Schatzberg und Joelspitze

Christina/ August 30, 2024/ Alltagsgeschichten

An unserem vorletzten Wandertag erleben wir nochmals eine Tour der Superlative. Für die “Anfahrt” auf den Berg nutzen wir die Schatzbergbahn. Am Parkplatz angekommen sind wir zunächst irritiert und gleichzeitig freudig überrascht: Der Stellplatz ist hier gebührenfrei. Wir schauen uns wiederholt um, im sicherzugehen. Aber es ist weit und breit kein Tarifschild zu sehen. Also auf geht’s. Der Plan ist es, die Seilbahn wieder an der Mittelstation zu verlassen und von dort auf die Joelspitze und den Schatzberg zu wandern.

Aufstieg im Regen?
Allein die Fahrt mit der Bahn zur Mittelstation ist schon ein Erlebnis. Ich finde es faszinierend in der Gondel zu sitzen und zu beobachten, wie sich das Tal immer weiter unter meinen Füßen entfernt und langsam den Blick auf die Berge freigibt. Fantastisch! An der Mittelstation angekommen, laufen wir am Gasthaus Koglmoos vorbei. Zwei Liegestühle mit dem Almdudler-Logo auf der Terrasse sehen im ersten Moment so verlockend aus, dass man fast wieder eine Rast einlegen möchte. Aber, der Berg kennt kein Pardon. Der Aufstieg über 400 Höhenmeter ist nicht ohne. Nicht unbedingt wegen des Höhenunterschieds, sondern vielmehr aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit an dem Tag. Gewitterwolken ziehen über uns auf, verschonen uns aber mit einer kalten Dusche.

Angekommen an der Bergstation sieht das Wetter im noch verhalten aus. Unterwegs spricht uns ein Italiener an und fragt, ob auf dem Weg ein Gasthaus sei. An der Weggabelung oben stehen Menschen unschlüssig herum, was sie wohl noch mit dem Tag anfangen sollen. Sowas liebe ich ja. Wo auch sonst, kann man so schön den Weg versperren und die anderen Wanderer nerven? Wir orientieren uns kurz auf der großen Übersichtskarte an der Station und laufen dann zunächst auf dem Panoramaweg, der um den Schatzberg herumführt. Nach kurzer Zeit reißt die Wolkendecke vollends auf und ein herrlicher Tag kündigt sich an. Zwar ziehen immer mal wieder Wolken durch, aber das Wetter hält.

Kammweg zur Joelspitze
Als wir den Speichersee, der sowohl unterhalb der Joelspitze als auch unterhalb des Schatzberges liegt, biegen wir links auf einen Kammweg ab. Ich liebe Kammwege. Und dieser hier ist wirklich toll. Plötzlich hat man das Gefühl in einer irischen Landschaft zu sein: saftiges Grün, Wind und Preiselbeeren am Wegesrand. Als wir loslaufen, ist die Joelspitze noch in den Wolken. Pünktlich zu unserem Gipfelsturm jedoch, fliegen die Wolken am Horizont entlang weiter und geben den überwältigenden Blick auf die Berglandschaft drumherum frei. Ein wirklich erhebendes und sensationeller Gefühl. Ein absoluter Glücksmoment für mich, wie ich ihn immer wieder auf Wanderungen und besonders auf Bergspitzen erlebe. Dieser großartige Blick in die Weite der Berge, wo kein Bauwerk und kein Lärm diesen erhebenden Moment stört. Auf einer Bergspitze fühle ich mich frei von allen Sorgen. Da gibt es nichts, außer diesem Moment der Stille und der Schönheit. Ich könnte hier oben ewig bleiben. Da sich aber leider für den Nachmittag Gewitter angekündigt haben, steigen wir nach dem obligatorischen Gipfelfoto wieder zum Speichersee ab. Über den Schatzberg soll es dann zurück zur Bahnstation gehen. Unterwegs ist aber definitiv die Einkehr auf dem Gipföhit eingeplant. So viel Zeit muss sein, zumal sich die Hütte direkt unterhalb des Schatzberges befindet. Was für ein schöner Zufall.

Freibier gegen Geld
Unser Durst ist schon recht fortgeschritten als wir unseren Getränkestützpunkt erreichen. Die Terrasse erlaubt einen wunderschönen Blick auf die Umgebung. Allerdings ist es recht zugig dort, sodass wir die Rückseite wählen. Als wir unsere Getränke bestellen, wundern wir uns darüber, dass plötzlich recht leer sowohl auf der Terrasse als auch in der Jause ist. Die Bedienung erklärt uns, dass wohl am Fuße der Gondel ein Schild gestanden hätte, das vor schweren Gewitter ab 13 Uhr gewarnt hätte. Hm, zwischenzeitlich ist es 15 Uhr und passiert ist nichts. Da haben wir aber Glück gehabt, denke ich. Und gut, dass wir das Schild nicht gesehen haben, sonst hätten wir vermutlich unsere Wanderung abgebrochen. Burkhard bestellt sich ein alkoholfreies Bier und erhält eine braune Flasche mit dem Etikett: “Freibier”. Komisch, die Servicekraft will trotzdem dafür Geld haben:-)

Einmal Schatzberg und zurück
Nach der Stärkung geht es noch schnell auf den Schatzberg. Die letzte Gondel verlässt den Berg um 16:30 Uhr, da bleibt nicht mehr ganz so viel Zeit. Wir genießen wiederum den superben Blick ins Tal und wandern dann, unter dem Blick von zahlreichen, gelangweilten Kühen, zurück zur Bergstation. Hinter uns liegt mal wieder eine fantastische Wanderung. Und ja, ich merke, wie mir langsam das Herz schwer wird, da unsere Wanderwoche sich dem Ende zuneigt.

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