Die schwarze Sieben: Kriminalturney bei den Schlaraffen
Da hatten die Schlaraffen mal wieder eine richtig gute Idee: das erste Braunschweiger Kriminalturney. Die Challenge: Zehn Autorinnen und Autoren lesen selbst geschriebene Kriminalgeschichten, die im Frühling spielen und nicht länger als sieben Minuten Vortragszeit in Anspruch nehmen dürfen. Die Idee kommt sehr gut an. Die Bude platzt an diesem Abend aus allen Nähten. Beim „Babypinkeln“ im Vorraum des Rittersaals werden Bier und Wein kostenlos ausgeschenkt. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Und so ist es dann auch: Der Abend wird ein voller Erfolg. Wir freuen uns auf weitere Veranstaltungen, ihr lieben Schlaraffen.
Die schwarze Sieben
Ob es Zufall ist oder nicht. Aber, jeder Autor, der in die Bütt geht, hat auch den Schalk (den Eulenspiegel) im Nacken. Denn trotz aller Morde wird bei den Geschichten auch nicht mit dem Humor gespart.
Zu Beginn werden alle Vortragende namentlich vorgestellt, während diese zu einer schaurigen musikalischen Begleitung wie Gladiatoren in den Saal einlaufen. Unter Aufsicht der „Exzellenzen“ auf der Bühne findet die Auslosung der Reihenfolgen statt. So will es das Los, dass „Knappe“ Tilman Thiemig als erster in den Ring steigt. Und er macht seine Sache gut: voller Inbrunst trägt er eine Vergeltungsgeschichte vor, in der ein gemobbter Mann späte Rache an seinem Klassenlehrer verübt. Ein sehr gelungener Auftakt, der auf einen unterhaltsamen Abend hoffen lässt. Ich muss sagen, mir gefallen sowohl die Geschichte als auch die Art des Vortrags so gut, dass ich mir kaum eine Steigerung vorstellen kann.
Doppelmorde, Grabsteine und tödliche Nadeln
Von jetzt an geht es Schlag auf Schlag. Helga Thiele-Messow präsentiert uns einen raffinierten Doppelmord, gefolgt von Karola Briese, die ebenfalls einen Ehemann um die Ecke bringen lässt. Mit dem „Metaller“ Till Burgwächter kommt ein kleiner Break in den Abend. Der Heavy-Metall-Fan und Wacken-Besucher lässt uns wissen, dass man auch als toter Mensch noch Spaß haben kann. Es geht um makabere Innenschriften auf Grabsteinen. Sicherlich ist sein Vortrag der Lustigste des Abends, aber, eine richtige Geschichte kann ich nicht erkennen. Trotzdem danke für die Lachsalven:-)
Vor der Pause dürfen wir noch Hardy Crueger mit einer Marlow-Geschichte erleben. Kein Zweifel, die Story ist stilsicher und versiert vorgetragen, wie erwartet.
In der Pause regiert die Schlange vor der Damentoilette. An dieser Stelle wird einfach deutlich, dass wir uns in einem Männerverein befinden. Mit etwas Verspätung geht es dann in die zweite Runde. Noch habe ich für mich keine Idee, welche Kriminalgeschichte mir bisher am besten gefallen hat. Aber die Nummer eins ist mir immer noch im Gedächtnis.
Drei Damen und zwei Herren
Drei Damen und zwei Herren stehen noch auf dem Programm. Mit der Journalistin Sigrid Hermann-Bosse geht es in die zweite Runde. Der Schlaraffe Thomas Ostwald gibt eine historische Kriminalgeschichte zum besten, die im Schloss Richmond spielt. Linda Entz, die Nummer sieben, erklärt uns, wie man mit einer Nadel tötet. Im Anschluss lernen wir den „pfiffigen Herbert“ kennen, vogetragen von Armin Rütters. Auch diese Geschicht ist mit einem Augenzwinkern versehen.
Last but not least tritt Kirsten Döbler in die Bütt. Ihre „Frühlingsgefühle“ gehen für den Protagonisten nach hinten los. Statt eines erhofften Rendez-Vous gibt es ein geklautes Auto und eine klare Absage an den Verehrer.
Wer holt sich die fiese Fliese?
Jetzt wird es erst richtig spannend, denn nun steht die Frage im Raum, wer Gewinnerin oder Gewinner der „fiesen Fliese“ wird, gespendet von Linda Entz. Nun ist das Publikum als Jury gefordert. Die Qual der Wahl zwischen zehn wirklich gut geschriebenen und erzählten Mordgeschichten fällt nicht leicht. Aber wie das im Leben so ist, es kann immer nur eine Siegerin oder einen Sieger geben. Die Spannung steigt während die Exzellenzen sich an die Auszählung der Stimmen machen. Nach einer Weile werden alle Autorinnen und Autoren auf die Bühne gebeten. Es mag Zufall sein oder nicht, aber die Gewinnerin steht tatsächlich noch in der Schlange vor der Damentoilette.
And the winner is …
Keine Geringere als Helga Thiele-Messow staubt die Meriten des Abends ab. Die goldfarbene Fliese mit der schwarzen Sieben geht an den Doppelmord der alten Dame, die zunächst ihren Ehemann und dann ihren ungeliebten Schwiegersohn so geräuschlos wie unauffällig um die Ecke bringt. Ja, alles in allem kommen die (Ehe-)Männer dieses Abends nicht so richtig gut weg. Ob das eine Fügung des Schicksals ist?
Mit dieser Frage geht ein sehr gelungener Abend zu Ende von denen es in Zukunft hoffentlich noch weitere geben wird. Danke, ihr lieben Schlaraffen.