Yakamoz: Die Widerspiegelung des Mondes im Wasser

Christina/ August 16, 2021/ Kultur

Seit Mitte Juli 2021 zeigt das Geyso20 die Ausstellung Yakamoz in Brauschweig. Zu dieser Schau gibt es ein Begleitprogramm. Ich besuche die öffentliche Führung am 15.8.2021 um Näheres sowohl über die beiden Künstler, Lena Schmidt-Tupou und Murat Akat, als auch über die Bilder zu erfahren.

Das sagt der Verstand
Ich bin weit davon entfernt eine Kunstsachverständige zu sein. Ich komme also in die gestrige Ausstellung ohne Erwartungshaltung. Ich habe mich weder vorab im Internet informiert, noch habe ich die Künstler gegoogelt. Mein Interesse kommt in erster Linie dadurch, dass einer von beiden türkische Wurzeln hat. Als Nahost-Aficionado ist meine Neugier geweckt. Ich will sehen, ob ich auf den Bildern vorderasiatische Einflüsse erkennen kann.

Beim Betreten der Galerie lasse ich die Bilder erstmal auf mich wirken. Ich gebe es zu, bei den Buntstiftzeichnungen muss ich an Grundschulkinder denken. Ich versuche zunächst einen Sinn oder ein Thema in den Zeichnungen und Malereien zu erkennen. Klar, ich betrachte die Kunstwerke zunächt mit meinem Verstand. Als die Führung beginnt erfahre ich, dass sich der türkische Titel der Ausstellung, Yakamoz, übersetzen lässt. Die Widerspiegelung des Mondes im Wasser ist die Übersetzung. Oh ja, jetzt bin ich wieder im Spiel. Ich liebe die Poesie in der türkischen und arabischen Sprache.

Die Schau zeigt eine Auswahl aus insgesamt 250 Bildern, die in der Zeit von Januar 2020 bis April 2021 entstanden sind. Durch Corona musste eine Reihe der Bilder über die Videoplattform Zoom entstehen. Die Idee der Ausstellung ist es, dass die Künstler an allen Bildern gemeinsam arbeiten, praktisch im Tandem. Jeder Raum, so erklärt es uns die junge Frau, die durch die Aussstellung führt, steht für einen Tag.

Das sagt das Herz
Es gibt eine Bildserie, die aus Acrylfarben entstanden ist, die mir besonders gefällt. Die Farben sprechen mich an. Es sind schöne leuchtende und warme Farben. In einem der Bilder meine ich zwei Buchstaben des arabischen Alphabets zu erkennen. Ein warmes Gefühl durchströmt meinen Körper. Gleichzeitig steigt Sehnsucht nach der Region und der Kultur in mir auf. Im Nachhinein denke ich, dass man Kunst am besten so betrachtet, wie es der kleine Prinz von Saint-Exupéry tun würde: mit dem Herzen.

Genau diese Erkenntnis ist es, die mich stutzen lässt, als uns die junge Dame wissen lässt, dass es an den Kunsthochschulen mittlerweile nicht mehr en vogue sei, frei oder ohne nachzudenken, zu zeichnen. Alles solle möglichst eine politische Message haben. Das klingt anstrengend für mich und konterkariert die Idee des Kreativseins und die Möglichkeit, seine Gefühle auf Leinwand zu bannen. Aber vielleicht ändert sich diese Sichtweise ja wieder. Es wäre wünschenswert.

Share
Share this Post