Wandern auf Kreta
Kreta ist auch noch – oder sogar besonders dann? – im November ein sehr lohnendes Wanderziel. Denn dann sind die Touristenmassen weg, das Wetter hat angenehme 20-25 Grad, die schönsten Badebuchten sind wirklich einsam und über den Bergdörfern liegt eine entspannte und friedliche Ruhe. Für mich der beste Zeitpunkt, um den Sommer ein wenig zu verlängern. Die griechische Insel ist ein wirkliches Wanderparadies. Aber Vorsicht: Die vielen Schluchten und steilen Abstiege verlangen nicht nur gutes Schuhwerk, sondern auch Wandererfahrung und einen Schuß Verwegenheit und Abenteuerlust. Die Wanderwege sind oft steinig, teilweise muss geklettert werden und auch mit weglosen Abschnitten ist zu rechnen.
Es muss nicht immer Samaria sein
Denke ich als Wandererin an Kreta, dann kommt mir vermutlich als erstes die bekannte Samaria-Schlucht in den Sinn. Der Canyon wird allerdings Anfang November geschlossen. An der Hotelrezeption besorgt man uns zunächst einen Transfer zur Klamm am kommenden Montag, dem letzten Tag im Oktober. Daraus wird dann aber schließlich nichts, wie ihr gleich lesen werdet.
Für den ersten Urlaubstag und zur Eingewöhnung in das Terrain haben wir uns die Kallikratis-Schlucht im Süden der Insel herausgesucht. Von Rethymno geht es auf der Schnellstraße zunächst in Richtung Chania, dann in die Berge. Wir fahren durch Argiroupoli ohne zu wissen, welches Juwel da vor uns liegt. Fasziniert von der Schönheit des Ortes, halten wir an und schießen ein paar Fotos.
Nur kurze Zeit später werden wir nochmals überrascht. Wir erreichen die Straße zwischen Kallikratis und Kapsodasos im Südwesten der Insel. Die Serpentinenstraße ist absolut atemberaubend. Die Kurven sind so eng und die Straße so schmal, dass wir uns teilweise gar nicht vorstellen können, dass sie breit genug ist für ein Auto, geschweige denn für zwei. Als wir den Ortseingang von Kapsodasos erreichen trauen wir unseren Augen nicht. Mitten auf der Straße steht ein gewaltiger Blechttrog. An diesem hängen riesige Fleischfetzen. Als wir näher herangehen erkennen wir, dass es sich um einen überdimensionierten Grill handelt, auf dem ganz langsam Ziegen-, Geflügel und Schweinefleisch brät. Aus der gegenüberliegenden Taverna Vigles kommt die Besitzerin auf uns zu und erklärt uns, was hier vor sich geht.
Und schließlich erreichen wir den Einstieg zur Kallikratis Schlucht. Jetzt lernen wir zum ersten Mal die Struktur der kretischen Wanderwege kennen: rauhe, spitze Steine. Nach einer guten Stunde erreichen wir den kleinen Ort Kallikratis. Am Ortsrand entdecken wir das „Little Café„, das schon gut besucht ist. Hier lassen wir uns nieder und genießen die herrliche Stille des Ortes bei einem guten Kaffee und selbst eingelegten Oliven – köstlich!
Ich halte die Kallikratis-Schlucht für einen guten Einstieg, um die Schluchtenwelt von Kreta kennenzulernen. Nach der Kaffeepause gehen wir durch den Canyon zurück nach Kapsodasos. Für die Autofahrt nach Rethymno jedoch wählen wir einen anderen Weg. So entdecken wir die kleine Agios Nikolaos-Kirche, die in Fels gehauen wurde und nahe der Kotsifou-Schlucht liegt. Obwohl hier plötzlich ein sehr kalter Wind weht, steigen wir neugierig aus und schauen uns das Gebäude näher an. Von außen wirkt die Kirche fast wie ein Miniaturbau, von innen strahlt sie die Wärme einer griechisch-orthodoxen Kirche aus. Danach kann nichts mehr kommen, deshalb beschließen wir den ersten Tag auf Kreta mit diesen vielfältigen Eindrücken.
Mehr Klöster an einem Tag geht nicht
Am nächsten Tag wollen wir unser Wanderkontingent langsam steigern. Wir entscheiden uns deshalb für eine Kombination aus Kultur und Bewegung in der Natur. Der Wanderführer gibt die Tour „Moni Agias Triados. Mehr klöster an einem Tag geht nicht“ mit 12 Kilometern und 490 Höhenmeter im An- und Abstieg an. Da wir aus dem Ausflug allerdings einen Rundweg machen wollen, wählen wir die Variante drei aus der Beschreibung mit den Worten „Die Variante 3 führt zusätzlich durch eine Schlucht und erfordert Wandererfahrung im weglosen Gelände„. Weiterhin heißt es: „Bei einigen Felsstufen müssen wir die Hände zur Hilfe nehmen. Buschwerk versperrt das Weiterkommen.“ Noch denken wir uns nichts weiter dabei, denn erfahren sind wir schließlich. Leider unterschätzen wir mit unserer Bewertung den Schwierigkeitsgrad des Rückwegs erheblich.
Wir starten unsere Tour direkt am schönsten Kloster Kretas, dem Agia Triada. Unsere Besichtigung starten wir im Shop des Klosters, wo selbstgemachtes Olivenöl und andere Köstlichkeiten angeboten werden. Danach widmen wir uns dem Klostergebäude und betreten eine Oase der Ruhe und der Anmut. Sowohl das Kloster als auch der sehr gepflegte Garten erstrahlen im schönsten Sonnenlicht. Die Rosen duften herrlich und der Paradiesvogelblume blüht auf das Prachtvollste. Eigentlich möchten wir diesen Ort gar nicht mehr verlassen, aber es liegt noch eine Wanderung vor uns. Die Klöster Gouverneto und Katholiko warten noch auf uns und zudem lockt die Schlucht Avlaki Katholiko.
Abseits der Asphaltstraße schlagen wir uns zunächst durch die Büsche. Holger hat sich den GPS-Track aus dem Internet geladen und wir folgen der Beschreibung. Allerdings fragen wir uns bereits an dieser Stelle, warum wir durch das Unterholz streichen sollen, wo die asphaltierte Straße zum einen viel bequemer ist und es zum anderen auch wesentlich schneller voran geht. Wir entschließen uns hier also für den langweiligen Straßenbelag und erreichen knapp eine Stunde später das Kloster Gouverneto. Die Besichtigung hier fällt allerdings aus, da das Gebäude von einer Plane bedeckt ist und gerade renoviert wird. Schade. An dem Kloster und der Arkoudospilio-Höhle vorbei erreichen wir die Avlaki Katholiko Schlucht. Und hier werden wir wahrlich nicht enttäuscht. Ein wunderschöner Wanderweg mit steilen in den Stein gehauenen Treppen und großartigen Ausblicken führt uns zu einem ganz besonderen Kleinod: dem Kloster Katholiko. Die Lage des Klosters ist wirklich einmalig und der Blick in die Schlucht überwältigend.
Auf zu den Seeräubern!
Von dem Kloster führt ein sehr steiler und mit Geröll versehener Weg in die Schlucht. Zunächst bin ich mir nicht sicher, ob wir da überhaupt herunterlaufen können. Aber es geht. Und dann sind wir mittendrin, in der Avlaki Katholiko Schlucht auf dem Weg zur einsamen Seeräuberbucht. Der Weg durch die Klamm ist spektakulär. Immer wieder bleibe ich stehen, fasziniert von dem Größenunterschied zwischen uns und den wirklich hochaufragenden Steingebilden. Und wie eine Fata Morgana am Ende des Weges liegt sie plötzlich in ihrer türkisfarbenen Schönheit vor uns: die Seeräuberbucht. Eine dieser verwunschenen Badeorte auf Kreta, die nur zu Fuß oder mit dem Boot zu erreichen sind. Traumhaft! Wir lassen uns auf die Magie des Ortes ein und gönnen uns eine Mittagspause. Noch ahnen wir nicht, dass es mit unserem Glück gleich vorbei sein wird.
Bei einigen Felsstufen müssen wir die Hände zur Hilfe nehmen
Bei einigen Felsstufen müssen wir die Hände zur Hilfe nehmen, heißt es in der Beschreibung des Wanderführers. Was damit gemeint ist erfahren wir ziemlich schnell als wir in die nächste Schlucht mit weglosem Gelände einbiegen. Als ich vor der ersten Felswand stehe, die um einiges größer ist als ich, halte ich das ganze noch für einen schlechten Witz. Aber laut dem Navi soll es genau hier weitergehen. Irgendwie schaffen wir es über die erste Hürde. Noch sind wir in dem Glauben, dass es sich um „einige“ Felswände handelt. Nun ziemlich schnell sind wir nicht nur am Klettern und Fluchen, sondern reißen uns an dem engmaschigen und sehr robustem Dornengestrüpp die Beine auf. Ich bezweifle stark, dass jemand in den letzten Jahren diesen schwachsinnigen Weg durch die Schlucht gelaufen ist. Als die Kletterpartien in der Herbsthitze immer anstrengender und ich langsam müder werde, liegen auch die Nerven nach und nach blank, denn es ist keine Ende absehbar und die Felswände neben uns werden immer höher. Längst ist es zu spät, um einfach zurück zu gehen. Ich bete, dass wir noch im Hellen aus diesem Inferno ohne Knochenbrüche herauskommen. Zum Glück bleibt Holger ruhig, schaut weiter auf sein Handy und spricht mir Mut zu. Ich fluche nur noch und ärgere mich, dass dieser blöde Wanderführer so eine schwachsinnige Strecke als Rückweg anbietet.
Beine wie Jesus am Kreuz
Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit, geht es nochmals durch’s Gestrüpp zurück an die Oberfläche. Holgers Beine sehen mittlerweile aus, als hätte er in einem Jesus-Film den Hauptakteur am Kreuz mitgespielt. Als wir eine Asphaltstraße erreichen, wähne ich mich der Erlösung nahe. Aber weit gefehlt. Wir müssen wieder ins Gebüsch und ich wehre mich innerlich mit Händen und Füßen. Aber es hilft ja nichts, wir müssen zurück zum Auto. Die Strecke zieht sich, wir sind gezwungen weiterhin zu klettern und durch’s Gestrüpp förmlich zu robben. Dann kommen wir an eine Stelle, wo wir zwei rostige, wackelige Leitern überqueren müssen. Ich bin nur noch fassungslos. Als wir dann auch noch mitten auf einer Schafsweide stehen, bin ich einfach nur froh, dass es hier keinen Herdenschutzhund gibt. Das hätte jetzt noch gefehlt. Völlig fertig und mental ausgelaugt erreichen wir am frühen Abend wieder das Kloster Agia Triada und machen uns auf den Heimweg.
Von Nopigia nach Ravdoucha
Am nächsten Tag wollen wir es langsam angehen und entscheiden uns für eine Halbtagestour an der Küste von Nopigia nach Ravdoucha. Diesmal liegen nur wenige Kilometer und moderate 375 Höhenmeter vor uns. Der Weg, vorbei an Felsformationen, kleinen Kirchen, Ziegen und Schafen ist auch nicht ohne Anstrengung, aber im Vergleich zu gestern ein Klacks. Der Rückweg von der Küste hinauf auf den Hauptweg hat es nochmals in sich. Aber ich glaube, ganz ohne Kletterei geht es in Kreta einfach nicht.
Den Nachmittag wollen wir in der Hafenstadt Chania verbringen. Einen Parkplatz in der Nähe der Altstadt zu finden gleicht einem Lotteriespiel. Unser Tipp: Am Ende des Hafens sind die Chancen am besten. Wir erreichen Chania kurz vor Sonnenuntergang und sind von der Atmosphäre des alten venezianischen Hafens fasziniert. Hier lässt es sich aushalten. Bei einem Cocktail entspannen wir vom Tag und genießen den Sonnenuntergang über dem Wasser und dem Leuchtturm mit dem einhergehenden Farbenspiel. Hier gefällt es uns so gut, dass wir noch einmal zurückkommen wollen.
Die Faszination der Aradena-Schlucht
Nachdem die Samaria-Schlucht doch früher als erwartet geschlossen wurde, widmen wir uns der nicht minder spektakulären Aradena-Schlucht. Diesmal haben wir wieder eine lange und herausfordernde Strecke vor uns. Mehr als 750 Höhenmeter sind zu überwinden und auch technisch ist die Wanderung durchaus anspruchsvoll. Mit dem Auto fahren wir von Rethymno in das Bergdorf Aradena in den Weißen Bergen. Bereits die Fahrt zum Ausgangspunkt ist ein Erlebnis. Wir durchqueren den Ort Chora Sfakion und von da an geht es über Serpentinen mit Ziegen am Straßenrand auf der einen Seite und dem türkisblauen Meer auf der anderen Seite nach Aradena. Als wir dort über eine Brücke auf den „Wanderparkplatz“ fahren sind wir bereits von dem Blick in die tiefe Schlucht beeindruckt.
Von der Brücke wandern wir zunächst ca. 5 Kilometer durch eine mondartige Landschaft bis wir hoch über Loutro stehen und den schmalen und steinigen Stieg nach Lykos Bay hinunterwandern. Und wieder erleben wir einen Wow-Effekt. Mit der Bucht liegt ein kleines Paradies vor uns. In der Taverna Akrogiali lassen wir uns nieder. Der Besitzer mit seiner Hundedame „Shakira“ ist sehr freundlich. Wir stärken uns mit frischgespresstem Orangensaft und Wasser, denn es ist ordentlich warm an diesem Tag. Der Platz mit dem herrlichen Blick auf das Meer ist eigentlich zu schön, um ihn zu verlassen. Aber das eigentliche Highlight, die Aradena-Schlucht, liegt noch vor uns. Von Lykos Bay brechen wir zunächst zum Mamara-Beach auf. Auch diesen kann man nur zu Fuß oder per Boot erreichen. Wir wandern entlang der Küste. Hier fängt die Kletterei wieder an. Es gibt erneut ein paar steile Stellen und ab und zu nehmen wir auch unsere Hände zur Hilfe. Schwindelfreiheit kann sicherlich nicht schaden. Nach einer Weile erreichen wir Marmara-Beach. Ein wirklich idyllisches Plätzchen. Das Wasser im Meer ist noch warm und lädt zum Baden ein. Leider drängt aber die Zeit etwas, denn wir stehen erst am Anfang der Schlucht. Und dann geht es los. Je weiter wir in die Schlucht hineinkommen, desto höher werden die Felswände und je mehr werden wir von der Sonne abgeschirmt und von der geheimnisvollen Klamm angezogen.
Der Weg, der dem E4 folgt, ist allerdings gut markiert. Die wirkliche Herausforderung auf der Strecke durch die Schlucht sind die Eisentreppen. Ganz plötzlich und unerwartet stehen wir vor ihnen. Die Leitern wirken so klein und schmächtig gegenüber den großen Steinbrocken, dass ich nicht sicher bin, ob die Stufen halten. Allerdings ist die Alternative zu den Leitern auch nicht besonders attraktiv, zumal die hölzernen Handläufe inzwischen recht wackelig und durchbrochen sind. Egal, wir nehmen unseren ganzen Mut zusammen und kraxeln hoch. Erst oben und im Rückblick wird uns wirklich klar, wie hoch und wie steil das Stück ist, das wir eben gerade mit den Leitern bezwungen haben.
Am Ende der Schlucht gilt es nochmals einige steile Stufen hinauf zur Kirche des Erzengels Michael zu gehen, bevor wir fünf Minuten später wieder am Parkplatz stehen. Die Wanderung ist wirklich ein Erlebnis und ich behaupte, eine gute Alternative zur überlaufenen Samaria-Schlucht.
Kultur pur
Den nächsten Tag widmen wir vollends der Kultur. Am Vormittag durchstreife ich die Altstadt von Rethymno. Am Morgen, wenn die Stadt langsam erwacht und die Geschäfte öffnen, gefällt mir die Atmosphäre besonders gut. Ohne Hektik geht es hier in den Tag. Ganz in Ruhe schaue ich mir die Sehenswürdigkeiten der Stadt an, wie die ehemalige Moschee, das Archäologische Museum oder auch den venezianischen Hafen. Gegen Mittag brechen wir nach Eleftherna auf. Die Ausgrabungsstätte liegt ca. 25 Kilometer außerhalb von Rethymno. Von der Beschreibung des Gebietes als Gräber im Eichenwald, die von den Doriern um das 9. Jahrhundert v. Chr. gegründet und bis in die frühen byzantinischen Jahre bewohnte waren (Römisches Zeitalter (69 v. Chr. – 395 n.Chr.) haben wir uns mehr versprochen. Ich glaube, hier braucht man schon viel archäologisches Verständnis oder Kenntnisse über die griechische Kultur, um von diesem Ort fasziniert zu sein.
Uns zieht es weiter zum Kloster Arkadia. Es ist das bedeutendste Nationaldenkmal der Insel. Das Kloster spielte eine herausragende Rolle im kretischen Kampf um Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Vielleicht ist es deshalb so voll als wir eintreffen. Mehrere Busse mit Schulkindern verschiedenen Alters parken vor dem Eingang, drinnen herrscht ein wildes Getummel. Nach und nach beruhigt sich die Lage ein wenig und wir können mit unserer Erkundungstour beginnen. Auch hier beeindruckt mich wieder der schöne Klostergarten, wo die gelben Rosen intensiv nach Zitrone duften.
Im Anschluss fahren wir nochmals nach Chania. Inzwischen wissen wir ja, wo wir gut parken können. Wir erkunden ein wenig die Altstadt, haben aber Pech, weil sowohl die alte Markthalle als auch der Stadtpark mit seinem exzellenten Kaffeehaus wegen Renovierungsarbeiten geschlossen sind. Also drängt es uns wieder zum venezianischen Hafen, denn hier gibt es neben der Hassan-Pascha-Moschee, der Sankt-Nikolaus-Kirche, den Arsenalen am Fischerhafen und der Sabbionara-Bastion wirklich viel zu entdecken. Unseren ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt von Chania schließen wir erneut mit einem Cocktail ab.
Rundweg von Chora Sfakion über Anopoli und Loutro
Am letzten Urlaubstag, der auch zufällig mein Geburtstag ist, zeigt sich die Insel nochmals von ihrer besten Seite. Abgesehen vom fantastischen Wetter mit strahlend blauem Himmel und sehr angenehmen Temperaturen liegt eine absolute Spitzenwanderung von uns: der Rundweg von Chora Sfakion über Anopoli nach Loutro und zurück. Der Wanderführer gibt die Tour mit einem Höhenunterschied von 900 m im Auf- und Abstieg an und schreibt zu den Anforderungen: „Teils beschwerlicher Aufstieg durch die Anopoli-Schlucht, ab und an über Felsen kraxeln.“ Die Tour ist zwar lang und anstrengend, aber wirklich etwas Besonderes. Unterwegs vergisst man die Mühen aufgrund der fantastischen Ausblicke einfach. Das Highlight ist sicherlich der Abstieg vom Hochland zum Meer nach Loutro. Aber auch der Küstenweg von Loutro zum Sweet Water Beach ist atemberaubend. Insgesamt für mich ein Wanderweg der Extraklasse.
Die Tour startet in Chora Sfakion. Und kaum haben wir den Ort hinter uns gelassen, geht es auch schon zur Sache. Wir durchqueren die Anopoli-Schlucht und müssen einige Höhenmeter überwinden. Nach dieser Anstrengung freuen wir uns auf eine Abkühlung im gleichnamigen Ort. Das erste, was wir entdecken ist eine Bäckerei direkt am Weg. Schnell schnappen wir uns zwei kalte Getränke aus dem Kühlschrank, der vor dem Gebäude steht und gehen zum Bezahlen in den Laden. Die griechische Bedienung spricht nur wenig Englisch, gibt uns aber gleich zu verstehen, dass wir gerne etwas von den Keksen probieren dürfen. Wir schlagen sofort zu und finden das Gebäck deliziös. Kaum haben wir draußen Platz genommen, folgt uns die Dame und bietet uns die restlichen Kekse – kostenlos – zum Verzehr an. Keine zwei Minuten später kommt der Bäckereibesitzer und schenkt uns – ebenfalls kostenfrei – selbstgebrannten Ouzo ein. Wir können unser Glück kaum fassen. Und klar, er bringt noch mehr Kekse. Wir sind etwas beschämt aufgrund der vielen Gastfreundschaft. Würde sich ein deutscher Bäcker auch so freundlich gegenüber Ausländern verhalten? Wir legen dem Inhaber ein ordentliches Trinkgeld hin und sind ganz beseelt von der tollen Bewirtung und Aufnahme.
Es kommt mir wie ein Traum vor
Leichtfüßig geht es zu dem Punkt weiter, wo der Abstieg nach Loutro beginnt. Der Ausblick in die Tiefe und auf das Meer ist so bombastisch, dass er sich mit Worten gar nicht beschreiben lässt. Ich weiß nicht, wie oft ich auf diesem Abschnitt den Fotoapparat gezückt habe nur um festzustellen, dass es hinter der nächsten Kurve noch schöner wird. Bei diesem Abstieg ist mir richtig das Herz aufgegangen. Was für ein Geburtstagsgeschenk denke ich nur.
Auf der Höhe von Loutro schwenken wir auf den Küstenpfad zurück nach Chora Sfakion. Auch dieser Abschnitt ist spektakulär und hält so einige Wanderüberraschungen bereit, wie z.B. den Süßwasserstrand oder die weiße Kapelle Agios Pavlos. Es kommt mir wie ein Traum vor, so schön ist diese Wanderung. Die Schönheit der Küste möchte ich gerne aufsaugen und so lange wie möglich im trüben Winter in Deutschland als wärmende Erinnerung im Herzen behalten.
Im Avli-Gourmethimmel
Dieser (Geburts-)Tag findet seinen würdigen Abschluss im Restaurant Avli, einem wahren Gourmettempel. Hier werden neben einer stilvollen Einrichtung und gut ausgebildeten, aufmerksamen Kellnern ausgesuchte Spezialitäten rund um das gute kretische Öl kredenzt. Wir entscheiden uns für das 5-gängige Fischmenü und sind von unserer Wahl begeistert.
Kreta ist nicht nur ein Mekka für Wanderbegeisterte. Auch kulinarisch muss sich die Inselküche nicht verstecken.