Shanaya: 60 Jahre Deutsch-Türkische Freundschaft
60 Jahre Deutsch-Türkische Freundschaft (DTF) lautet das Motto der „Gurbet-Tour“ von Shanaya aus Hannover anlässlich 60 Jahre „Zuhause“ in Niedersachsen. Warum die Gurbet-Tour? Gurbet heißt „Auswanderer“. Und es geht um das deutsch-türkische Anwerbeabkommen, das vor 60 Jahren (mittlerweile 61 Jahren) geschlossen wurde. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte das Konzert von 2021 auf 2022 verschoben werden müssen.
Politische Eintönigkeit
Obwohl das Wetter an diesem Freitagabend trocken und recht warm ist, findet die Veranstaltung in den Innenräumen des Haus der Kulturen im Nordbahnhof statt. Das ist schade, denn der orientalisch angehauchte Rhythmus hätte seine Wirkung sicherlich viel besser im Freien entfalten können, als sitzend auf Stühlen. Wie es bei solch politisch angehauchten Veranstaltungen üblich ist, müssen wir zunächst ein paar „Reden“ über uns ergehen lassen. Zunächst spricht der Vorstandsvorsitzende vom KulturCafé, Ishak Demirbag sein Name, über seine Erfahrungen als Migrant in Deutschland. Es überrascht nicht, dass diese nicht nur positiv waren. Der Besuch eines Gymnasiums, so Ishak Bey, sei ihm seinerzeit verwehrt worden. Mittlerweile leben Menschen aus über 130 Ländern in Braunschweig und manches habe sich verändert.
Deutsche Migrationsgeschichte
Demirbag übergibt das Mikrofon an die nächste Rednerin, Cristina Antonelli-Ngameni. Antonelli-Ngameni vertritt den Oberbürgermeister Braunschweigs. Dr. Kornblum sei an diesem Abend verhindert. Schade, das wäre mal ein starkes Zeichen für die deutsch-türkische Freundschaft gewesen, von der die Bürgermeisterin spricht. Leider ist ihre Ansprache im Folgenden nicht nur zumeist abgelesen. Nein, sie klingt auch wie alle öffentlichen Reden: Braunschweig lobt seinen Einsatz für die gegenseitige Verständigung, es habe sich viel entwickelt und alle lebten friedlich miteinander. Hm, ich sehe mich im halbleeren Saal um. Nun, die Veranstaltung ist nicht gerade gedrängt voll. Das Interesse Braunschweiger Bürger scheint sich doch in Grenzen zu halten.
Es hätte ja sein können …
Die weiteren Kurzvorträge von MdL Annette Schütze und der Vorsitzenden vom Födev-Niedersachsen, Seyhan Öztürk, sind nicht interessanter. Ich wäre froh, wenn es endlich mit der Musik losginge. Kurz vor 19 Uhr kommt Ayda endlich mit ihren vier Jungs auf die Bühne. Interessiert stelle ist fest, dass sie die einzige Person mit Migrationshintergrund auf dem Podest ist. Die Musik setzt ein, dann kommt der zweite „Schock“ des Tages: Ayda singt auf Deutsch. Ich gebe es zu, ich hatte mir Musik in türkischer Sprache erhofft. Dann hätte ich zwar den Text nicht verstanden. Vermutlich wäre das aber gar nicht weiter schlimm gewesen. Es hätte ja sein können …
Man verzeihe es mir, aber der deutsche Schlager mit orientalischen Klängen erinnert mich an Marianne Rosenberg. So sympathisch und mitreißend die Sängerin Ayda mit ihrer Band auch ist, die Darbietung überzeugt nicht so wirklich. Die Texte sollen Ayda’s Erfahrungen als Deutsche mit türkischen Wurzeln widerspiegeln. Das tun sie vermutlich auch. Ich habe nur das Gefühl, dass der unbedingte Wille, dass die Texte sich reimen sollen, der Inhaltstiefe schaden. Da wäre mehr drin gewesen. Allerdings finde ich es gut, dass sich die Frontfrau vor jedem Lied die Zeit nimmt, ihre Beweggründe für den Songtext zu erklären.
Nach einer Stunde beendet Shanaya ihren Auftritt. Rückblickend ist es ein fröhlicher Abend gewesen. Aus 60 Jahren deutsch-türkischer Freundschaft hätte man allerdings mehr machen können. Finde ich jedenfalls.