Where is the revolution?

Christina/ April 3, 2018/ Kategorien, Philosophisches

„Where’s the revolution“ fragen Depeche Mode auf Ihrer CD „Spirit“. Und da die britische Popgruppe mit ihren Lieder für mich immer auf der Höhe der Zeit ist, haben sie auch diesmal ins Schwarze getroffen. Nie schien mir die Frage nach einer Revolution berechtigter zu sein als gerade jetzt, wo die Welt an allen Ecken und Enden Kopf zu stehen scheint.

Angefangen mit der Despotendämmerung, die weltweit um sich greift und von Nordkorea, über China, die Vereinigten Staaten bis nach Russland und der Türkei reicht. Hier scheinen die diktatorischen Regime wie Pilze aus dem Boden zu schießen. Gleichzeitig hat die Wirtschaft mit Dieselskandal, Affenversuchen, völlig überzogenen Gehältern und wahnwitzigen Bonuszahlungen jedes Maß verloren. Und auch friedenspolitisch ist die Bilanz sehr ins Ungleichgewicht geraten: In Syrien tobt seit Jahren ein Stellvertreterkrieg, dem niemand Einhalt zu gebieten scheint.

Was ist aus dem hoffnungsvollen Ende des 20. Jahrhunderts mit dem Fall des eisernen Vorhangs durch die Wahl Gorbatschows, dem Abriss der Berliner Mauer und der Freilassung Nelson Mandelas am 11.2.1990 geworden? Als Barack Obama im November 2008 zum ersten farbigen Präsidenten Amerikas gewählt wurde, sah alles noch so hoffnungsvoll aus. Und nun, fast 10 Jahre später, nach einer beispiellosen Flüchtlingswelle, die Europa überschwemmt hat, ist alles anders? Die Festung Europa steht nicht nur, sondern schottet sich immer mehr ab? Staaten wie Großbritannien glauben nicht mehr an die gemeinsame europäische Idee und machen lieber wieder ihr eigenes „Ding“? Ängste, dass Länder wie Frankreich oder Italien diesem Beispiel folgen könnten griffen nicht nur an der Börse um sich. Ist das die Zukunft Europas, der (Rück-)Schritt in das nationale Einzelstaatentum?

Ist es tatsächlich so, dass jeder Staat für sich alleine besser dasteht als in der Gemeinschaft? Und heißt das im Umkehrschluss, dass Solidarität gerade in Zeiten der Krise keine Berechtigung hat? Denkt in der Krise jeder nur an sich und an sein Wohl? Wo zum Beispiel ist die internationale Gemeinschaft in Form der Vereinten Nationen im Fall Syriens? Und, ist es nicht zu kurz gedacht anzunehmen, dass uns Kriege fernab unserer Heimat nichts angehen? Was soll aus der Generation werden, die im Krieg aufgewachsen ist und nichts anderes kennt als Tod, Verzweiflung und Entbehrungen und das Gefühl, vom Rest der Welt nicht nur im Stich gelassen sondern sogar zum Spielplatz ihrer Waffenübungen zu werden?

Und, wem soll man denn noch vertrauen können, wennn selbst die vermeintlich „Guten“ sich als der maskierte Teufel herausstellen, wie zuletzt beim OXFAM-Skandal, wo laut Berichten eine „Kultur des sexullen Missbrauchs“ herrscht? Was ist das für eine Welt, wo selbst im 21. Jahrhundert die Starken immer noch die Schwachen beherrschen und die Reichen sich das Leben gestalten frei nach dem Motto: „Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt?“

Ist es naiv entrüstet zu sein, wenn Investoren vor laufender Kamera skandieren, dass sie in ihrem neuen Luxus-Resort nur Leute haben wollen, die 2 Millionen für ein Haus ausgeben können oder mindestens 1.500 Euro für eine Übernachtung, „alle anderen werden wir eliminieren.“ Was für eine Welt ist das, in der die Reichen sich Zufluchtsorte bauen, um mit dem Elend in der Welt, dass sie mitverschulden, nichts zu tun zu haben? Und wie neutral sind Staaten wie die Schweiz wirklich, wenn sie solche Investoren, wie die Gesellschafter der Swiss Alps Andermatt oder Steuerflüchtlinge wie Marc Rich (Nomen est omen?), Firmengründer von Glencore, beherbergen? Und, warum investieren Milliardäre wie der ägyptische Geschäftsmann Samih Sawiris ihr Geld in Andermatt und nicht im eigenen Land, um den Menschen dort eine Perspektive zu geben? Ja, ich weiß, aber Sawiris künstliches Projekt „El Gouna“ im Sinai ist für mich keine Investition in die Menschen. Ist das die Antwort: „Ein ägyptischer Multi-Millionär mit westlichem Gebaren der zudem fließend Deutsch spricht?“ Klar, kein Rauschebart, kein öffentliches Bekenntnis zum Islam und westliche Kleidung – der Mann ist mehr Europäer als alles andere und er spielt ganz oben mit.

Und der Rest der Welt? Der nimmt das alles so hin? Waren die letzten Wahlen in Deutschland wirklich Wahlen des Protests? Und wenn ja, was ist daraus geworden, eine selbstgefällige Koalition in der alle froh sind, dass sie ihre politischen Ämter verteidigt und damit ihre Macht und ihre Pensionsansprüche behalten haben? Lähmung statt Protest? Shoppen statt Entrüstung?

Where is the Revolution? Come on people you are letting me down!

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