„Ich war der Schwarze unter den Roten“
Es ist „Themenwoche Interkultur“ in Braunschweig und wahrscheinlich hatten wir sie nötiger als heute, in Zeiten von Pegida, Bragida und wie sie alle heißen.
Im Zuge eines interkulturellen Spaziergangs ließ sich von den zwei Stadtführerinnen, eine mit russischen und eine mit chinesischen Wurzeln, als auch von Zeitzeugen viel Interessantes zu erfahren, denn mittlerweile leben in Braunschweig Menschen aus mehr als 140 Ländern. Vom Staatstheater ging es zunächst zur AWO am Steinweg, wo ein erster Zeitzeuge, ein Kriegsflüchtling aus dem ehemaligen Jugoslawien, Erfahrungen aus seinen Anfängen in Braunschweig vor 20 Jahren mit uns teilte. Wahrscheinlich kann man sich nur in Ansätzen vorstellen, wie es sich anfühlen muss, wenn man in seinem Heimatland als Staatsanwalt gearbeitet hat und dann in der „neuen Heimat“ zunächst in einer Spielhallte landet.
Vom Steinweg ging es dann zur Christussäule am Burgplatz und weiter in die Innenstadt und schließlich zum „Alten Bahnhof“ von Braunschweig, der heutigen Landessparkasse.
Der 1960 eröffnete Bahnhof bot den eintreffenden Arbeitsmigranten einen ersten Blick auf die Stadt. Dort treffen wir zwei weitere Zeitzeugen, diesmal zwei Herrn aus dem Kongo: Joseph Begeame und Christoph Kabambe. Unsere beiden Erzähler sind in den 60er-Jahren über die damalige Carl-Duisberg-Gesellschaft nach Deutschland gekommen. Zusammen mit zwei Deutschen gründeten sie die Band „Afro Ritmo“, die bis 1973 Rhythmen aus der Heimat spielte. Ihre Mitstreiter, so erzählt Kabambe haben sie über einen Zufall kennengelernt. Über eine falsch gespielte Note, die ein „F“ hätte sein müssen, begann ihre Freundschaft. Später gibt Kabambe bei Kaffee und Keksen im kleinen Haus noch eine weitere Geschichte zum besten. Er erzählt, wie sie als Carl-Duisberg-Stipendiaten zu Weihnachten bei einer deutschen Familie eingeladen gewesen wären. Als sie bei der Familie ankommen, ist die Dame des Hauses in Tränen aufgelöst. Die beiden fragen, was denn der Grund für die Tränen sei. Da gesteht die Hausfrau, dass die Kartoffeln durch die halbstündige Verspätung der beiden nur zerkocht seien. Die beiden Kongolesen sehen sich verständnislos an. In ihrer Heimat werde mit dem Kochen erst begonnen, wenn der Gast eingetroffen sei, da man ja nicht wissen könne, wann und ob er überhaupt käme. So schön kann interkultureller Austausch sein:-).
Ach, und was es mit dem Titel dieses Beitrags auf sich hat? Nun, Kabambe ist seit Langem in der lokalen Politik engagiert und wurde der Schwarze und den Roten (SPD) genannt.