Silvester in Karlsbad
Auf der Suche nach einem Ort oder einer Stadt, wo sich die Silvestertage ruhig und doch mit einer Auswahl an Aktivitäten verbringen lassen, sind wir auf Karlsbad gestoßen. In diesem Jahr wollte ich einmal nicht in die Sonne fahren, sondern Berge und evtl. Schnee genießen. Bei der Durchsicht diverser Angebotsseiten sind wir zunächst bei Oberwiesenthal gelandet. Ein Blick auf Google Maps hat uns dann gezeigt, dass Karlsbad nur einen Katzensprung von dort entfernt ist. Warum also nicht gleich nach Karlsbad fahren? Zugegeben, wir waren spät dran mit unserer Planung. Aber das Schicksal wollte einfach, dass wir nach Karlsbad fahren. Und so haben wir mit etwas Glück ein sehr schönes Hotel zu einem guten Preis gefunden. Es waren tolle Tage und sicherlich bin ich selten so schön in das neue Jahr gekommen, wie in 2019.
Bereits bei der Vorbereitung auf unseren fünftägigen Trip fiel mir auf, wie vielfältig das sogenannte Bäderdreieck von Karlsbad, Marienbad und Franzensbad eigentlich ist. Egal, wie das Wetter ist, es gibt genug zu entdecken. Und das nicht nur für Rentner! Wir hatten jedoch auch Glück mit dem Wetter, sodass wir uns ausgiebig draußen bewegen konnten.
Panoramawege, Zuckerbäckerstil und Knödel
Bereits die Ankunft in Karlsbad war atemberaubend. Der erste Blick auf das mondäne Kurviertel mit seinem berühmten Grandhotel Pupp war überwältigend. So viel Schönes hatte ich gar nicht erwartet. Mit einem Spaziergang durch das Kurviertel und die Neustadt bis hin zur KV-Arena machten wir unsere ersten Entdeckungen. Am frühen Abend besuchten wir ein Eishockeyspiel der einheimischen Mannschaft. Ein tolles Erlebnis!
Womit wir allerdings nicht gerechnet hatten war, dass die Auswahl an Restaurants in Karlsbad zum einen doch recht eingeschränkt ist. Zum anderen schließen viele Lokale bereits um 21 Uhr. In den folgenden Tagen hatten wir das ein oder andere Mal Mühe noch einen Platz zu finden – vieles war bereits reserviert. Aber auch hier ist uns das Glück holt gewesen, sodass wir nicht hungern musst. Was in Tschechien auch eigentlich bei den üppigen Gerichten und den günstigen Preisen nahezu ausgeschlossen ist. Selbst als Vegetarierin ist es mittlerweile kein Problem mehr verköstigt zu werden. Erwähnen möchte ich auf jeden Fall noch die ausgesprochene Freundlichkeit des Restaurantpersonals und natürlich das leckere Essen mit den obligatorischen Knödeln (die übrigens nichts mit den deutschen Kartoffelknödeln zu tun haben).
Gleich am zweiten Tag wollten wir es wissen: Wir erwanderten den Panoramaweg rund um Karlsbad. Der Weg it ca. 16 km lang und hat einige knackige Anstiege zu bieten. Die Anstrengung lohnt sich aber auf jeden Fall und motivieren kann man sich immer wieder mit herrlichen Ausblicken. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert und beginnt mitten im Kurzzentrum. Es stehen insgesamt verschiedene Strecken zur Verfügung, die mit gelben, grünen, blauen oder roten Zeichen markiert sind. Eine Variante, die der unsrigen ähnelt, findet sich hier. Neben dem Dreikreuzberg, sind der Aussichtsturm Goetheblick, das Berghotel Vitkova hora, die Dichteraltane, der Ausschichtsturm Karl IV., der Diana-Turm, der Hirschsprung sowie der Felsen mit der Gämse die (Motivations-)Ziele entlang des Weges.
Hoch über der Eger: die Burg Loket
Nach Abstechern zu den weiteren Zielen des Bäderdreiecks, Marienbad und Franzensbad, wandern wir zu Silvester nach Loket. Der Wanderweg vom Stadtteil Doubi in Karlsbad nach Loket führt über den Hans-Heiling-Felsen. Der Weg ist ca. 17 km lang (Hin- und Rückweg) und führt sehr malerisch entlang der Eger. Auch dieser Weg ist sehr gut ausgeschildert, Loket selber nicht zu verfehlen. Der Besuch der Felsen, auf tschechisch Svatošské skály, lohnt sich auf jeden Fall. Ob man in den Granitfelsen die versteinerte Hochzeitsgesellschaft erkennen kann, bleibt jedem überlassen. Allein die pittoreske Landschaft und das nette Ausflugslokal sind einen Besuch wert. Eine wirklich eindrucksvolle Brücke, gehalten von zwei Stahlseilen und schwankend wie auf einem Schiff bei hohem Seegang, führt über die Eger auf die andere Seite des Ufers. Von dort aus setzt sich der Weg nach Loket fort.
Am Ortseingang von Loket befindet sich neben der Goethestatue eine schön gestaltete Stadtansicht von Loket, sodass die Orientierung in dem kleinen Ort einfach ist. Das Highlight von Loket ist unbestritten die Burg, die auf einem kleinen Granitfelsen thront. Der Besuch der Burg mit seinen verschiedenen Ausstellungsstücken ist unbedingt empfehlenswert. Und nun Verliebte aufgepasst: Wer mit seinem Liebsten/seiner Liebsten die 96 Stufen zum Bergfried händchenhaltend hochsteigt und sich oben dreimal küsst soll der Legende nach ein Leben lang zusammenbleiben. Also, einfach mal ausprobieren und daran glauben!
Entspannter Rutsch ins neue Jahr
Silvester in Karlsbad ist ein absoluter Geheimtipp für alle, die wie wir, keine Lust auf Party- und Böllerterror haben. So entspannt und schön wie in diesem Jahr – auf dem Hirschsprung hoch über der Stadt – bin ich selten in das neue Jahr gekommen. Keine besoffenen Leute, kein Dreck auf den Straßen, kein ohrenzertrümmernder Lärm. Stattdessen ein wunderschönes Feuerwerk, entspannte Atmosphäre und einfach nur ein schönes Gefühl im Bauch.
Neujahrsspaziergang mit Hindernissen
Nach einer entspannten Silvesternacht haben wir uns am nächsten Tag zum Neujahrsspaziergang aufgemacht. Auf dem Programm stand eine Wanderung nach Andělská hora (Engelsberg), laut Reiseführer angeblich ein beliebtes Ausflugsziel bei Kurgästen. Die Burgruine wurde gar als wildromantisch beschrieben. Nun ja, vielleicht zu Goethes Zeiten. Leider führt der Wanderweg teilweise sehr nah an einer belebten Ausfallstraße entlang und wird anschließend von einem Golfplatz begrenzt, um den man dann etwas umständlich herumlaufen muss. Der Ort Andělská hora ist, zumindest im Winter, sicherlich keinen Besuch wert. Am Neujahrstag fuhr da noch nicht einmal ein Bus, zudem waren alle Gaststätten geschlossen.
Dafür erwartete uns aber an unserem letzten Abend ein richtig tolles „Abschiedsprogramm“: Zunächst stand nochmals eines der leckeren tschechischen Restaurants auf dem Programm (zur Erinnerung: Reservierung nicht vergessen!), danach ging es zum Neujahrskonzert in das Karlsbader Theater von 1884 (sehr schönes Gebäude, innen und außen) und anschließend auf einen Absacker in Becher’s Par im Grandhotel Pupp. Ein sehr gelungener Abend und ein würdiger Abschied nach fünf tollen Tagen im tschechischen Bäderdreieck.
PS:Logiert haben wir im Hotel Palatin, direkt in der Innenstadt von Karlsbad, das wir uneingeschränkt weiterempfehlen können.
Zum Weiterlesen: