Wandern in Albanien und im Kosovo? Vermutlich sind das nicht gerade die ersten Destinationen, die dem passionierten deutschen Wanderer in den Sinn kommen. Andererseits, warum nicht? In der (Reise-)Berichterstattung des deutschen Fernsehens sind beide Länder so gut wie nicht existent – es sei denn, es geht darum aufzuzeigen, wo die Taschendiebe und Zigeunerbanden herkommen.
Dabei haben beide Ländern viel mehr zu bieten als die Bestätigung von stereotypen Bildern aus der Bildzeitung, vorausgesetzt man möchte sich darauf einlassen.
Am zweiten Tag unserer Wanderreise ging es durch die Drini-Schlucht (Vorsicht: volle Fähren!) zunächst von Koman nach Fierze. Von dort fuhren wir mit dem Kleinbus weiter nach Prizren, der zweitgrößten Stadt im Kosovo mit osmanischem Erbe.
Von der Festung in Prizren hat man eine wunderschöne Sicht über die ganze Stadt. Prizren, gebaut im osmanischen Stil, wirkt als ob das osmanische Reich noch intakt wäre. Auffällig sind überall die türkischen Flaggen, ein Zeichen dafür, dass der türkische Staat hier immer noch versucht seinen Machtbereich durch Bauprojekte auszuweiten.
Am nächsten Tag ging es dann in das Sharr-Gebirge. Nach der Wanderung ging es über die Stadt Peja zu unserer nächsten Übernachtung ins Boga-Tal. Hier ging es auf den Berg Kosjotani an der Grenze zu Montenegro, über Wälder, Wiesen und Kühe(!) erreichen wir den Gipfel mit einer herrlichen Aussicht auf Montenegro. Leider hat an dem Tag meine Kamera den Geist aufgegeben, sodass ich von der Wanderung zu den Gletscherseen und dem Kloster Visoki Dečani keine Bilder habe. Auch von der Stadt Gjakova – unserer letzten Übernachtung im Kosovo und der Stadt, in der ich nach zwei Stunden Suche meine Ansichtskarten fand – habe ich leider keine Fotos.
Die Suche nach Ansichtskarten ist allerdings eine besonders schöne Geschichte, weil sie zeigt, wie freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereits die Kosovo-Albaner gegenüber Fremden sind. In einem Kaufhaus, in dem es solche Ansichtskarten geben sollte, war man sehr bemüht mir zu helfen und gab mir schließlich den Tipp, auf der Post nachzufragen. Auf der Post musste man leider verneinen, konnte mir aber einen Buchladen nennen, der tatsächlich die begehrten Karten hatte. Auch hier zeigte man sich sehr zuvorkommend, sodass ich glücklich den Laden mit meiner Beute verlassen konnte, schnell meine Karten schrieb und diese dann beim freundlichen Postbeamten abgab.
Einen Trip in den Kosovo kann ich deshalb schon alleine aufgrund der freundlichen und hilfsbereiten Menschen nur empfehlen. Und: Abends ist in Gjakova richtig was los, da kann sich so manche deutsche mittelgroße Stadt dahinter verstecken.