Das Ausflugsduell: Steinhuder Meer oder Kulturschleife Elze?
Sekt oder Selters? Regen oder Sonnenschein? In diesem Jahr entscheidet die Wetterapp oder genauer gesagt das Regenradar, wo der Wochenendausflug hingeht. Bei dem wechselhaften Klima ist es nicht einfach einzuschätzen, wie lange die nächste Regenlücke hält. Oft liegt die Regenjacke näher als der Badeanzug. Wir nehmen also all unseren Mut zusammen und fahren einfach los. Fortes fortuna adiuvat: „Den Mutigen hilft das Glück“! Da hatte der Römer nicht ganz unrecht. Sowohl für Donnerstag als auch für Sonntag ist sehr durchwachsenes Wetter angesagt. Trotzdem können wir an beiden Tagen unseren Aktivitäten im Trockenen und teilweise sogar mit Sonnenschein nachgehen. Am Donnerstag umrunden wir zunächst das Steinhuder Meer. Am Sonntag wandern wir entlang der Kulturschleife im Raum Elze. Welche Destination wird wohl das Ausflugsduell gewinnen?
Anfahrt im Regen bringt Segen
Selbstverständlich haben wir am Donnerstagvormittag das Regenradar aufmerksam verfolgt. Als wir gegen 11 Uhr ins Auto steigen sieht zunächst noch alles gut aus. Auf der Autobahn zeigen sich allerdings die ersten dunklen Wolken am Horizont. Wird das Wetter halten? Natürlich nicht. Der erste Schauer geht nieder. Holger bleibt zuversichtlich: „Ist doch gut, wenn es jetzt regnet. Dann ist es nachher trocken.“ Das klappt tatsächlich. Fast bis zum Schluss gießt es, dann lässt der Regen nach und hört schließlich ganz auf. Angekommen in Mardorf ist es bedeckt, windig und grau. Wir schwingen uns auf die Räder und machen los. Nur ein kleines Stück und wir sind direkt am Wasser. Eine kräftige Brise erwartet uns, der Wind weht uns um die Nase, es riecht gut. Ich ziehe die Luft tief ein, schiebe mein Rad bis zum Ende des Holzstegs. „Ja“, denke ich, „fühlt sich fast wie an der Ostsee an.“ Das ist Urlaub. Der Kopf wird frei. Es gibt nur das Hier und Jetzt.
Surfer, Strand und Störche
Wir radeln weiter Richtung Steinhude. Wir strampeln ganz schön gegen den Wind an. Es macht trotzdem Spaß. Am Strand halten wir kurz an und schauen den Kitesurfern zu. Am „Surfer’s Paradise“ ist heute richtig etwas los. Klar, bei dem Wind und den Wellen ist das hier natürlich für jeden Wellenreiter ein Traum. Auf einer Wiese beobachten wir Störche bei ihrem eleganten Landeanflug. Dann erreichen wir Steinhude. Hier erkennen wir schnell, dass mäßiges Wetter auch seine Vorteile hat: trotz der Sommerferien ist es derzeit angenehm ruhig. Da halten wir doch gleich mal Ausschau nach einem schönen Plätzchen für ein leckeres Getränk. Der Außenbereich der Aalräucherei Schweer sticht uns ins Auge. Da wollen wir hin. Schließlich sitzt „Claudia“ auch schon auf der Terrasse. Vor einer Woche habe ich sie noch auf dem Dach der Galerie Jaeschke sitzen gesehen. Jetzt treffen wir uns bei einert Stippvisite am Steinhuder Meer wieder. Das kann ja kein Zufall sein.
Fishermen’s friend
Am Eingang zum Restaurant empfängt uns eine Fischer-Figur. Jede Menge Fische hat er auch schon gefangen. Ein Blick auf die Speisekarte sagt uns, dass wir hier richtig sind. Gerade als wir auf der Terrasse mit Fischbrötchen und Getränk Platz genommen haben, kommt die Sonne durch die Wolken. Na, geht doch. Hier sitzt es sich so gemütlich, dass es so gar keinen Grund gibt, wieder aufzustehen.
Meerbruch Aussichtspunkt am Winzlaer Turm
Nolens volens setzen wir unsere Tour um das Steinhuder Meer fort. Von der Promenade in Steinhude haben wir noch einen schönen Blick auf die Insel Wilhelmstein. Tatsächlich treffen wir hier sogar ein paar Leute auf Holzliegen an, die sich in der Sonne wärmen. Nur wenige Meter weiter erreichen wir das Schloss Hagenburg und den schönen Moorgarten. Der dazugehörige Biergarten ist allerdings geschlossen.
Kurz hinter Winzlar erreichen wir die Meerbruchswiesen. Die Ausschilderung zum Aussichtsturm macht uns neugierig. Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick über die Landschaft. Alles so still und unberührt. Herrlich, wenn da nur nicht das Donnergrollen im Hintergrund wäre. Tatsächlich tauchen plötzlich vor uns am Himmel fast schwarze Wolken auf. Oh, das sieht verdammt nach Gewitter aus. Es hilft ja nichts, wir müssen nach Mardorf zurück. Wie durch ein Wunder ziehen die Wolken weiter. Es bleibt trocken bis wir wieder an unserem Auto sind. Nur wenige Minuten später setzt der Regen ein…
Kulturschleife im Raum Elze
Was uns an einem Sonntag gerade nach Elze zieht? Im Grunde genommen das Angebot der Offenen Gartenpforte, die an diesem Wochenende nach Gronau einlädt. Wie immer möchte ich den Gartenbesuch mit einer Wanderung verbinden. So bin ich auf die Kulturschleife im Raum Elze aufmerksam geworden. Startpunkt ist das Elzer Freibad, das zwar an diesem Sonntagvormittag nicht besonders stark frequentiert ist. Dafür beschallt die lateinamerikanische Musik, die dem Gelände entweicht, den ganzen Ort. Nachdem wir Elze verlassen haben, geht es schnell in die Feldmark. Ich bin überrascht, wie viele Diesteln hier stehen. Den Schmetterlingen und Bienen scheint es zu gefallen. Wir laufen in einem Sonne-und-Wolken-Mix. Am Horizont sehen wir den Regen. Uns wird er heute aber nicht erreichen.
Kultur gibt es nur am Sonnenberg
Von Elze marschieren wir in Richtung Sehlde. Auf dem Weg dorthin sehen wir wieder eine Reihe von Störchen, die Ausschau nach einem Mittagsmahl halten. Als wir Sehlde erreichen, fragen wir uns, was es in dem Flecken wohl zu sehen gibt. Naja, eigentlich nicht viel, außer vielleicht ein paar Anwohner bei der Gartenarbeit und die Erklärung was ein Bäkebrink ist, nämlich eine trockene Wiese am Bach.
Wir gehen einen weiteren Feldweg entlang und gelangen nach Esbeck. Auch hier ist es sehr still. Es wäre wohl ein Dreiseitenhof von 1830 zu besichtigen. Den haben wir bereits beim Anmarsch auf das Dorf gesehen, deshalb wandern wir gleich Richtung Sonnenberg weiter. Und da begegnet uns doch tatsächlich ein wenig versteckt im Gestrüpp das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Es wurde 1913 errichtet und erinnert an ein Kaisermanöver. Von dort aus soll der Kaiser das erste Manöver seiner Amtszeit beobachtet und geleitet haben.
Als dann noch der Sonnenberg seinem Namen alle Ehre macht und uns die Strahlen auf einer Bank wärmen, ist das Wanderglück perfekt! Ein kühles Blondes würde den Augenblick perfekt machen. Leider befindet sich auf der Strecke aber keine Einkehrmöglichkeit. So verlassen wir diesen idyllischen Ort nach einer Vesperpause wieder und gehen hinab nach Eime. Von dort aus geht es zurück durch die Feldmark nach Elze. Wieder am Auto fahren wir in freudiger Erwartung eines schönen Gartenerlebnisses und der Aussicht auf Kaffee und Kuchen ins nahegelegene Gronau. Dort erleben wir allerdings eine herbe Enttäuschung.
Ausser Spesen nichts gewesen
Waren meine bisherigen Erlebnisse mit der Offenen Gartenpforte in Lamspringe und Münstedt sehr erquicklich gewesen, erleben wir an diesem Sonntag eine Bruchlandung. Angepriesen wurde „der wohl kleinste englischen Gärten außerhalb der britischen Inseln“. Dass mit „klein“ wirklich klein gemeint war, wird uns klar, als wir das Gelände betreten. Zunächst bemerke ich aber, dass die „Offene Gartenpforte“ diesmal gar nicht offen ist, sondern zu. Das finde ich schon einmal merkwürdig. Aber na gut. Noch sonderbarer allerdings finde ich den Zettel mit den „Benimmregeln“ am Gartentor.
Das lässt nichts Gutes erahnen und genau so kommt es dann auch. Wir öffenen das Gartentor und entdecken zunächst viele ältere Damen und Herren, die Kuchen und Kaffee lustvoll zusprechen bzw. zugesprochen haben, denn die Platten sind leer. Das ist allerdings auch nicht besonders verwunderlich, da man auf dem kleinen Gelände in maximal drei Minuten alles gesehen hat. Anfangs frage ich mich immer noch, wo denn nun der Garten ist. Bis ich bemerke, dass das kleine Stück Rasen und die Beete rund um das „Cottage House“ alles ist, was es zu sehen gibt. Ich brauche einen Moment, bis ich begriffen habe, dass da wirklich nichts mehr kommt. Das ganze Event ähnelt mehr einer Verkaufsshow, denn zufällig sind Bianca und Johann Andras Frey Gartenbauer. Ich kann mir nicht helfen, aber im Vergleich zu meinen vorherigen Gartenbesuchen fühle ich mich hier getäuscht.
Aus diesem Grund ziehen wir uns nach gefühlten fünf Minuten unverrichteter Dinge wieder zurück und suchen uns ein Café auf dem Rückweg. Schade. Da muss ich die Punkte für dieses Ausflugsduell leider an das Steinhuder Meer verteilen.