Algarve: Küstenwanderung ist Natur pur
Die schöne Algarve ist nicht nur ein Paradies für Strandliebhaber und Partygänger. Auch Naturfreunde wie ich werden dort fündig. Eigentlich sind die warmen Länder, wie Spanien, Frankreich, Italien und Portugal eher für ihre Trockenheit bekannt. Aber da erlebe ich eine Überraschung an der portugiesischen Küste. Meine Pflanzenerkennungs-App kommt richtig gut zum Einsatz angesichts der vielen, mir noch unbekannten, Gewächse. Ob spanische Golddistel, Wunderbaum oder Paradiesvogelblume, an der Algarve gibt es beim Wandern viel Neues zu entdecken. Heute nehme ich euch mit auf eine Reise in die südeuropäische Natur.
An der Westküste
Am ersten Tag lernen wir den „Wilden Westen“ Portugals kennen. Wir starten am Praia do Martinhal, dem Strand von Martinhal, der im Osten von Sagres liegt. Es ist recht kühl an diesem Morgen. Der Wind vom Atlantik pustet kräftig. Er wird uns auch in den nächsten Tagen begleiten. Wir wandern ein Stück am Strand entlang und treffen bald auf die grün-blaue Markierung, die uns am heutigen Tag den Weg weisen wird. Zunächst bleiben wir am Meer, dann gehen wir landeinwärts. Als wir in der Ferne einen verlassenen Hof entdecken, zücken wir unsere Kameras. Wir sind verblüfft, was hier alles blüht. Als erstes fällt uns die spanische Golddistel ins Auge, die sich hier überall ausbreitet. Gefolgt von der lila-blauen Cardy, einer Artischokenart, ergibt sich hier ein wundervolles, farbenprächtiges Bild, das wir so nicht erwartet haben.
Praia da Ingrina
Immer noch gefangengenommen von der unerwarteten Blütenpracht, erreichen wir den strammsten Punkt der Wanderung. Auf dem Klippenweg fegt uns der Wind fast weg. Als wir jedoch den Wendepunkt der Wanderung erreichen, wird es plötzlich ruhig und kuschelig. Zur Mittagszeit erreichen wir den schönen Strand von Ingrina. Genau das richtige Plätzchen für eine Mittagspause und das erste Panaché des Tages. Das Radler, auf Portugiesisch Panaché oder auch Shandy genannt, schmeckt herrlich. Der Moment und die Umgebung sind so wundervoll, dass wir am liebsten sitzen bleiben würden. Da wir aber um 17 Uhr in Figueira abgeholt werden, müssen wir leider weiterziehen.
Das Örtchen Figueira, unser heutiger Endpunkt, ist recht unspektakulär. Da muss man nicht gewesen sein.
Blütenpracht in Burgau
Der zweite Tag beginnt gleich abenteuerlich: wir fahren vom Marktplatz in Lagos mit dem öffentlichen Bus nach Burgau. Der kleine Ort in der Nähe des Naturschutzparks Costa Vicentina hat nicht nur einen hübschen Strand, sondern besticht ebenso mit seiner Blütenpracht. Weit über die weißen Grundstücksmauern wabert die Clematis, eine Augenweide. Wieder können wir uns nur schwer von den schönen Anblicken losreißen, aber wir haben ja noch ein paar Kilometer vor uns. Heute wandern wir nur am Meer. Je weiter wir vorankommen, desto schöner wird die Strecke.
Die Villen von Luz
Nach gut fünf Kilometern erreichen wir den Ort Luz. Am Ortseingang sind wir zunächst von den prächtigen Villen mit ihren verschwenderisch blühenden Gärten fasziniert. Wieder bemühen wir unsere Planzen-App und machen uns schlau. Wir sind umgeben von Wolfsmilch, wahrem Bärenklau, grauen Palmlilien, Wunderbäumen, Feigenkakteen, Kapuzinerkresse und gelben Trompetenbäumen. Was für eine Pracht!
Hier wollen wir heute panachieren, d.h. ein Radler genießen. Das Restaurant „Fortalza da Luz“ lockt uns mit einem unwiderstehlichen Angebot: einer Terrasse oberhalb des Meeres. Von hier aus beobachten wir eine Weile das Treiben am Strand. Als wir bemerken, dass sich von hinten ein paar dunkle Wolken anschleichen, machen wir uns wieder auf dem Weg. Außerhalb der Stadt kommen wir auf einen Serpentinenweg. Jetzt sind wir überrascht, es geht nämlich sehr steil hinauf auf den Atalaia, eine Art Hausberg mit einem obeliskartigen Denkmal auf dem Gipfel. Puh, das war ganz schön anstrengend. Aber der Ausblick auf Luz von hier oben entschädigt gleich für die Mühe. Mit dem Erreichen des Praia do Mos sind wir wieder in Lagos, aber noch lange nicht am Ziel. Und tatsächlich liegt der spektakulärste Teil des Tages noch vor uns: der Holzplankenweg durch die Ponta da Piedade. Auf dieser Strecke, das muss ich deutlich sagen, bleibt uns das ein oder andere Mal, angesichts der fantastischen Felsformationen und Strände, der Mund offen stehen. Dieser Küstenabschnitt kann nur als spektakulär bezeichnet werden und lohnt unbedingt einen Besuch.
Schließlich erreichen wir die Altstadt von Lagos. Hier bewundern wir noch die Reste der Festungsanlage, die Kirche Igreja de Santo António und den ehemaligen Sklavenmarkt. Und dann freuen wir uns aber auf unsere Dusche im Hotel.
Die stolzen Eltern von Albufeira
Unser nächstes Naturwunder erleben wir ausgerechnet in einem Hotel in Albufeira. Genauer gesagt entdecken wir beim Betreten des Balkons auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes ein Möwenpaar mit seinen Jungen. Ich muss zugeben, dass ich noch nie frischgeschlüpfte Möwen gesehen habe und deshalb auch nicht wusste, dass diese graugefiedert sind. Die Möweneltern praktizieren Aufgabenteilung: während der eine Elternteil die beiden Kinder füttert, wacht der andere Teil darüber, dass von außen keine Gefahr droht.
Ria Formosa
Am nächsten Tag bewegen wir uns in einem Naturschutzgebiet, dem Parque Natural da Ria Formosa. Diesmal ist es nicht die Planzen-, sondern die Tierwelt, die uns fasziniert. Wir beobachten Krebse, Stelzenläufer, Flamingos, Löffler und Eidechsen. Am Ende des Holzplanken- und Dammweges erreichen wir den Praia de Faro. Dort schnappen wir uns den Bus mit der Nummer 16, der uns ins Hotel bringt.
In Faro sind wir wiederum überrascht, wie viele Störche sich hier ein Nest auf einem Kirchturm gebaut haben. Überrascht sind wir auch von der Größe und der Festigkeit des Brutplatzes.