Sechs Gipfel bei Bad Hindelang

Christina/ Juni 14, 2022/ Alltagsgeschichten, Kultur

Das Allgäu ist ein Wanderparadies. Der Ort Bad Hindelang (825 Meter) im Oberallgäu eignet sich wunderbar als Ausgangspunkt für Bergwanderungen. Sechs Gipfel erklimmen wir in einer Woche. Dabei steigern wir uns in den sieben Tagen von 1.456 Meter bis auf 2000 Meter. Neben dem Hirschberg (1456), dem Spieser (1.651), dem Imberger Horn (1.656), dem Iselerberg (1.876) und dem Strausberg (1554) haben wir auch die Krinnenspitze (2000) bestiegen. Neben den Bergspitzen haben wir auch einige Alpen kennengelernt. Ein zünftiges Bier oder Radler nach einer Wanderung, das weiß jeder Wanderer, bietet den richtigen Abschluss.

Die Ersttagsrunde: Der Hirschberg
Gleich am ersten Tag ist uns das Wetter hold. Wir beschließen eine gemütliche Runde. Ein moderater Aufstieg auf den Hirschberg soll es werden. Wir starten direkt bei unserer Unterkunft in Bad Oberdorf und laufen zunächst zum Busbahnhof von Bad Hindelang. Das ist der offizielle Startpunkt. Es geht zunächst ein Stück durch den Ort und dann hinauf in den Wald. Wir laufen durch eine wilde Schlucht – den Hirschbachtobel. Langsam schrauben wir uns immer höher. Wir nutzen einen ersten Aussichtspunkt, um die Umgebung auf uns wirken zu lassen.

Oben angekommen schnappen wir uns zunächst eine Bank. Dann steht das obligatorische Gipfelkreuzfoto an. Das Gipfelkreuz am Hirschberg steht etwas unterhalb vom eigentlichen Gipfel. Von hier aus ist die Aussicht um einiges schöner und ermöglicht einen weiten Blick in die Allgäuer Alpen.

Nächste Station: Der Spies(s)er
Die Bergspitze ist an diesem Tag gut besucht. Wandergruppen, Familien, Hunde – hier tummelt sich alles. Nachdem wir uns am Ausblick satt gesehen und an der Brotzeit satt gegessen haben, machen wir uns an den Abstieg. Hier geht es aber zunächst bergauf zum eigentlichen Gipfel des Hirschbergs. Anschließend laufen wir über die Nordseite wieder bergab. Hier haben wir die Möglichkeit noch weiter auf den Spieser zu gehen. Da das Wetter zu halten scheint nutzen wir die gute Gelegenheit und nehmen unseren zweiten Gipfel in Angriff. Auf dem Gipfel hat sich der Himmel leider zugezogen. Es wird nicht nur frisch, wir haben auch keine Aussicht. Deshalb gehen wir recht zügig weiter und halten Kurs auf die Klank-Hütte.

Nach einer Weile erreichen wir den Aussichtspunkt „Ifenblick“ oberhalb von Oberjoch. Hier lassen wir nochmals unsere Blicke ausgiebig über das Allgäu schweifen. Langsam aber sich treten wir den Rückweg über Oberjoch nach Bad Oberdorf an.

Mutige voraus: Das Imberger Horn
Am zweiten Tag soll es auf das Imberger Horn gehen. Die Wettervorhersage sieht für den Nachmittag Gewitter voraus. Bei strahlendem Sonnenschein starten wir unsere Tour. Ab Ortsausgang Bad Oberdorf geht es durch den Wald bis wir die Bergstation der Hornbahn Hindelang erreichen. Im Berggasthof zum Oberen Horn machen wir eine Trinkpause und gießen die herrliche Aussicht. Dann folgen wir dem Weg zum Aufstieg auf das Imberger Horn. Der Weg wird nun etwas schmaler und anspruchsvoller. Über einige Serpentinen gelangt man bis unter den Gipfel. Beim letzten Anstieg muss man ein wenig klettern. Ist man erst einmal oben, so kann man ein herrliches Panorama genießen. Wir gönnen und erst einmal eine Trink- und Esspause bevor wir die obligatorischen Gipfelfotos machen.

Vom Gipfel aus geht es weiter über einen Grat (Straußbergsattel) bis wir den Straußberg erreichen. Von hier aus haben wir nun zwei Möglichkeiten, um nach Bad Oberdorf zurückzugehen. Wir können den Weg über die Straußberg-Alm wählen und von dort wieder zur Bergstation der Hornbahn gehen. Oder wie wählen den Weg über das Rettenschwanger-Tal. Wir entscheiden uns für die zweite Option. Die Strecke führt an der Alpe Mitterhaus vorbei. Die Wirtschaft hat zwar noch nicht geöffnet, Getränke zum Kaufen stehen aber vor der Tür. Wir legen eine Pause, beobachten die Kühe und den Hofhund. Langsam ziehen graue Wolken auf. Oh ja, da war ja was mit Gewittern am Nachmittag.

Schneller als der Blitz
Wir machen uns langsam aber sich auf den Rückweg. Noch hoffen wir, trocken nach Hause zu kommen. Allerdings sind es noch neun Kilometer bis zum Ziel. Auf halbem Weg fängt es dann an zu tröpfeln. Ein kurzer, kräftiger Guss und die Sonne kommt wieder hinter den Wolken hervor. Allerdings freuen wir uns zu früh, denn jetzt holen Wolken und Wind nochmals so richtig Schwung. Dann fängt es kräftig an zu regnen. Wir haben Glück, dass wir nur ein paar Meter von einem Unterstand entfernt sind. Hier steht bereits eine Wandergruppe, die auch Schutz gesucht hat.

Nach einer guten Viertelstunde ist der Spuk vorbei. Bis zum Ortseingang von Bad Oberdorf bleibt es düster aber trocken, dann fängt es nochmals an. Zu dem Zeitpunkt wissen wir aber noch nicht, wie viel Glück wir wirklich haben. Keine zehn Minuten nachdem wir unsere Ferienwohnung erreicht haben, wird es draußen richtig dunkel. Es fängt so heftig an zu regnen und zu stürmen, dass innerhalb von Minuten das Wasser die Straße herunterläuft und die Sirenen heulen. Die freiwillige Feuerwehr rückt aus und versucht das Schlimmste zu verhindern. Wie gebannt stehen wir am Fenster und beobachten die Szenerie. Über die Gewalt der Wassermassen sind wir fassungslos.

Ein schmaler Grat: Der Iseler
Wir sind zwischenzeitlich gut eingelaufen. Jetzt trauen wir uns auch anspruchsvollere Strecken zu. Wir fahren mit dem Bus nach Oberjoch und steigen an der Iselerbahn aus. Von hier aus geht es zum Startpunkt der Wanderung. Es geht gleich in die Vollen. Der Steig durch den Wald ist wirklich steil. Oben angekommen geht es nach links auf den Schmugglerstieg. Dieser Weg verbindet Deutschland mit Österreich. Es geht weiter kräftig bergauf. Die Strecke aber läuft sich gut. Naja, zuerst. Dann erreichen wir einen Punkt, an dem es auf dem Kammweg gehen soll. Nur, um auf dem Kammweg zu kommen, müssten wir klettern. Mist, damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Und jetzt? Wir überlegen kurz und entscheiden uns dann dafür nicht weiterzugehen. Ich bin natürlich enttäuscht. Einen Berg links liegen zu lassen ist schon eine harte Nummer. Aber abstürzen will ich natürlich auch nicht.

Auf dem Wannen-Jochstadl
Wir kommen schließlich zum Wannen-Jochstadl, einer relativ neuen Alpe. Da hocken wir uns erstmal hin und überlegen, wie es jetzt weitergehen soll. Der Blick auf das Tannheimer Tal ist grandios. Zufällig entdecke ich, dass man auch von hier den Iseler besteigen kann. Eine Stunde soll man dafür brauchen. Na, ist ja ein Katzensprung. Also, auffi geht’s. Der Aufstieg lässt sich gut an. Nach einer Weile kommen wir auf den Panoramaweg, den wir eigentlich bereits ab dem Schmugglerstieg hätten nehmen sollen. Der Weg ist schon recht schmal. Trittsicherheit und manchmal Schwindelfreiheit können in diesem Abschnitt sicherlich nicht schaden.

Auf dem Gipfel der Genüsse
All das ist aber schnell vergessen als wir den Gipfel erreichen. Das Panorama auf die umliegenden Berge und Täler ist einfach zu herrlich. Wir gönnen uns eine schöne, erholsame Pause bevor es auf den Rückweg geht. Wir folgen der Ausschilderung zur Iselerbahn Bergstation. Was wir allerdings nicht wissen ist, dass diese derzeit gar nicht in Betrieb ist. So wandern wir also den ganzen schönen Weg zurück bis wir die Gundalpe erreichen. Jetzt freuen wir uns aber auf ein kühles Getränk bevor es zurück zum Busbahnhof geht.

Über drei Hütten musst du gehen
Heute starten wir unsere letzte Wanderung. Mit ein bisschen Wehmut starten wir im Tannheimer Tal bei Nesselwängle unsere Abschiedstour. Vorgenommen haben wir uns die Drei-Hütten-Tour: Die Wanderung verläuft zwischen Krinnenalpe, Nesselwängler Edenalpe und Gräner Ödenalpe. Aber weil uns das nicht genug ist, nehmen wir auch noch die Krinnenspitze mit.

Vom Wanderparkplatz in Nesselwängle geht es bergauf zur Krinnenalpe. Da der Tag schon sehr warm startet, gönnen wir uns hier gleich mal eine erste Einkehr. Holger bestellt ein Bier und einen Café Crème. Der Wirt schaut uns verständnislos an. Fast so, als hätten wir nicht alle Latten am Zaun. „Kaffee mit Kren. Das habe ich ja noch nie gehört. Wer trinkt denn so etwas?“ Holger setzt nochmals an und versucht das Ganze zu erklären. Ich habe mittlerweile verstanden, dass der Wirt nicht das französische Crème, sondern das österreichische Kren verstanden hat. Kren bedeutet Meerrettich. Und klar, diese Kombi klingt zumindest schräg.

Von der Krinnenalpe geht es in Richtung Nesselwängler Edenalpe. Der Weg dorthin ist recht kurz – eine zweite Einkehr wäre schon ein wenig verfrüht. Ich entdecke ein Schild auf dem steht, dass es bis zu Krinnenspitze nur 1 Stunde sei. Das klingt natürlich verlockend. Allerdings wissen wir nicht, wie schwierig der Aufstieg ist. Ich spreche eine Wandergruppe an und frage nach. Die Herrschaften winken ab und sagen mir, dass der Aufstieg nicht schwierig sei. Also machen wir uns auf den Weg. Der Pfad ist zwar steil, aber sehr gut zu gehen.

In 2000 Meter Höhe
Es ist unser erster 2000er in diesem Urlaub! Von oben sehen wir den Haldensee, das Tannheimer Tal und die fantastische Berglandschaft um uns herum. Es ist definitiv der schönste Ausblick, den wir auf unseren Wanderungen hatten. Ich fühle mich einfach glücklich. Unser Abstieg erfolgt über den Enzianstieg Richtung Rauth. Allerdings biegen wir dann rechts in den Alpenrosenweg ab, um zur Gräner Ödenalpe zu kommen. Hier gönnen wir uns eine längere Pause bevor wir den Rückweg über den Enzianstieg antreten. Es ist ein langer und teilweise steiler Abstieg. Schließlich erreichen wir fast wieder die Krinnenalpe, biegen aber vorher rechts ab, um steil nach Nesselwängle hinunterzugehen. Eine wirklich traumhafte Tour bei hervorragendem Wetter.
In Nesselwängle angekommen gönnen wir uns noch einen Stopp am Haldensee. Hier lassen wir den Wandertag gemütlich ausklingen

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