Radebeul: Der Sonnengruß des Winzers
Die Weinentdeckung des Sommers heißt „Sonnengruß“ und ist wahlweise in den Noten „trocken“ oder „feinherb“ zu haben. Angeboten wird das gute Tröpfchen vom Weingut „Neufriedstein“ in Radebeul. In der dazugehörigen Besenwirtschaft kann das flüssige Gold konsumiert werden. Zufällig liegt die Weinwirtschaft auch noch sehr idyllisch hoch über Radebeul und gibt beim Genuss des edlen Tröpfchens den Blick in die Ferne frei. Besser, so meinen wir, kann man einen Sommerabend nicht verbringen. Im Anschluss gönnen wir uns noch eine Stippvisite am Schloss Wackerbarth. Ein sehr gediegenes Plätzchen. Allerdings hat uns die kleine aber feine Weinwirtschaft auf dem Berg fast noch besser gefallen.
Villa Teresa: Liebe vergeht, Hektar besteht
Am nächsten Tag wollen wir ein Stück dem Elberadweg folgen. Wir radeln zunächst nach Coswig und entdecken die Villa Teresa. Selbstverständlich haben wir keine Ahnung, wer Teresa ist oder war. Das klärt sich aber über eine Informationstafel an der Grundstücksmauer schnell auf. Teresa Carreño, eine Konzertpianistin aus Venezuela ist Namensgeberin. Ihr dritter Ehemann Eugen d’Albert, Pianist und Komponist wie sie, brachte die Dame nach Coswig. Aber, zwischen ihnen gibt es mehr Wettkampf als Zweisamkeit. Auch diese Ehe zerbricht. Wie dem auch sei, die Villa und der dazugehörige Garten sind prachtvoll. Heute wird der Bau u.a. für Hochzeiten genutzt. Und wie wir sehen, wird gerade heute Abend eine stattfinden.
Für uns geht es aber erstmal weiter. Unser nächstes Ziel ist das Schloss Moritzburg. Vielen mag der Prachtbau mit den aufgemalten Steinen aus dem Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ bekannt sein. Der Film wurde dort nämlich gedreht. Die Strecke führt zum größten Teil durch den Wald. Ein wahrer Genuss bei der Hitze. Unterwegs legen wir einen Abstecher zum Seerosenteich ein. Dieser Teich liegt fast etwas verwunschen im Friedwald. Ein wirklich schönes Plätzchen für ein Picknick. Apropos, wir haben einen Riesendurst und kehren deshalb noch vor der Moritzburg in ein Gasthaus ein.
Stammtischweisheiten
Einer Oase im Wüstensand gleichkommend entdecken wir die Terrasse des Eisenberger Hofes in der Mittagshitze. Hier lassen wir uns nieder und ordern zwei kühle Getränke. Neben uns hat eine Geburtstagsgesellschaft Platz genommen, wie wir der Unterhaltung entnehmen können. Es ist der Einundneunzigste. Ohne auf Details eingehen zu wollen, glühen mir nach 10 Minuten des ungewollten Zuhörens – die Tonlautstärke mag dem Alter geschuldet sein – die Ohren. Am Nachbartisch wird mit Vorurteilen und Klischees nur so um sich geschmissen. Da kommt trotz des schattigen Plätzchens doch recht schnell der Wunsch auf, weiterzuziehen.
Am Schloss Moritzburg schließen wir unsere Räder an und erkunden das Gelände. Ich bin positiv davon überrascht, dass das Gelände nicht überlaufen ist. Am Eingang des Anwesens werden Keramikfiguren für den Garten verkauft. Unter den Gestalten entdecke ich den „Kleinen Maulwurf„, den ich noch aus dem DDR-Fernsehen kenne. Den habe ich mir als Kind wirklich gerne angeschaut und niedlich ist er noch heute. Bei dem schönen Wetter verspüren wir keine Lust, uns das Interieur des Palais anzusehen. Wir wollen lieber noch zum Fasanschlösschen und dem geheimnisvollen Leuchtturm weiter. Ich bin neugierig, was das wohl ist. Einen solchen Turm hätte ich hier im Landesinneren überhaupt nicht erwartet. Und dann steht er vor uns. Ein wirklich entzückendes Exemplar seiner Spezie, leider kann ich ihn nicht besteigen. Die Hafenanlage en miniature ist wirklich liebreizend und der Turm hat sofort mein Herz erobert.
Historische Mistschänke
Wir aber wollen noch weiter nach Meißen. Wieder auf dem Fahrradweg entdecken wir den Wegweiser zu einer „Historischen Mistschänke„. Der Name stammt wohl von einem Mistplatz, der mal unweit der Schänke existiert hat. Der Weg führt uns wieder in den Wald. Bis Meißen sollen es noch über 20 Kilometer sein. Die Hitze wird immer stärker und ich habe schon wieder eine trockene Kehle. Da treffen wir zum Glück auf eine zweite Oase am Weg. Diesmal ist es das Restaurant Buschmühle, das uns am Leben erhält. Zum Glück kommen die beiden Gerstengetränke recht schnell. Die Lebensgeister kehren langsam wieder zurück. So gestärkt können wir die restliche Strecke nach Meißen in Angriff nehmen.
Die Fettbemmenschänke
Kurz vor der Meißener Altstadt kommen wir an der Fettbemmenschänke vorbei. Diese mag wohl nicht mehr im Betrieb sein, aber allein der Name ist ein Foto wert. Später erfahren wir, dass sich hinter einer Fettbemmenschänke ein Schmalzbrot verbirgt. Der historische Stadtkern von Meißen ist nochmals ein richtiges Highlight. Leider sind wir etwas knapp in der Zeit, weil wir abends noch zu einem Geburtstag eingeladen sind. Mehr als den Marktplatz können wir an diesem Tag nicht bewundern. Aber wer weiß, heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage.
Wieder auf dem Elberadweg geht es zurück in unsere Ferienwohnung in Radebeul. Insgesamt sind wir gut 60 Kilometer unterwegs gewesen. Wir sind auch ein bisschen stolz auf uns, dass wir bei der Hitze so gut durchgehalten haben. Aber die wunderschöne Landschaft, die vielen Sehenswürdigkeiten und die guten Einkehren habe es uns ja auch leicht gemacht.
Kurztrip nach Dresden
Am nächsten Tag ist es tatsächlich noch heißer. Das Quecksilber klettert auf 39 Grad! Bevor wir uns auf die Heimfahrt machen, wollen wir noch einen Kurztrip nach Dresden wagen. Entlang des Elberadweges sind das nur 10 Kilometer, die es bei der schwülwarmen Hitze allerdings in sich haben. So fällt die Stippvisite an der Elbflorenz auch recht kurz aus. In der Altstadt ist es viel zu heiß. Ich werfe einen Blick auf das Residenzschloss und natürlich die Frauenkirche, das Wahrzeichen der Stadt.
Dann zieht es uns aber doch recht schnell zum Citybeach vor die Tore Dresdens. Hier relaxen wir noch ein wenig, bevor es mit dem Rad zuerst zurück nach Radebeul und mit dem Auto dann in die Heimatstadt geht. So klingt ein rundum gelungenes Wochenende aus. Fun Fact am Rande: Unterwegs sinkt die Temperatur von 39 Grad auf 21 Grad in der Stadt Heinrichs des Löwen.