Wenn der Zahnarzt weniger schmerzt als das Dating
Es ist ein lauer Spätersommerabend in New York – oder sagen wir in Braunschweig – als ich mich plötzlich in einer Situation wiederfinde, die so bizarr war, dass sie fast schon romantisch hätte sein können… wenn da nicht die Frage nach Vertrauen und einem Blind Date im Raum gestanden hätte.
Alles beginnt mit einem Bild. Ein harmloses Bild, aufgenommen vor der prächtigen Sultan-Qaboos-Moschee im Oman – ein exotischer Ort, an dem Träume und ferne Abenteuer in der Luft liegen. Ich dachte mir nicht viel dabei, als ich es auf einem Dating-Profil entdeckte. Aber meine Neugier war geweckt. Doch wie hätte ich ahnen können, dass dieses Bild mehr auslösen würde, als ein einfaches: „Hey, cooles Foto!“?
„Schick mir doch noch ein Bild“, kommt es von ihm. Frank ist der Name. „Man erkennt dich so schlecht.“
In dem Moment konnte ich Carrie Bradshaw geradezu hören: „Schlechtes Licht oder schlechter Charakter?“ Ich entschied mich für das erstere. Dennoch verspüre ich nicht die geringste Lust, ihm noch ein Bild zu schicken. Nicht per SMS oder per WhatsApp. Ich meine, wer weiß schon, wer am anderen Ende der sozialen Medien sitzt und was dann mit dem Bild passiert?
„So wird das nichts mit uns,“ schreibt Frank und setzt noch einen drauf: „Du musst mir mal vertrauen.“
Vertrauen? Das Wort klingt in meinen Ohren wie ein unerfüllter Vertrag. Frank, der mich nur von einem kurzen Chat kennt, erwartet Vertrauen? Vertrauen kommt nicht durch ein Bild, dachte ich. Vertrauen baut sich auf durch… nun ja, alles andere.
„Oder dann Blind Date“, schreibt er plötzlich, als keine Reaktion mehr von meiner Seite kommt. Es klingt fast verzweifelt, als hätte er die Hoffnung auf Fotos und auf meine spontane Begeisterung aufgegeben.
„Drei Dinge kommen nicht zurück,“ antworte ich weise, fast wie ein arabisches Sprichwort, das man auf einem Pinterest-Board findet: „das gesprochene Wort, der abgeschossene Pfeil und die versäumte Gelegenheit.“
Damit dachte ich, hätte ich die Sache souverän beendet.
Aber wie bei jedem guten Drama – und Frank schien das intuitiv zu wissen – kam zwei Wochen später eine Nachricht aus dem Nichts: „Guten Abend und liebe Grüße nach BS.“
Ich muss schmunzeln. Zwei Wochen Stille, und jetzt das? Es schien, als hätte ich in Franks Welt nur darauf gewartet, dass er wieder auftaucht. Manchmal ist das Herz der Männer schwer zu entschlüsseln… oder vielleicht auch einfach nur schwer von Begriff.
„Hast du noch Hoffnung?“ frage ich amüsiert.
„Ja… die sollte man nie aufgeben!!!“ lautet die Antwort. Drei Ausrufezeichen. Drei!
Wie ein Seemann, der das Ufer nie ganz verlassen hat, versucht Frank es erneut. Und während ich über seine tapfere Beharrlichkeit nachdenke, erinnere ich mich an eine weitere Dating-Weisheit: „Exotische Orte und exotische Gespräche passen nicht immer zusammen.“
Ich biete ihm einen Spaziergang an. Eine Chance. Bürgerpark, 15 Uhr, Treffpunkt vor einem Hotel. Einfach, unkompliziert, wie ich dachte.
Doch Frank hat andere Pläne. „Tut mir leid, ich kann diese Woche nicht. Vielleicht nächste Woche?“
Vielleicht. Ein Wort, das in der Dating-Welt zwischen Hoffnung und Resignation schwebt. Doch während er mir noch versichert, dass er „nicht beim Zahnarzt“ sei – was ich ehrlich gesagt nie in Frage gestellt habe – entscheide ich, dass sich das Ganze doch eher wie ein misslungener Bergsteiger-Ausflug anfühlt. Nicht, weil ich unbedingt auf den Gipfel des Kennenlernens gelangen möchte, sondern weil ich mich fragte, wie viele „nächste Wochen“ es noch geben würde.
Und dann, in einem finalen Akt der Selbsterkenntnis, kommt von ihm die ultimative Nachricht: „Ich brauche eine Frau und keine Bergsteigerin.“
Nun, Frank. Ich bin keine Bergsteigerin. Aber ich weiß eines: Manchmal ist der größte Berg, den man erklimmen muss, die Fähigkeit, ein einfaches „Nein“ zu akzeptieren.
Wie Carrie Bradshaw sagen würde: „Manchmal sind die größten Abenteuer diejenigen, die man nicht erlebt.“