Die offene Pforte: Ein Piratennest in Braunschweig

Christina/ Juni 23, 2024/ Alltagsgeschichten, Kultur

Die Idee der „Offenen Pforte“ scheint sich wie ein Lauffeuer im Braunschweiger Land und darüber hinaus verbreitet zu haben. Ob Peine, Gifhorn oder Hildesheim, die Idee, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Gärten für den Besuch Interessierter öffnen macht Schule. Leider hat sich mancherorts der Kommerz eingeschlichen. In diesem Jahr hatte mich bisher nur ein Besuch überzeugt. Aber das änderte sich an diesem Sonnabend. Die Begegnung mit einem Piratennest und gleichzeitig einem verwunschenen Naturparadies ist eine unverhoffte Überraschung auf 2.000 qm2.

Seeräuberküste voraus
Am Stadtrand, für mich völlig unbekannt, gibt es eine Reihe von Gärten. Mitten in einer Wohngegend.Ich schätze der von Schulpius und Ehreke ist der Größte. Wir folgen zunächst dem unteren Pfeil und treten ein. Wir kommen hier nicht in einen Garten mit von Unkraut befreiten akkuraten Beeten. Nein, wir betreten die Wildnis. Ein Stück Freiheit, ein Hideaway nahe am Ringgleis. Mir fällt als erstes der Leuchter mit den türkisfarbenen Kerzen auf. Das Holzhaus daneben hat exakt die selbe Farbe. Davor und dahinter ist Sand. Und dann ein Kronleuchter, darunter stehen zwei Stühle. Das ist „Fluch der Karibik“ für mich. Ich bin begeistert. Wir stehen mitten in einem Abenteuerspielplatz! Ich wäre nicht überrascht, wenn hier irgendwo eine Schatzkiste liegen würde.

Entdeckergeist geweckt
Was wir auf diesen 2.000 qm2 in den nächsten zwei Stunden entdecken ist wirklich toll. Mich hätte interessiert, wie viele Jahre es gedauert hat, dieses Schmuckstück von einem Garten anzulegen. Die Dekoration ist zuweilen eigensinnig; das Gesamtensemble aber überzeugt. Die schön angelegten Gänge, die stillen Oasen, die zum Durchschnaufen einladen und die naturbelassene Blütenpracht. Ohne die Geräusche, die vom Kaffeekränzchen in der Mitte des Gartens herrühren, könnten wir uns in einer Parkanlage befinden, die nur für uns geöffnet ist.

Ein Hauch von Persien
Wir gehen gegen den Uhrzeigersinn zurück. Vorbei an Kermesbeeren, rauhaarigen Hortensien und einem Trompetenbaum mit roten Blüten. Wir kommen an einem Vasenensemble vorbei, das mich aufgrund seines blauen Musters an Blumengefäße aus der Persischen Antike erinnern. Noch davor stoßen wir auf eine sehr innovative Lichtidee, Glühbirnen in Glaskästen. Ich bewundere die kreative Vielfalt, die hier am Werk ist. Wir können uns gar nicht so richtig sattsehen und sind auch ein wenig überwältigt. Vermutlich ist ein Besuch gar nicht ausreichend. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir noch einige Dekorationselemente übersehen haben. Nicht aber das kleine Häuschen mit türkisem Anstrich, das sich in einer lauschigen Nische. Kann man sich einen schöneren Platz für einen „Guten Morgen Kaffee“ vorstellen?

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