadel und den damit verbundenen Ängsten selbst zu schützen. Und damit sind wir auch schon bei der wesentlichen Funktion dieses „Diktators“, während uns dieser Abwehrmechanismus in der Kindheit gute Dienste erwiesen hat, hindert er uns als erwachsene Person oft daran, eine positive und lebensbejahende Einstellung zu uns selbst zu finden.
Bei mir äußert sich das zum Beispiel so, dass ich mir etwas Schönes vornehme oder auch nur in Gedanken vorstelle. Während ich mir alle Einzelheiten ausmale und mein Vorhaben plane, höre ich ständig eine Stimme im Hinterkopf: „Lass es sein“, „das schaffst du nicht“, „die Person möchte nichts mit dir unternehmen.“ Im Endeffekt lass ich dann von meinem Vorhaben ab, es hat ja eh keinen Sinn. Hier gelingt es mir nicht, meinen eigenen positiven Gefühlen zu vertrauen, der Innere Kritiker schlägt mit dem Hammer so lange auf diese ein, bis ich einknicke.
Jetzt denkt ihr vielleicht, na, dann höre doch einfach nicht mehr auf deinen Inneren Kritiker. Ja, da kommt wieder die Metapher mit Donald Trump ins Spiel. Leichter gesagt als getan. Dieser Ego State ist eben auch ein Teil meines Selbst. Und ja, er tut vermutlich auch heute noch Gutes für mich, indem er mich vor Gefahren bewahrt und mich auf der Hut sein lässt.
Gut Ding will Weile haben
Und auch wenn wir uns das alle wünschen, der Innere Krtiker verschwindet nicht einfach mal so aus unserem Leben, nicht durch das Lesen eines Buchs oder das Buchen eines Seminars oder die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe. Die Transformation der negativen Gefühle in positive Emotionen braucht Zeit und Bestätigung, viel Bestätigung. Ich rede hier von einem Prozess, keiner Wunderheilung. Und Prozesse brauchen vor allen Dingen eines: Geduld, Disziplin und den festen Glauben daran, dass ich es schaffen kann und auch bei Rückschlägen nicht aufgebe.
Ja, ihr ahnt es bereits, hier geht es um harte Arbeit an sich selbst. Und glaubt mir, euer Innerer Kritiker wird auch dabei nicht unterstützen. Affirmationen jedoch können es. Ein Beispiel dafür ist der Satz: „Ich werde Tag für Tag glücklicher.“ Allein beim Aussprechen dieses Satzes werdet ihr merken, dass er ein positives Gefühl in euch auslöst.
Und jetzt denkt ihr vielleicht „Was ist denn das für eine Quatsch? Das soll ich zu mir sagen?“ Und es fühlt sich vielleicht etwas komisch oder sogar unangenehm an (der Innere Kritiker lässt grüßen!). Aber warum eigentlich? Ihr habt es doch verdient, glücklich zu sein! Und noch besser, denn ihr erweist nicht nur euch selbst damit eines Liebesdienst, sondern auch eurem Umfeld. Denn jeder ist gerne mit glücklichen Menschen zusammen, die positive Energie ausstrahlen. Denkt einmal darüber nach.
Loslassen, aber dranbleiben
Und wenn ihr euch diesen Satz „Ich werde Tag für Tag glücklicher sein“ immer wieder über Tage, Wochen, ja Monate sagt, dann werdet ihr merken, wie sich langsam immer mehr positive Gedanken in eurem Gehirn einnisten und das Verhältnis von negativen zu positiven Gedanken immer ausgeglichener wird und sich vielleicht sogar zugunsten der bestätigenden Impulsen verändert. Dann seid stolz auf euch, denn das habt ihr allein geschafft! Und das klingt doch wirklich nach einem lohnenden Ziel.
Mehr Achtsamkeit üben
Und da fällt mir noch etwas ein: Macht euch mal den „Spaß“ eure Mitmenschen zu beobachten und gezielt darauf zu achten, wie oft negative Erwartungshaltungen oder Einstellungen geäußert werden, wie z.B.: „Die Hitze ist scheußlich“, „Die Corona-Krise nervt mich“, usw. Und achtet mal darauf, was diese Sätze in euch auslösen und wie würde es sich im Vergleich dazu anfühlen, wenn die Sätze so lauten würden: „Die Wärme fühlt sich herrlich an“, oder „Die Corona-Krise hat mich und meine Familie näher zusammen gebracht.“
Die größte Hoffnung
Der Sänger Don Henley soll einmal folgenden Satz gesagt haben:
„I understand that present happiness is no guarantee of future joy, but is our greatest hope.“
Und ist es nicht viel schöner und erfüllender, sich Glück, Liebe und Zuneigung für das eigene Leben vorzustellen? Also, gebt eurem Inneren Kritiker einfach mal für heute hitzefrei und seid glücklich.