Die bunten Fische von Stralsund

Christina/ April 30, 2022/ Alltagsgeschichten, Kultur

Stra(h)lsund ist die Perle vor Rügen. Mit ihrem historischen Kern, der gut erhaltenen Stadtmauer und dem Meeresmuseum Ozeaneum ist die Hansestadt ein wirklicher Anziehungspunkt. Auch wenn das Wetter uns heute leider nicht angestrahlt hat, so hat uns eine Altstadtführung von den Qualitäten Stralsunds überzeugt. Ein Besuch im Ozeaneum ist vermutlich ein Muss bei einem Besuch der Stadt. Allerdings, wer das Museum in Ruhe genießen möchte sollte dort nicht gerade an einem Feiertag oder Wochenende vorbeischauen.

Der Tag ist windig und kalt. Einer der Tage, wo sich das Aufstehen nicht so richtig lohnt. Es sei denn, man hat ein richtig gutes Ziel vor Augen. Etwa Stralsund zum Beispiel. Bereits die Anfahrt auf die Stadt ist ein Erlebnis. Ich staune über das mittelalterliche Ensemble und die gut erhaltene Stadtmauer. Sofort erwacht mein Entdeckerherz. Gedanklich versetze ich mich in diese manchmal dunkle Zeit zurück. Wir schaffen es sogar gerade noch rechtzeitig zur öffentlichen Altstadtführung. Leider fängt es gleichzeitig leicht an zu regnen, aber auch das kann unsere Stimmung nicht wirklich eintrüben.

Wir starten auf dem Marktplatz in der Hansestadt und gehen von dort zum ehemaligen Johanniskloster. Tatsächlich erhascht gerade ein anderes Bauensemble meine Aufmerksamkeit. Es sind die bunten Häuser um den Hof, der dem Kloster gegenüber liegt. Da ich nur mit einem Ohr den Worten des Stadtführers lausche verpasse ich vermutlich die Details zum Konvent, aber was soll’s?

Vom Kloster aus steuern wir das Kniepertor an, einer der vielen Backsteinbauten der Stadt. Von dort geht es ein Stückchen entlang der alten Stadtmauer in Richtung Hafen zum Hansa Gymnasium Stralsund. Die uns dort gezeigte Sehenswürdigkeit will mir einfach nicht mehr einfallen, aber dann war es vielleicht auch nicht so wichtig. Wir laufen ein Stück zurück und erreichen das Theater der Stadt und zum Olof Palme Platz. Der Platz im Stadtgebiet verbindet den Knieperdamm, die Sarnowstraße, die Knieperstraße und den Fährwall miteinander. Er gehört zum Kerngebiet des UNESCO-Welterbes Historische Altstädte Stralsund und Wismar.

Ein Rathaus im römischen Stil
Wieder am Kniepertor geht es zurück zum Markt der Stadt. Aus dieser Perspektive heraus, so erklärt uns der Stadtführer, ließe sich besonders gut erkennen, dass die Vorderfront des Rathauses ein Profanbau sei. Mit Profanbau ist die Schaufassade des Baus aus Backsteingotik gemeint. Tatsächlich hat mir das Rathaus am besten gefallen. Warum? Weil mich die gewölbte Kellerhalle mit ihrem purpurfarbenen Anstrich vom Baustil her an eine römische Villa erinnert hat, wie ich sie in Pompeji gesehen habe. Hier geht mir in der Tat das Herz auf und für eine Weile kann ich die Kälte des Tages komplett ausblenden.

Nikolaikirche
Gleich neben dem Rathaus steht die mächtige Nikolaikirche. Das Seitenschiff lässt sich vom Kellergewölbe des Rathauses aus fotografieren. Nach fast 1,5 Stunden wird es der Gruppe doch so langsam kalt und die Aufmerksamkeit lässt allmählich nach. Wir sind aber auch fast am Ende der interessanten Geschichtsstunde. Noch einmal werfen wir von einem Hinterhof den besten Blick auf die Kirche. Anschließend verstreut sich die Gruppe in alle Winde und wir in Richtung Hafen. Wir überlegen dem Meeresmuseum Ozeaneum einen Besuch abzustatten. Aber zuerst müssen wir uns dringend aufwärmen.

So stolpern wir in das Café Gumpfer. Bereits beim Betreten der guten und warmen Stube werden zwei Dinge deutlich: a) das Café scheint angesichts der Besucherzahlen sehr beliebt zu sein und b) Diabetetiker sollten dem ausladenden Kuchenbuffet fern bleiben, zu viel sündiges Zeug auf einem Haufen. Nach einem heißen Getränk fühlen wir uns wieder besser und sind bereit den Rest des Tages zu planen. Sollen wir über die Brücke nach Rügen fahren oder lieber in das Ozeaneum nebenan gehen? Im Internet steht, dass es erst wieder in 2 Stunden Eintrittskarten gibt. Wir probieren es trotzdem, einfach direkt vor Ort. Und es klappt, keine Schlange, kein Anstehen, nach drei Minuten sind wir drin.

Octopus’s Garden
Der Museumsrundgang erfolgt nach einer vorgegebenen Route, die orangefarben auf dem Boden aufgezeichnet ist. Gleich im ersten Raum wird deutlich: hier ist es nicht nur richtig voll, nein, heute ist Familientag mit einem entsprechenden Geräuschpegel und Gedrängel. Schnell gebe ich die Idee auf, mir Dinge in Ruhe durchzulesen. Schade, aber bei der Kulisse kann ich mich nicht richtig konzentrieren. Also passiere ich den theoretischen Teil des Museums vergleichsweise schnell und gehe zum praktischen Teil über, den vielen Fischaquarien. Beim Anblick der bunten Fische denke ich an den Beatles Song „Octopus’s Garden“ aus dem Jahre 1969 mit dem Refrain: „I’d like to be under the sea in an octopus garden“. Genau so fühle ich mich hier. Wenn nicht die Menschenmengen um mich herum wären, die nicht nur mich, sondern auch die „eingesperrten“ Fische sichtlich nervös machen.

Hier wird fotografiert, was das Zeug hält. Überall der Hinweis, doch bitte auf Blitzlicht zu verzichten. Nein, Fisch möchte ich hier nicht sein. So schön das Museum mit seinen Bewohnern auch ist, insgesamt too much information, too many people für meinen Geschmack. Hier kommen wir vielleicht besser nochmals hin, wenn es ruhiger ist. Trotzdem, Stralsund hat mir sehr gut gefallen. Im Sonnenlicht und mit warmen Sonnenstrahlen im Rücken wäre alles wohl noch schöner gewesen.

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