Heiliger Hain: Wenn die Heide blüht

Christina/ September 4, 2021/ Alltagsgeschichten, Kultur

Auf eine Sache ist Verlass, auch in Coronazeiten: Die Heideblüte. Als Daumenregel gilt, dass die Blützeit vom 08.08 bis zum 09.09 eines jeden Jahres dauert. Höchste Zeit folglich, dass ich mir dieses Naturschauspiel vor Ort ansehe. Also, auf zum Heiligen Hain in der Südheide bei Gifhorn. Und wir werden nicht enttäuscht: Am Nachmittag reißt der Himmel mehr und mehr auf. Die Sonne lässt die Heide in den schönsten Farben erblühen. Den krönenden Abschluss prägt ein Bilderbuch-Sonnenuntergang, der die Heide förmlich erglühen lässt. Was für ein Naturschauspiel.

Von Weißenberge zum Heiligen Hain
Wir haben uns für den heutigen Tag einen Rundwanderweg ausgesucht. Da der Parkplatz an der Heiligen-Hain-Straße recht voll ist, beschließen wir die Runde im Uhrzeigersinn zu gehen und die eigentliche Attraktion, die blühende Heide, am Ende der Tour zu besuchen. Eine sehr weise Entscheidung, wie sich später zeigen wird.

Vom großen Wanderparkplatz aus gehen wir zunächt nach rechts und biegen nochmals rechts in einen Feldweg ein. Hier können wir ein erstes Naturschauspiel bewundern und einige Weißlinge ablichten, die sich an der Heideblüte gütlich tun. Ein Stückchen weiter stoßen wir auf eine Reihe von (ungenießbaren) Pilzen. Nun, der Sommer war recht feucht, also ideale Bedingungen für das Pilzwachstum.

Ein erster Kriminalfall: Wie starb das Eichhörnchen?
Nach einer Weile kommen wir über Feldwege nach Betzhorn. Wir gehen durch den Ort und wandern weiter in Richtung Schönewörde. Am Ortsausgang begegnen wir einem Jungen, der vor einem toten Eichhörnchen steht. Er spricht uns an und macht uns auf das Unglück aufmerksam. Wir starren ebenfalls betroffen auf das kleine Nagetier. Der Junge fragt uns, wie das Tier wohl umgekommen sei. Nun, da der Körper ganz ist und keine Reifenspuren darauf zu entdecken sind, gehen wir fast davon aus, dass das Eichhörnchen vielleicht vom Baum gefallen ist. Auf jeden Fall scheint es eines natürlichen Todes gestorben zu sein.

Hinter Schönewörde geht es querfeldein durch das Moorgebiet. Plötzlich entdecken wir einen Frosch. Er hat uns natürlich auch bereits gewittert und liegt nun regungslos auf dem Boden. Er kann ja nicht wissen, dass wir ihn nur fotografieren wollen. Wir lassen den armen Teichfrosch in Ruhe und ziehen weiter. Unser nächstes Ziel ist der Hermann Lönsstein. Und dann steht ja noch die Frage im Raum, woher der Heilige Hain seinen Namen hat. Bei Hermann finden wir die Antworten. Tatsächlich stammt der Name vom Hamburger Landschaftsmaler Fritz Müller, den das Gebiet an ein Gemälde mit dem Namen „Heiliger Hain“ erinnerte.

Vom Lönsstein biegen wir nach links ab. Wir befinden uns immer noch auf dem Heidjerpfad. Aber jetzt wird es langsam ernst, denn es geht auf den Höhepunkt der Tour zu. Langsam aber sicher steigert sich unsere Begeisterung. Es ist später Nachmittag und wir haben den Heiligen Hain fast für uns. Wir genießen die Ruhe, das Summen der Bienen, die herrliche Luft und die typische rosa Farbe der Heideblüten. Je weiter wir in das Gebiet fortschreiten, desto hingerissener sind wir.

Wir erreichen schließlich den Schafstall aus dem 17. Jahrhundert, an dem sich eine junge Damen professionell ablichten lässt. Auf der anderen Seite hat sich eine Gruppe von Radfahrern niedergelassen, die ein Picknick in dieser herrlichen Umgebung genießt. Der reetgedeckte Schafstall ist nicht nur der Mittelpunkt der Heidefläche sondern auch ein schöner Rastort. Ist doch klar. Wir sind geradezu berauscht von der Schönheit der Natur. Wir knipsen, was das Zeug hält. Und dabei liegt das Beste noch vor uns: ein Sonnenuntergang wie er im Buche steht.

Hallo Flip!
Auf der Suche nach dem besten Platz für ein Sonnenuntergangsfoto begegnet uns Flip. Naja, ob das wunderschöne Exemplar eines Grashüpfers, das wir bewundern dürfen, wirklich so heißt wissen wir natürlich nicht. Fest steht aber, dass wir von diesem grazilen Insekt nicht genug bekommen können. Schnell wetteifern wir mit unseren Kameras um die schönste Aufnahme. Für einen Moment scheint die Zeit still zu stehen und wir genießen das vollkommende Glück.

Die Heide in Flammen
Die Sonne sinkt langsam immer tiefer. Der Himmel färbt sich zunächst golden, dann geht die Färbung in ein sattes orangerot über. Auch das Antlitz der Heide verwandelt sich nun auf das Vortrefflichste. Fast wirkt es so, als stünde die Fläche in Flammen, so tief und satt ist der Ton, den die Heide nun angenommen hat. Wir beobachten das Naturschauspiel fast sprachlos, weil es keine Worte gibt, um die vor uns liegende Schönheit und Perfektion von Mutter Natur zu beschreiben. Man sollte es selbst gesehen und erlebt haben. So freue ich mich schon auf die Heideblüte im nächsten Jahr.

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