Die Vulkaninsel La Réunion im Indischen Ozean ist sicherlich ein Traumziel. Und manchmal werden Träume bekanntlich wahr. Schon länger hatte ich mit einer Reise in dieses Paradies geliebäugelt. Drei Fakten machen das französische Überseedépartement besonders interessant: Vor Ort kann mit Euro bezahlt werden. Es gibt keine wilden oder gefährlichen Tiere. Es werden keine Impfungen benötigt. Das sind für ein Ziel in den Tropen drei gewichtige Gründe, wie ich finde.
Der Flug aus Deutschland in die Hauptstadt St. Denis ist mit 13 Stunden (je nach Ausgangspunkt) recht lang. Ich kann aber sagen, dass ich sowohl von der Air France als auch von der weniger bekannten Air Austral positiv überrascht war. Für den Langstreckenflug haben wir einen kleinen Trick angewendet. Mit Hilfe einer Schlaftablette haben wir nach dem Abendessen an Bord friedlich bis zum nächsten Morgen geschlummert. Auf dem Rückweg haben wir es genauso gemacht.
Lebendige Rue de Paris
In St. Denis haben wir uns nur am Ankunftstag aufgehalten. Die Stadt hat touristisch nicht allzu viel zu bieten. Es lohnt sich aber, den Jardin de l’Etat samt naturhistorischem Museum zu besuchen. An dieser Stelle bekommen wir einen ersten Eindruck von der Geschichte der Insel. Gleichwohl interessant sind die vielen renovierten Villen im Kolonialstil, die heute entweder als Hotel oder als Ausstellungsort genutzt werden. Die Straße „Rue de Paris“ ist ein sehr eindrückliches Beispiel dafür.
Für mich als passionierte Wanderin sind die drei Talkessel das Herz der Insel: Cirque de Cilaos, Cirque de Mafate und Cirque de Salazie. Dementsprechend haben wir auch unsere Reiseroute entwickelt. Für die ersten sechs Tage haben wir unser Lager in Cilaos aufgeschlagen. Danach ging es für fünf Tage nach Hell-Bourg. Im Anschluss verbrachten wir zwei Tage auf der Hochebene „Plaine des Cafres“. Nach so viel Höhenluft haben wir uns für die letzten fünf Tage in St. Gilles-les-Bains einquartiert. Diese Aufteilung hat sich auch im Nachhinein als sinnvoll erwiesen. Aus diesen vier Lagern konnten wir alle unsere Wanderungen bequem erreichen.
Wir sind extrem begeistert von der Vielfalt der Insel, von der Freundlichkeit der Einwohner, den größtenteils gut gepflegten und ausgeschilderten Wegen.
Soziale Unterschiede sichtbar
Ein Wehrmutstropfen ist für mich das Empfinden, dass der Kolonialismus auf der Insel immer noch spürbar ist. Die „weißen“ Franzosen besitzen hier schöne Ferienhäuser, tummeln sich in den kostspieligen Anlagen und bestimmen die Politik der Insel. Die Kreolen, also die Menschen, die auf der Insel geboren sind, sind zumeist in den Dienstleistungsjobs anzutreffen und fristen zum Teil ein sehr einfaches Leben auf dem Land. Was natürlich nicht heißt, dass sie zwangsläufig unglücklich. Denn das ist nur eine Beobachtung von mir – mehr nicht.